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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wüstenfuchs – Wyatt (Sir Matthew Digby)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wüstenfeld'

histor. Klasse W. seit 1876 ist; die ältern betreffen die Geographie von Arabien und die Geschichte und Topographie von Medina, die neuern sind: «Die Statthalter von Ägypten» (4 Abteil., 1875–76), «Die Übersetzungen arab. Werke in das Lateinische» (1877), «Das Heerwesen der Mohammedaner» (1880), «Geschichte der Fatimiden» (1881), «Die Geschichtschreiber der Araber» (1882), «Jemen im 11. Jahrh. und die Kriege der Türken» (1885), «Fachr ed-din, der Drusenfürst» (1886), «Der Imam el-Schâfi'i, seine Schüler und Anhänger» (3 Tle., 1890–81).

Wüstenfuchs, s. Fennek und Tafel: Wilde Hunde und Hyänen I, Fig. 1, beim Artikel Hunde.

Wüstenhallucination oder Wüstenwahnsinn, eine eigentümliche transitorische Sinnesstörung in Form von Hallucinationen (s. d.), die nicht selten bei Wüstenreisenden auftritt. Meist betreffen die Hallucinationen den Gesichtssinn, der Ergriffene erblickt lachende Landschaften, lange Züge von Kamelen, Bäume, Brunnen u.dgl.; seltener sind Gehörstäuschungen. Gewöhnlich treten die Hallucinationen, deren Ursache starke Erschöpfung, mangelhafte Nahrung und der Mangel an abwechselnden Sinneseindrücken sind, in der Zeit von Mitternacht bis zum Tagesanbruch auf. Das beste Mittel dagegen ist der Schlaf. Die W. sind nicht zu verwechseln mit den wirklichen Erscheinungen der Luftspiegelung (s. d.).

Wüstenhühner, s. Flughühner.

Wüstenläufer, ägyptischer, s. Krokodilwächter.

Wüstenluchs, Karakal, s. Luchs.

Wüstensalz, s. Salz.

Wüstenschlangen, s. Psammophiden.

Wüstenwahnsinn, s. Wüstenhallucination.

Wüstenwinde, Winde, die in der Wüste auftreten oder von den Wüsten in benachbarte Gegenden übertreten. Sie zeichnen sich durch extreme Temperaturen aus und sind meist außerordentlich warm. Als W. können vorzüglich gelten der Samûm (s. d.), Leste (s. d.), Leveche (s. d.), Sirocco (s. d.), Harmattan.

Wusterhausen. 1) Stadt im Kreis Ruppin des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an der Dosse und der Nebenlinie Neustadt a.d. Dosse-Meyenburg der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neuruppin), hat (1895) 3187 E., darunter 28 Katholiken und 11 Israeliten, Post, Telegraph, evang. Kirche; Schuh- und Cigarrenmacherei, Ackerbau und Viehzucht. W. ist seit 1250 Stadt. – Vgl. Altrichter, Geschichte der Stadt W. (Neuruppin1888). –

2) Flecken, s. Königs-Wusterhausen.

Wüstewaltersdorf, Dorf im Kreis Waldenburg des preuß. Reg.-Bez. Breslau, am Eulengebirge, hat (1895) 2411 E., darunter etwa 300 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche; Leinwand- und Baumwollweberei, Färberei, Bleicherei und Appreturanstalten.

Wustmann, Gustav Moritz, Schriftsteller, s. Bd. 17.

Wustrow, Dorf und Seebad in Mecklenburg-Schwerin, auf dem sog. Fischland, einer Halbinsel zwischen Ostsee und Saaler Bodden, ist Dampferstation und hat (1895) 1050 evang. E., Post, Telegraph, neue Kirche, Strandpromenaden, Strandpavillon, Navigationsschule, doppelte Station zur Rettung Schiffbrüchiger und Schiffahrt.

Wut, s. Manie und Hundswut.

Wutach, rechter Nebenfluß des Rheins in Baden, entsteht im Schwarzwalde im Feldsee (s. d.) als ↔ Seebach, durchfließt den Titisee (s. d.), bildet dann als Gutach in östl. Richtung ein schönes, tief eingeschnittenes Thal bis Achdorf, wendet sich nach SW. und mündet, 112 km lang, bei Waldshut.

Wütendes Heer, s. Wilde Jagd.

Wutgift, s. Hundswut.

Wutki (russ.), s. Wodka.

Wutkrankheit, s. Hundswut.

Wu-tschang, Hauptstadt der chines. Provinz Hu-pe (s. d.), am Jang-tse-kiang, in den hier der Han-kiang mündet, und der die Stadt von Han-jang und dem Vertragshafen Han-kou (s. d.) trennt, hat 4–500000 E., ist Sitz eines Oberstatthalters und ein bedeutender Handelsplatz, namentlich in Baumwollwaren und Opium, für den Binnenverkehr.

Wuttke, Heinr., Geschichtsforscher, geb. 12. Febr. 1818 zu Brieg in Schlesien, widmete sich in Breslau histor. Studien, ging 1839 nach Berlin und 1840 nach Leipzig, wo er sich Ostern 1841 habilitierte und 1848 eine ordentliche Professur erhielt. 1848 wurde er in das Vorparlament nach Frankfurt entsandt. Nach Rob. Blums Tode trat W. als dessen Stellvertreter in die Deutsche Nationalversammlung ein. Er wurde hier Mitbegründer der Großdeutschen Partei. In späterer Zeit, insbesondere nach 1866, verschärfte sich sein großdeutscher Standpunkt zu einer immer leidenschaftlichern Opposition. Er starb 14. Juni 1876 zu Leipzig. Den panslawistischen Ideen trat W. mit der Schrift «Polen und Deutsche» (Schkeuditz 1847) entgegen. Ferner veröffentlichte er «Die Entwicklung der öffentlichen Verhältnisse Schlesiens» (2 Bde., Lpz. 1842–43), «Die schles. Stände» (ebd.1847), «Erdkunde und Karten des Mittelalters» (ebd. 1854), «Die Kosmographie des Istriers Aithicus im lat. Auszuge des Hieronymus» (ebd. 1854) sowie eine Denkschrift über die Echtheit derselben (ebd. 1854); ferner «Die Völkerschlacht bei Leipzig» (Berl. 1863 u.ö.), «Städtebuch des Landes Posen» (Lpz. 1864; Nachtrag 1866), «Die deutschen Zeitschriften und die Entstehung der öffentlichen Meinung» (3. Aufl., ebd. 1875), «Denkschrift über das geistige Eigentum» (ebd. 1866), «Über die Gewißheit der Geschichte» (ebd. 1865), «Geschichte der Schrift und des Schrifttums», Bd. 1: «Die Entstebung der Schrift» (ebd. 1872). Aus seinem Nachlaß erschien «Zur Vorgeschichte der Bartholomäusnacht» (Lpz. 1876).

Wutz, ind. Stahl, s. Wootz.

Wu-zön-tao, chines. Name der Bonin-Inseln (s. d.).

W. Va., offizielle Abkürzung für den nordamerik. Staat Westvirginia.

W. W., Abkürzung für Wiener Währung (s. d.).

Wyandot (spr. weiĕndótt), Indianerstamm,s. Huronen.

Wyandottehuhn (spr. weiĕndótt-), s. Haushuhn.

Wyatt (spr. weiĕt), James, engl. Baumeister, geb. 3. Aug. 1748 in Burton Constable, seit 1806 Präsident der Malerakademie in London, gest. 5. Sept. 1813 in Marlborough, war für die Wiederaufnahme des von der Nachahmung des Palladio verdrängten got. Stils in England thätig und leistete auch als Restaurator für seine Zeit Tüchtiges, wenngleich seinen Arbeiten große Nüchternheit und Formenarmut anhängt. Sein Hauptbau ist die Abtei Fonthill.

Wyatt (spr. weiĕt), Sir Matthew Digby, engl. Architekt und Kunstschriftsteller, geb. 1820 in Rowde, trat in das Bureau seines Bruders Thomas W. 1844–46 machte er Kunstreisen in Frankreich, Deutschland und Italien und gab 1848 seine Stu-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 882.