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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Xanthelasma - Xanthos.

Beginn des Mittelalters scheint der Ort, nun X. genannt, Hauptstadt eines germanischen Reichs gewesen zu sein; wenigstens macht ihn das Nibelungenlied zur Residenz Siegfrieds. Später gehörte er dem Erzstift Köln und ward 1116 der Abtei Siegburg zur Gründung eines Zweigklosters übergeben, dessen Vogtei der Graf von Kleve erhielt. Da sich Köln die Oberhoheit vorbehielt, entstand ein langwieriger Streit, der erst 1481 mit der Übergabe der Stadt X. an Kleve endete. Hier wurde 12. Nov. 1614 der jülich-klevische Erbfolgestreit durch einen vorläufigen Teilungsvertrag zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg geschlichtet.

Xanthelásma (v. griech. xanthos, blond), strohgelbe scharf umschriebene Flecke, welche in der Haut, namentlich der Augenlider (X. palpebrarum), vorkommen. Sie sind entweder flach oder knötchenartig erhaben, bestehen aus einer bindegewebigen Verdickung der Lederhaut mit Fettgewebseinlagerung und Fettentartung des Bindegewebes selbst. Die Entstehungsursachen des X. sind unbekannt; wenn man sie aus Schönheitsrücksichten entfernen will, so muß dies durch Abtragen mit dem Messer geschehen.

Xanthi (türk. Eskidsche), Stadt im türk. Wilajet Adrianopel, Sandschak Gümüldschina, am Fuß des gleichnamigen Gebirges, 33 km nordnordöstlich von der Mündung des Nestos (Karasu) gelegen, mit bedeutendem Tabakshandel und 10,000 Einw. Sie ist Sitz eines türkischen Kaimakams, eines Kadis, eines Muftis, eines griechischen Erzbischofs und Vizekonsuls. 26 km südlich von X. auf dem Vorgebirge Bulustra Burun die Ruinen des antiken Abdera.

Xanthippe, die Gattin des Sokrates, die (vielleicht mit Unrecht) zum Typus einer bösen, zanksüchtigen Ehefrau geworden ist. Vgl. Zeller, Vorträge und Abhandlungen (2. Aufl., Leipz. 1875).

Xanthippos, 1) athen. Feldherr, Sohn des Ariphron, aus dem vornehmen attischen Geschlecht der Buzygen, klagte 489 v. Chr. den Miltiades (s. d.) an, erhielt 479 den Oberbefehl über die athenische Flotte, mit der er bei Mykale siegte, und eroberte Sestos. Der berühmte Perikles war sein Sohn. - 2) Spartaner, kam während des ersten Punischen Kriegs mit andern Freiwilligen nach Karthago und erhielt hier den Oberbefehl über die Truppen. Er schlug 255 v. Chr. bei Tunes den römischen Feldherrn Regulus, der selbst in Gefangenschaft fiel, ward aber in der Folge von den Karthagern mit Undank belohnt, nach der Behauptung einiger Geschichtschreiber sogar ermordet.

Xanthium L. (Spitzklette, Kropfklette), Gattung aus der Familie der Kompositen, einjährige, kahle, stachlige oder steifhaarige Kräuter mit abwechselnden, gelappten oder eingeschnittenen Blättern und grünen, einhäusigen Blüten, von denen die weiblichen paarweise in einer später erhärtenden Hülle, die männlichen in Köpfchen zusammenstehen, welche sich in den achsel- oder endständigen, kurzen, knäuelartigen Ähren stets oben befinden. Die Frucht ist vom Hüllkelch eingeschlossen und mit hakigen Stacheln versehen. 4 (20) Arten. X. strumarium L., graugrün, 15-60 cm hoch, mit dreilappigen, gezahnten Blättern, war schon den Alten bekannt und findet sich auf der nördlichen Halbkugel an feuchten Orten, Wegen u. dgl. nicht selten. In Europa tritt sie überall bis 58° nördl. Br. auf. In Deutschland, Belgien, Frankreich und einigen Kronländern Österreichs wächst sie weitverbreitet, fast immer aber zerstreut und wenig häufig. In Spanien, Italien, Griechenland und besonders in Ungarn und dem mittlern und südlichen Rußland ist dagegen ihre Verbreitung eine allgemeine. Auch in Asien, Afrika und Amerika kommt sie mehrfach vor, und für viele Orte ließ sich mit voller Sicherheit nachweisen, daß die Pflanze vor kürzerer oder längerer Zeit durch spanische und ungarische Wolle, in welcher die stachligen Früchte leicht haften, verschleppt sei. X. spinosum L., kenntlich an drei gabeligen Dornen am Grunde der Blätter, findet sich in ganz Europa mit Ausnahme von Schweden, Norwegen und Dänemark. Es stammt aus dem südlichen Rußland und verbreitete sich von dort, indem die Früchte den Borsten der Schweine, den Mähnen der Pferde, dem Vlies der Schafe etc. anhafteten, oder indem sie mit allerlei Handelsartikeln, wie Wolle, Häuten, Lohe, Getreide etc., verschleppt wurden; in der Walachei, in Serbien, Ungarn etc. ist es eine wahre Landplage geworden. Ebenso ist es nach Algerien, Chile, den La Plata-Staaten, Uruguay, Brasilien, Nordamerika, dem Kap und Australien verschleppt worden, bedeckt zum Teil weite Strecken und beeinträchtigt die Wollproduktion in hohem Grad.

Xanthogensäure (Äthyldisulfokarbonsäure) C3H6OS2 ^[C_{3}H_{6}OS_{2}] entsteht als Kaliumsalz in farblosen, seideglänzenden Nadeln, wenn zu einer alkoholischen Kalilösung Schwefelkohlenstoff gesetzt wird. Auf Zusatz von verdünnter Schwefelsäure zu dem Kaliumsalz scheidet sich X. als ölförmige Flüssigkeit ab, die stechend riecht, bitter und brennend schmeckt, in Wasser unlöslich ist und schon bei 24° in Alkohol und Schwefelkohlenstoff zerfällt. Das Kaliumsalz riecht eigentümlich, schmeckt schwefelartig, ist leicht löslich in Wasser, färbt sich an der Luft gelb, färbt die Haut gelb, zerfällt bei Erhitzen der Lösung in Kohlensäure, Schwefelwasserstoff und Alkohol. Es dient zur Bestimmung der Salpetersäure, des Kupfers, als Reagens auf Eiweißkörper, zum Einbeizen von Getreide, gegen Reblaus und Erdflöhe. Mit Salpeter und Kohle bildet es das explosive Xanthospulver.

Xanthophyll, s. Chlorophyll.

Xanthopikrit, s. Berberin.

Xanthopsie (griech.), s. Gelbsehen.

Xanthorrhoea Smith (Grasbaum, Gelbharzbaum), Gattung aus der Familie der Liliaceen, Gewächse vom Habitus der Dracänen mit holzigem Stamm, grasartigen Blättern, langem, dicht mit Blüten besetztem Kolben und holzigen, dreifächerigen, ein- bis zweisamigen Kapseln. X. hastilis Smith, mit 6 m hohem Schaft, gedrängt stehenden, nach allen Seiten ausgebreiteten, linealen Blättern, liefert das gelbe Akaroidharz. X. arborea R. Br., mit ästigem, baumartigem Stamm, liefert Nutzholz und rotes Akaroidharz (s. d.). Diese Pflanzen bilden einen charakteristischen Bestandteil mancher australischer Landschaften. Sämtliche Arten geben ein treffliches Viehfutter, und die Eingebornen bereiten aus den zarten innern Blättern eine schmackhafte Speise.

Xanthorrhöaharz, s. v. w. Akaroidharz.

Xanthos, Fluß, s. Skamandros.

Xanthos, im Altertum Stadt in Lykien, Sitz der Bundesversammlung, 12 km von der Mündung des Flusses X. (jetzt Kodscha Tschai), wurde zuerst um 546 v. Chr. von den Persern unter Harpagos, dann 43 von den Römern unter Brutus zerstört und ging später durch Erdbeben vollends zu Grunde. Die großartigen Ruinen der Stadt (Tempel, Gräber, Stadtmauern, Triumphbogen, Theater) liegen beim heutigen Günik. Die von C. Fellows entdeckten, für die Kunstgeschichte äußerst wichtigen Marmordenkmäler (Harpyien- und Nereidendenkmal) von X. sind 1843 dem Britischen Museum einverleibt worden; neuere Forschungen wurden von Benndorf u. a. angestellt.