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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Zaffer - Zahlensystem.

Zaffer (Kobaltsafflor), s. Kobaltoxydulsalze.

Zafra, Bezirksstadt in der span. Provinz Badajoz, an der Eisenbahn Merida-Sevilla, mit altem Kastell, Kupferbergbau, Gerbereien, großem Jahrmarkt und (1878) 5595 Einw.

Zagarolo, Dorf in der ital. Provinz Rom, mit antiken Bauresten und (1881) 5326 Einw. Hier fand 1591 in einem dem Fürsten von Rospigliosi gehörigen Landhaus eine Versammlung von Gelehrten statt, welche eine Revision der Vulgata unternahmen.

Zagazig, s. Zakasik.

Zagora, s. Helikon.

Zagore, Art kleiner Republik im Gebiet des türk. Wilajets Janina, nordöstlich dieser Stadt, ist einer der kultiviertesten und zivilisiertesten Teile der europäischen Türkei, mit 46 Ortschaften und insgesamt 25-30,000 Einw. (meist Griechen, zum Teil Zinzaren), welche sich namentlich mit Seidenbau und Wollweberei beschäftigen, zum Teil auch als Kaufleute und Naturärzte in die Fremde gehen. Z. zeichnet sich durch einen wohlgeordneten Schulunterricht aus und hat eine eigne Verfassung, welche 1850 von der Pforte anerkannt worden sein soll.

Zagorien, Name für den gebirgigen Landstrich in der Nordwestecke Kroatien-Slawoniens, der sich oberhalb der Save zwischen Agram und Warasdin erstreckt und von der Zagorianer Bahn durchschnitten wird. Er umfaßt ein Gebiet von 1430 qkm (25,9 QM.), ist überaus reich an malerischen Landschaften (»kroatische Schweiz«). Hauptfluß ist die Krapina. Z. produziert viel Getreide, Obst und Wein und hat auch ergiebige Kohlenlager, die Bevölkerung ist jedoch arm. Die nennenswertesten Orte in Z. sind Krapina (mit Bad Krapina-Töplitz), Macse, Bedinja und Ivanec.

Zagreb, der kroat. Name von Agram.

Zagreus, der unterirdische Dionysos, den Zeus in Schlangen- oder Drachengestalt mit der Persephone zeugte. Die eifersüchtige Hera ließ ihn durch die Titanen zerstückeln, aber das Herz blieb unversehrt, und dieses brachte Athene dem Zeus, welcher es verzehrte und aus demselben einen zweiten Z. zeugte. Mancher ursprüngliche Zug des Z. ging auf den thebanischen Dionysos und auf Iakchos über (s. Dionysos, S. 997). Vgl. Lobeck, Aglaophamus, S. 547 ff.

Zagyva (spr. saddjwa), 167 km langer Fluß in Ungarn, entspringt im Neograder Komitat am Berg Medves, umfließt in langem Bogen den Westteil des Matragebirges, betritt bei Hatvan das Tiefland und mündet bei Szolnok in die Theiß.

Zähigkeit, s. Dehnbarkeit.

Zahl, eine Menge von Einheiten einer und derselben Art. Die dadurch gebildete Größe selbst heißt eine benannte, unreine oder konkrete Z., z. B. 6 Pfund, 8 Mark; die bloße Menge der Einheiten, ohne Rücksicht auf die Beschaffenheit der letztern, eine unbenannte, reine oder abstrakte Z. Man unterscheidet ferner ganze und gebrochene Zahlen (s. Bruch); die Arithmetik führt außerdem auf die Gegensätze zwischen positiven und negativen, rationalen und irrationalen, reellen und imaginären sowie komplexen Zahlen. Die ganzen Zahlen teilt man in Primzahlen oder einfache und (durch Multiplikation aus Primzahlen) zusammengesetzte Zahlen; die durch 2 teilbaren Zahlen unterscheidet man als gerade von den ungeraden. Vgl. Arithmetik, Irrational, Rational, Komplexe Größen, Primzahl; über die Bezeichnung der Zahlen s. Ziffern; über die Bedeutung derselben vgl. Dedekind, Was sind und was sollen die Zahlen? (Braunschw. 1888).

Zählapparate (Zählwerke), Instrumente zur selbstthätigen Aufzeichnung der Anzahl von aufeinander folgenden gleichartigen Wirkungen. Die im Maschinenbau gebräuchlichen Z. geben meist die in einem bestimmten Zeitraum vollbrachten Umdrehungen oder andre Bewegungsperioden eines Maschinenteils an und bestehen gewöhnlich aus einer Anzahl nebeneinander liegender Schalträder, welche so verbunden sind, daß, wenn je ein Rad sich einmal herumgedreht hat, das nächstfolgende um eine Zehntelumdrehung geschaltet wird, so daß die Zehnteldrehungen, welche durch die auf den Rädern angebrachten Ziffern von 1-9 abzulesen sind, den Stellenwert der Ziffern einer mehrstelligen Zahl erhalten; sind z. B. 716 Umdrehungen gezählt worden, so hat sich das Einerrad 71,6mal gedreht und steht auf 6, das Zehnerrad 7,1mal und steht auf 1, das Hundertsterrad 0,7mal und steht auf 7. Liest man die angezeigten Ziffern als Zahl, so heißt dieselbe demnach 716. Bei den ältern Zählapparaten von Schäffer und Budenberg in Buckau-Magdeburg stecken die Zählräder auf getrennten parallelen Achsen, während sie bei neuern Anordnungen auf Einer Achse stecken, was eine kompendiösere Form gibt. Die Bewegungsübertragung kann durch Zahnräder, Schalträder oder eine Schraube ohne Ende erfolgen. Letztere Methode kommt namentlich zur Anwendung bei den Tourenzählern für vorübergehende Beobachtung, welche, an das mit einem Körnerschlag versehene freie Ende einer Welle gehalten, deren Tourenzahl pro Minute angeben. Hier nimmt eine kleine Welle, durch Reibung mitgenommen, an der Umdrehung teil und treibt durch eine Schraube ohne Ende zwei Zahnräder mit 100 und 101 Zähnen. Nach 100 Umdrehungen der Welle hat sich das erste Rad einmal gedreht, während erst nach 10,000 Umdrehungen beide Räder eine gegenseitige Umdrehung gemacht haben. Es zählen daher die durch einen Zeiger ablesbaren Hundertstel der relativen Umdrehung je 100 Touren, während ein Hundertstel einer Umdrehung des 100zähnigen Rades gegen das Gestellchen des Zählapparats einfache Touren ablesen läßt. Zu den Zählapparaten gehören auch: die Pedometer (Schrittzähler), bei denen die Hebung und Senkung des Körpers bei jedem Schritt eine zählbare periodische Bewegung veranlaßt, die Hodometer (Wegmesser), die sogen. Tourniquets oder Personenzähler, die Gaszähler, Wassermesser und andre besondern Zwecken dienende Z., welche alle auf ähnlichen Prinzipien beruhen. Zu den Zählapparaten kann man auch die in den Münzstätten gebräuchlichen Zählbretter rechnen, welche z. B. 100 Gruben enthalten, in deren jede eine Münze paßt. Schüttet man eine Handvoll Münzen darauf, so füllt sich das Brett mit 100 Stück, und die übrigen gleiten leicht ab. Vgl. Rühlmann, Allgemeine Maschinenlehre, Bd. 1 (2. Aufl., Braunschw. 1875).

Zahlbach, ehemals Dorf, jetzt Bestandteil der Stadt Mainz, südwestlich vor dem Gauthor dieser Stadt, merkwürdig durch die Trümmer einer großen römischen Wasserleitung (s. Mainz, S. 121).

Zählende Güter, s. Stückgüter.

Zahlenlotterie, s. Lotterie, S. 927.

Zahlensymbolik, s. Symbolik.

Zahlensystem, das Verfahren, alle Zahlen mit Hilfe einiger weniger auszudrücken in der Form a + bX + cX² + dX³ +... Dabei sind a, b, c etc. Einer, d. h. Zahlen von 1 bis X-1, auch kann darunter die Null vorkommen; X ist die Grundzahl des Zahlensystems, und deren Potenzen X, X², X³ etc. nennt man Stufenzahlen der ersten, zweiten, drit-^[folgende Seite]