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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Zungenpfeifen - Zunz.

Zungenpfeifen (Lingualpfeifen), Pfeifen, bei welken die Tonerzeugung durch regelmäßig wechselndes Öffnen und Schließen eines Windwegs mittels schwingender Zungen geschieht, wie bei den Klarinetten, Oboen, Fagotten etc. (vgl. Blasinstrumente). Die Zungenstimmen der Orgel weisen wenig prinzipielle Unterschiede auf. Je nachdem die Zungen stärker, widerstandsfähiger gebaut sind, ist ein stärkerer Wind zur Ansprache erforderlich und entsteht demzufolge ein stärkerer Ton; auch wird durch oben erweiterte (trichterförmige) Aufsätze die Tonstärke vergrößert, durch oben verengerte (halbgedeckte) dagegen vermindert. So entstehen die Register Posaune, Trompete, Fagott (Dolcian), Oboe, Schalmei, Kornett (Zinken) u. a.

Zungenpilz, s. Fistulina.

Zungenreden, s. Glossolalie.

Zungenschlundkopfnerv, s. Gehirn, S. 3.

Zungenstrecken der Pferde, eine üble Angewohnheit, bei welcher die mit Trense oder Kandare aufgezäumten Pferde während der Arbeit den vordern Teil der Zunge entweder aus einem Lippenwinkel zur Seite oder durch das Schneidezahngebiß nach vorn hervorstrecken. Das Z. (Bläken) behindert den Gebrauch der Pferde nicht, doch wird durch dasselbe der Luxuswert und demgemäß auch der Kaufwert erheblich vermindert. Bisweilen verletzen die Pferde bei plötzlichem Stürzen oder Springen auch die hervorgestreckte Zunge mit den Schneidezähnen.

Zungenvorfall, s. Zunge.

Zungenwürmer, s. Spinnentiere, S. 154.

Zuni, Indianerdorf an der Westgrenze des nordamerikan. Territoriums Neumexiko, mit sogen. Casas grandes oder terrassenförmig in drei Stockwerken erbauten Häusern.

Zünsler (Lichtmotten, Pyralidae), Familie aus der Ordnung der Schmetterlinge, schlank gebaute Kleinschmetterlinge mit zarten, gestreckten, in der Ruhe mit dem Innenrand aneinander schließenden Flügeln, von denen die vordern meist länglich dreieckig, die hintern verhältnismäßig breit sind. Die Fühler sind borstig, beim Männchen häufig gekämmt, die Nebenaugen oft deutlich, die Lippentaster meist sehr groß, den Kopf weit überragend, die Beine sehr lang und dünn, an den Hinterschienen mit zwei Dornenpaaren bewehrt. Die 14-16beinigen Raupen sind einzeln und dünn behaart oder nackt, nach den Enden hin verjüngt und leben im Mark von Pflanzenstengeln oder frei auf den Pflanzen. Der Hopfenzünsler (Hypena rostralis L.), 26 mm breit, mit braunen Vorder- und grauen, seidenglänzenden Hinterflügeln, in Färbung und Zeichnung sehr unbeständig, am Kopf mit langer Behaarung, die eine schnabelartige Spitze bildet, überwintert an geschützter Stelle und macht im Sommer zwei Generationen. Die Raupe ist blaßgrün mit dunklerer Rückenlinie und weißer Linie über den Füßen, schwach behaart, schnellt sich bei jeder Störung in die Höhe (Springraupe) und kann daher leicht vom Hopfen, dessen Blätter sie skelettiert, abgeklopft werden. Die rotbraune Puppe ruht in einem durchsichtigen Kokon zwischen den Stengeln der Futterpflanze, auch in der Erde. Die Fettschabe (Schmalzzünsler, Pyralis pinguinalis L.), 22-30 mm breit, auf den Vorderflügeln rötlichgrau, schwarzgrau gescheckt und heller gewürfelt, an den einfarbigen Hinterflügeln mit langen Fransen, beim Männchen am Hinterleib mit Haarbüscheln, findet sich häufig in Häusern. Die Raupe ist glänzend braun, glatt, lebt von Butter, Schmalz, Talg, Speck, benagt auch lederne Büchereinbände. Gelegentlich mit Fett verschluckt, verursacht sie Kolikschmerzen und wird dann wieder ausgebrochen. Die Saatmotte (Mehlzünsler, Asopia farinalis L.), 20-24 mm breit, auf den Vorderflügeln olivengelb mit zwei weißen Querstrichen und breitem, gelbem Mittelfeld, auf den Hinterflügeln grau mit zwei hellen Schlangenlinien, findet sich von Juli bis September, auch häufig in Häusern, sitzt mit aufgerichtetem Hinterleib, lebt als Raupe im Mehl, frißt auch Körner und Stroh an. Der Kohl- oder Meerrettichzünsler (Botys forficalis L.), 24-26 mm breit, strohgelb, auf den Vorderflügeln blaßgelb mit rostbraunen Schrägstreifen, auf den Hinterflügeln weißlich mit braungelber Bogenbinde, beim Männchen am Hinterleib mit Afterbüschel, macht zwei Generationen im Jahr. Die gelbgrüne Raupe, mit hellbraunem Kopf und längern und dunklern Längsstreifen, überwintert im Gespinst in der Erde und verpuppt sich im Frühjahr. Die Raupe der zweiten Generation richtet an Kohl oft großen Schaden an. Der Rübsaatpfeifer (Pfeifer, Botys margaritalis. Hb., s. Tafel »Schmetterlinge II«), 26 mm breit, auf den Vorderflügeln gelb mit zwei rostbraunen Querlinien und rostbraunem Schrägstrich auf der Spitze, auf den Hinterflügeln hellgelb mit brauner Saumlinie und graubraunem Fleck am Innenwinkel, fliegt im Juni und Juli und legt seine Eier besonders an Rapsschoten. Die gelbgrüne Raupe, mit schwarzem Kopf, zwei schwarzen Nackenschildern, gelber Rückenlinie und schwarzen Warzen, frißt unter einem Gewebe Löcher in die Schoten (welche dadurch einer Pfeife ähnlich werden) und verzehrt die Samen. Sie überwintert in einem Kokon in der Erde und verpuppt sich im Frühjahr. Der Saatzünsler (Botys frumentalis L.), 28 mm breit, strohgelb, auf den Vorderflügeln, am Hinter- und Außenrand der Hinterflügel und auf dem Thorax rostbraun beschuppt, fliegt im Mai und Juni. Die blaßgelbe Raupe, mit rostbraunem Rücken- und schwärzlichen Seitenstreifen, lebt auf Hederich und Raukensenf, welche häufig auf und an Getreidefeldern wachsen, und ist dadurch in den falschen Verdacht gekommen, die Saat zu beschädigen. Sie überwintert in einem Kokon in der Erde und verpuppt sich im Frühjahr. Der große Kiefernzünsler (Fichtenzünsler, große Kiefernmotte, Dioryctria abietella Wien. Verz.), 26 mm breit, auf den Vorderflügeln aschgrau mit zwei weißlichen Querbinden und weißlichem Mittelmond, auf den Hinterflügeln weißlich, am Vorderrand und Saum grau, legt seine Eier im Juni und Juli an Rinde und Zapfen der Kiefern und Fichten. Die hellgrüne bis rötlichbraune Raupe, im Alter hellgrau mit hellem Rückengefäß, bohrt sich in die Rinde ein, frißt die jungen Triebe aus, die sich, wie die angefressenen Zapfen, infolge dessen krümmen, überwintert unter der Rinde oder in Zapfen und verpuppt sich im Frühjahr. Über die Bienenmotte s. d. Vgl. Guenée, Species général des Lépidoptères, Bd. 8 (Par. 1854).

Zunz, Leopold, jüd. Gelehrter, geb. 10. Aug. 1794 zu Detmold, studierte in Göttingen und Berlin Philologie, wurde 1820 Prediger an der Berliner Neuen israelitischen Synagoge, 1824 Mitredakteur der »Spenerschen Zeitung« und wirkte gleichzeitig 1825-29 als provisorischer Direktor der neugegründeten jüdischen Gemeindeschule in Berlin. 1835 ging er als Prediger nach Prag, kehrte aber bald nach Berlin zurück, um die Leitung des 1839 hier errichteten, 1850 wieder eingegangenen Lehrerseminars zu übernehmen. 1845 ward er auch Mitglied der vom Kultusministerium ernannten Kommission, die über Ge-^[folgende Seite]