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Zwergkämpfer – Zwergwirtschaft
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Zwerghühner'
Flügeln und Federfüßen und die japan. Bantams oder Chabos (s. d.).
Zwergmaulbeere, s. Rubus.
Zwergmoschustiere (Tragulidae), die kleinsten, kaum ½ m hohen Wiederkäuer, mit
dreiteiligem Magen und kleinen, aus dem Maule hervorragenden Eckzähnen, ohne Moschusbeutel. Die kleinste Art ist der auf den ostind. Inseln
heimische Kantschil (Moschus pygmaeus L.) von 45 cm Länge.
Zwergmusa, Zierpflanze, s. Musa.
Zwergohreule, s. Eulen (Vögel nebst
Tafel, Fig. 3).
Zwergschlangen (Calamariidae), Familie der
Colubriformia (s. Schlangen) mit 20 Gattungen und 75 Arten von geringer Größe (sehr selten 60,
meist 30, aber auch bloß 20 cm lang), walziger Gestalt, mit kurzem Schwanz, kurzem gegen den Körper nicht abgesetzten Kopf, in 13–17 Reihen
stehenden glatten oder gekielten Schuppen. Zähne meist gleich lang und glatt, selten (in der Gattung
Homalocranium) ist der letzte jederseitige Zahn gefurcht. Die Z. sind in der paläarktischen Region durch eine
(persische) Art vertreten und fehlen auf Neuseeland und den oceanischen Inseln ganz.
Zwergschwertlilie, s. Iris.
Zwergtrappe, Vogel, s. Trappe.
Zwergvölker oder Pygmäen, eine Reihe von Völkern, die, im Innern Afrikas lebend, durch
den auffallend kleinen Wuchs (nicht über 150 cm) und die abweichende (hellere) Hautfarbe von ihren Nachbarn sich unterscheiden. Sagenhafte Kunde
von ihnen findet man schon bei Homer und Herodot; Aristoteles verlegte ihre Wohnsitze an die Quellen des Nils. Im 16. Jahrh. hörten portug. Seefahrer
märchenartige Erzählungen über die Mima und Bake Bake an der Loangoküste; ähnliche Berichte erhielt Krapf 1840 über die Doko südlich von Abessinien
und Koelle 1854 über die Kenkob und Betsan in Westafrika. Du Chaillu traf als erster Europäer 1867 am Gabun persönlich mit dem Zwergvolk der Abongo
(s. Französisch-Kongo) zusammen. Wissenschaftlich beobachtet und beschrieben wurden zuerst die
Akka (s. d. und Tafel: Afrikanische Völkertypen,
Fig. 10) im Lande der Monbuttu durch Schweinfurth. Serpa Pinto berichtete dann über die Mucassequere, Stanley, Wissmann und Wolf über die Batua
oder Watwa, François über die Bapoto im Kongobecken, Kund über die Bojaeli im Hinterland von Kamerun, Emin Pascha über die Z. (Ewe) im Nilgebiet.
Die neueste und ausführlichste Beschreibung verdankt man Stuhlmann, der 1893 zwei Batuafrauen aus der Gegend westlich vom Ruwensori
↔ nach Europa brachte. Das durch die bisherigen Forschungen sicher gewonnene Resultat ist Folgendes. Die Z. sind unter
verschiedenen Namen und ohne irgend welchen polit. Zusammenhang in kleine Gruppen verteilt, von den Quellen des Ituri, am rechten und linken Ufer
des mittlern Kongo, bis zum Unterlauf des Sankuru verbreitet, leben ausschließlich in Wäldern als Jäger und betreiben niemals Ackerbau. Sie sind zwar
kleine, aber wohlproportionierte Leute; die Hautfarbe ist schokoladenbraun oder von gelblichem Grundton. Der untere Gesichtsteil tritt zurück; die Lippen
sind nicht dick gewulstet, das Haupthaar wollig, aber nicht büschelartig wachsend. Rote Lippen und ein weicher, grauweißlicher Haarflaum über den
ganzen Körper bezeichnen den charakteristischen Unterschied vom Negertypus. Sie kleiden sich dürftig in Rindenstoffe, tragen keinerlei Schmuck,
verstümmeln weder die Zähne, noch durchbohren sie die Lippen oder Ohrläppchen; in seltenen Fällen trifft man bei ihnen Beschneidung oder
Tätowierung an. Ihre Waffen sind winzig kleine Bogen mit Rottangsehne, vergiftete Pfeile mit meist hölzerner Spitze. Sie wohnen in halbkugelförmigen,
1-1,3 m hohen Laubhütten und halten sich als Haustiere nur Hunde. Man ist gegenwärtig noch im Zweifel, ob sie eine
ihnen allein eigentümliche Sprache besitzen; vermuthlich sprechen sie überall nur ein etwas verändertes Idiom der benachbarten Negerstämme. Die
meisten Ethnographen der Neuzeit neigen zu der Hypothese, daß die Z. im Kongobecken stammverwandt mit den Buschmännern sind und mit ihnen die
eigentlich autochthone Rasse Afrikas bilden, daß sie einst ein viel größeres Gebiet bewohnten, aus dem sie durch die Einwanderung der Bantustämme in
die Urwälder gedrängt wurden. Z. giebt es auch in Asien, besonders in Vorderindien und Ceylon. Auch hier sind körperliche und geistige Eigenschaften
der weit zerstreuten Stämme, wie der Dschangal, Dschuanga und Putua im Nordosten, der Kurumba in Maisur, der Veda im äußersten Süden, der
Wedda (s. d.) auf Ceylon u.a. so ähnlich, daß sie auch hier als die Reste der Urbevölkerung angesehen werden können. Daß es
auch in Europa früher Z. gegeben hat, scheinen aus der Urzeit stammende Funde, wie z. B. beim Schweizersbild (s. d.), zu zeigen. –
Vgl. Stuhlmann, Mit Emin Pascha ins Herz von Afrika (Berl. 1894).
Zwergwirtschaft, der Landwirtschaftsbetrieb auf einer sehr kleinen Fläche, die eine Familie entweder nur kärglich ernährt oder
deren zu geringer Ertrag zu Nebenbeschäftigungen zwingt. Die Z. kann sowohl bei Pächtern als bei kleinen Grundbesitzern vorkommen. Daß bei
überwiegender Z. die Landwirtschaft in den schlimmsten Verfall geraten muß, ergiebt sich schon daraus, daß in der Z. kein Pferd und häufig nicht einmal
eine Kuh gehalten werden kann, daß keine Maschinen und keine rationellen Betriebsmethoden in ihr Verwendung finden können und Meliorationen kaum
möglich sind. Etwas anderes als die eigentliche Z. ist natürlich die Bebauung eines kleinen Grundstücks, mag es Eigentum oder in Pacht genommen sein,
als Nebenbeschäftigung solcher Personen, deren Hauptverdienst aus einer andern Quelle stammt. Hierher gehört auch die Überweisung kleiner Parzellen
an ländliche Arbeiter, die man in England Allotmentsystem (s. d.) nennt. In Deutschland ist die
Z. besonders im Südwesten verbreitet, wo sie haupt-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1061.