Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

1023

Zwölften - Zz.

Zwölften (Zwölf Nächte), die geheimnisvollste Zeit des Jahrs, welche mit dem heiligen Abend (24. Dezember) beginnt und mit dem Dreikönigsabend (6. Januar) endigt und sich durch zahlreiche an ihr haftende abergläubische Vorstellungen und Bräuche auszeichnet. Wie die Benennung Zwölf (auch Dreizehn) Nächte bekundet, war es ursprünglich das altheidnische Fest der Wintersonnenwende (s. Julfest), wo die Götter des neuen Jahrs, vor allen Wodan (s. d.) und seine Gemahlin Frigg, ihren Umzug hielten. Auch jetzt haben sich diese Namen noch, wenngleich unverstanden, in verschiedenen an das Spinnen sich um diese Zeit knüpfenden Aberglauben in Mecklenburg und der Ukermark gehalten, indem man den Mägden, die nicht abgesponnen haben, mit dem Wode oder der Frick droht, welche ihnen den Wocken zerzausen und besudeln würden, u. dgl. In der Mittelmark bis zum Harz tritt an die Stelle des Wode und der Frick bei demselben Aberglauben Frau Harke, in Thüringen Frau Holle, in Süddeutschland Frau Berchta. Anderweitig erzählt man auch dann vom Umzug des wilden Jägers, des wütenden Heers etc. Man hält die Zeit heilig; sie ist gespensterhaft und bedeutsam. In dieser Zeit wird der Witterungskalender des nächsten Jahrs vom Bauer angelegt. Der Witterung jedes Tags entspricht die eines Monats der Reihe nach. Auch sonst sind diese Tage (auch Lostage genannt) bedeutsam, Träume gelten dann als besonders vorbedeutend, und mannigfach sucht man die Zukunft zu erforschen. Um sich vor den bösen Geistern zu schützen, die in den Z. vorzugsweise ihr Unwesen treiben, herrscht in katholischen Gegenden die Sitte, an gewissen Tagen der Z., die deshalb auch Rauchnächte (s. d.) heißen, Zimmer und Ställe mit Weihwasser zu besprengen und mit Weihrauch zu durchräuchern.

Zwölfweibig, s. Dodecagynus.

Zwolle, Hauptstadt der niederländ. Provinz Overyssel, am Zwarte Water, durch die Wilhelmsfahrt und die Neue Vecht mit der Yssel und der Vecht verbunden, Knotenpunkt der Eisenbahnen Zutphen-Leeuwarden, Almelo-Z. und Utrecht-Kampen, hat 3 Vorstädte, 8 Kirchen (darunter die große reformierte St. Michaeliskirche mit berühmter Orgel), ein Bezirks- und ein Kantonalgericht, ein Gymnasium, eine höhere Bürger-, eine Industrie- und Zeichenschule, eine Seefahrtsschule, ein Naturalienkabinett, Theater, Korrektionshaus, Eisengießereien, Schiffbau, bedeutende Getreide-, Vieh- und Fischmärkte, lebhaften Handel und (1889) 25,914 Einw. Der nahe Agnietenberg, einst mit Kloster, worin Thomas a Kempis lebte, ist jetzt mit schönen Anlagen geziert. - Z. wurde 1233 mit Mauern umgeben, war aber schon früher ein ansehnlicher Handelsplatz. Später wurde es freie Reichsstadt und Mitglied der Hansa 1580 wurden die Katholiken aus der Stadt vertrieben, die sich den Generalstaaten anschloß. 1672 ergab sie sich dem Bischof von Münster, Bernhard von Galen; 1674 wurden die Festungswerke geschleift, dann wiederhergestellt, vor einigen Jahren aber aufs neue geschleift.

Zwönitz, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Chemnitz, an der Zwönitz, Knotenpunkt der Linien Chemnitz-Adorf und Z.-Stollberg der Sächsischen Staatsbahn, 529 m ü. M., hat eine evang. Kirche, Fabrikation von emaillierten Blechwaren, Preßspänen und Papier, Spitzenklöppelei, Schuhmacherei, Gerberei und (1885) 2707 Einwohner.

Zwornik (Isvornik), Bezirksstadt und Festung in Bosnien, Kreis Dolnja-Tuzla, liegt malerisch am felsigen Drinaufer und hat Ruinen eines Franziskanerklosters aus dem 15. Jahrh., (1885) 3030 Einw., lebhaften Handel und ein Bezirksgericht. 1688 wurde die Festung vom Markgrafen Ludwig von Baden, 1689 von den Türken eingenommen. In der Nähe Ruinen des Schlosses Skočič und der berühmte griechisch-oriental. Wallfahrtsort (Kloster) Tavna.

Zwota (Ober- und Unter-Z.), zwei Dörfer in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Auerbach, an der Zwotau (Nebenfluß der Eger), Knotenpunkt der Linien Chemnitz-Aue-Adorf und Z.-Klingenthal der Sächsischen Staatsbahn, haben eine evang. Kirche, Akkordion-, Geigen- und Holzinstrumentenfabrikation, Spitzenklöppelei, eine Dampfsägemühle und (1885) 2757 Einw.

Zydaczow (spr. südātschow), Stadt in Galizien, am Stryi, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, hat ein altertümliches Schloß, Leinen- und Hanfweberei und (1880) 2431 Einw.

Zygia (»Eheschließerin«), Beiname der Hera.

Zygnemaceen, Familie der Algen, aus der Ordnung der Konjugaten (s. Algen, S. 342).

Zygomorph (griech.), Bezeichnung der sogen. unregelmäßigen Blüten; s. Blüte, S. 70.

Zygomyceten (Zygomycetes), s. Pilze (III, 2).

Zygophylleen (Doppelblattpflanzen), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Terebinthinae, Kräuter, Sträucher und Bäume mit gegenständigen, meist paarig gefiederten und zwar gewöhnlich einjochigen Blättern, knotig gegliederten Zweigen, bleibenden, oft dornigen Nebenblättern und meist fünfzähligen Blüten, von den nächstverwandten Familien hauptsächlich durch das Fehlen der Öldrüsen und der Bitterstoffe verschieden. Man kennt ungefähr 100 Arten, welche in den wärmern außertropischen Gegenden beider Halbkugeln, weniger in den Tropen vorkommen. Mehrere Arten, z. B. Harz und Holz des westindischen Guajacum officinale, sind offizinell. - Fossil sind wenige Arten der Gattungen Zygophyllum L. und Guajacites Mass. in Tertiärschichten gefunden worden.

Zygospore, die durch Kopulation entstehenden Sporen gewisser Kryptogamen; s. Algen, S. 341, 343, und Pilze, S. 70.

Zygosporeen, Abteilung der Thallophyten, s. Kryptogamen und Algen, S. 342.

Zymologie (griech.), die Lehre von der Gärung.

Zymotechnik (griech.), die rationelle Ausführung auf Gärungsprozessen beruhender Gewerbe, wie Branntweinbrennerei, Bierbrauerei etc.

Zymotische Krankheiten, s. v. w. Infektionskrankheiten, welche in mancherlei wesentlichen Punkten an Gärungsprozesse erinnern.

Zytomierz (spr. schütōmirsch), Stadt, s. Shitomir.

Zywiec (spr. schüwjetz), Stadt, s. Saybusch.

Zz, in den griech. Manuskripten der alten Ärzte s. v. w. Myrrhe, in denen späterer Ärzte meist s. v. w. Ingwer (Zingiber).