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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Zündhölzer

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Zündhölzer - Zündhölzer

jede Pflanze gebracht. Die weitere Behandlung im Felde betrifft das Beinhalten, Lockern, Behäufeln und Anbinden der Stengeltriebe mit dem Samen, welchen man erntet, sowie die Fruchtknäule gebräunten Samen zeigen. Man schneidet mit hoher Stoppel und läßt auf dieser die Nachreife und das Trocknen sich vollziehen; gewonnen wird der Samen im Winter bei Kälte durch Ausdreschen. Bei sehr wertvollen Sorten pflückt man den Samen mit der Hand. Ertrag 5 bis 10 kg Ztr. - Die Z. sind nur selten Gegenstand des Verkaufs für Händler, da die Fabrikanten sich den Bedarf durch Akkorde mit den Landwirten sichern und diesen die Abfälle zurückgewähren, zum Teil auch Selbstzucht betreiben; soweit die Fabriken Aktienunternehmen sind, werden die Landwirte auch mit Aktien zu beteiligen gesucht und gibt es dann etwas ermäßigte Verkaufspreise. Meist löst dann der Landwirt 1,50-2 Mk. für 1 Ztr. Für den Handel kommt aber der Samen in Betracht, soweit nicht wiederum Selbstzucht stattfindet; zum Teil liefern die Handelsgärtner das Saatgut und dann meist nur von besten Sorten, für welche die oben angegebenen höchsten Preise gelten; viel kann aber auch bei einzelnen Landwirten aufgekauft und anderwärts mit Vorteil verkauft werden; der Landwirt löst selten über 160 Mk. für 100 kg. - Im Jahre 1879 waren in Deutschland 1725946 ha mit Z. bestellt und gaben 44881787 m. Ztr. Futterrunkel gab es 330902,1 ha mit 74431771 m. Ztr. Ertrag, zu Samen waren 4124,6 ha bestellt und gaben 79284 m. Ztr. Ein- und Ausfuhr kommen für Rüben nicht in Betracht. Österreich diesseits erbaute 25367819 m. Ztr. Z. und 14141841 Ztr. Futterrunkeln. Frankreich bestellt etwas über 370000 ha mit Rüben, deren Ernte zu 271,6 Mill. Frcs. veranschlagt wird. An Z. rechnet man 420-800 m. Ztr. pro ha; im ganzen baut man etwa 118,2 Mill. Ztr., durchschnittlich zu 2,15 Frcs. oder zusammen für 252,6 Mill. Frcs. Z. (1874). Diese werden dort auch viel zu Rübenspiritus verarbeitet. Anbau dazu 4300 □km, Erzeugnis über 800000 hl. Fernere Angaben sind: Niederlande an 6000 ha, Belgien über 18000 ha, Rußland 3293 Mill. kg. Das deutsche Erzeugnis ist von 1840 mit 241,5 Mill, kg, im Jahre 1879 auf 4847,9 Mill, kg Rüben gestiegen. - Z., frische oder gedarrte, zollfrei.

Zündhölzer (Streichhölzchen). Diese jetzt im allgemeinsten Gebrauche stehenden einfachsten Mittel zur Feuererzeugung sind durch die Massenhaftigkeit ihrer Produktion und Konsumtion und die dadurch rege gehaltenen großartigen Fabrikthätigkeiten verschiedner Art ein gewerblich und kommerziell höchst bedeutender Artikel geworden. Man hat über den täglichen Verbrauch dieser kleinen Dinge Berechnungen angestellt und dabei angenommen, daß in Deutschland 6, in Frankreich 5, in England 8, in Belgien 9 Hölzer pro Kopf und Tag verbraucht werden. Für ganz Europa kommen täglich nicht weniger als 2 Milliarden heraus, und diese erfordern mindestens 200000 kg Holz. Der jährliche Verbrauch wäre also 72½ Mill. kg Holz. Der Verbrauch an Phosphor kann auf 210000 kg jährlich angenommen werden und Materialwert und Arbeitslohn zusammengenommen dürften nicht unter 22 Mill. Mk. jährlich betragen. In Deutschland bestanden im Jahre 1880: 212 Zündholzfabriken, in Österreich-Ungarn 150, in Schweden-Norwegen 43, in der Schweiz 24, in Belgien und Holland 10 und in Dänemark 5. Deutschland, welches jetzt jährlich circa 60000 Mill. Stück Z. fabriziert, ist in der Produktion leider nicht mehr ausdehnungsfähig, weil es durch die Ungunst der Zollverhältnisse nahezu auf seinen eignen Markt beschränkt ist. In Frankreich ist die Fabrikation von Z. seit 1872 Staatsmonopol, welches eine französische Gesellschaft für 16 Mill. Frcs. jährlich gepachtet hat. Diese Gesellschaft verarbeitet jährlich in 12 Fabriken 45000 km Holz, 1000 Tonnen Schwefel, 300 Tonnen Stearin, 360 Tonnen Phosphor und zu den Schachteln 2500 Tonnen Pappe. Die allbekannte „Jönköpings Tändstickorfabrik“ in Schweden hat im Jahre 1879 für nicht weniger als 2806700 Kronen (1 Krone = 1 Mk. 12½ Pfg.) Z. nach allen Weltteilen abgesetzt und bei einem eingezahlten Aktienkapital von 400000 Kronen den kolossalen Nettogewinn von 617241 Kronen gemacht. Das Auftreten der Phosphorzündhölzer datiert aus dem Anfange der dreißiger Jahre; 1832 brachte der Fabrikant Trevani Reibhölzer in den Handel, die noch keinen Phosphor enthielten, sondern das auf das Schwefelholz gesetzte Zündköpfchen bestand aus chlorsaurem Kali, Schwefelantimon und einem Bindemittel. Sie konnten nur entzündet werden mittels Durchziehens durch zusammengedrücktes Sandpapier oder durch Eintauchen in mit rauchender Schwefelsäure getränkten Asbest. Schon kurz darauf kamen von verschiednen andern Fabrikanten Hölzer, deren Zündmasse Phosphor enthielt und die sich demnach bei viel gelinderer Reibung entzündeten, in den Handel. Trotzdem somit ein höchst giftiger und feuergefährlicher Stoff in den öffentlichen Verkehr eingeführt wurde und trotz der Verbote in verschiednen Staaten hat sich diese Ware, die sehr bald die bis dahin gebräuchlichen Tunkhölzchen verdrängte, ganz allgemein eingeführt. Es bildeten sich für den Artikel größere Fabriken, welche auf Verbesserung desselben hinarbeiteten, indes kleine Hausindustrien in der einmal angenommen primitiven Weise fortarbeiteten, sodaß noch jetzt große Unterschiede hinsichtlich der Qualität und Vollendung der Ware sich bemerkbar machen. Die Rezepte zu den Zündköpfen sind sehr mannigfaltig; allgemein hat man jetzt das chlorsaure Kali aus der Masse weggelassen, weil dies eine krachende und sprühende Entzündung bewirkt. Statt dessen dienen andre, leicht Sauerstoff abgebende Körper wie Braunstein, Mennige, braunes Bleisuperoxyd, Salpeter u. dgl. Als Bindemittel dient statt des teuren arabischen Gummis gewöhnlich Dextrin, für geringe Sorten Leim, zu etwaiger Färbung in blau, weiß, gelb irgend ein beliebiges Färbemittel. Manche Rezepte führen auch feinen Sand oder gestoßenes Glas auf. Mit dem Phosphor ist man im allgemeinen jetzt sparsamer als früher, aber die Zusätze sind bei verschiednen Fabrikanten doch sehr ungleich, denn obwohl sich mit sehr