Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

14

Abandonnieren - Abauj-Torna.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abandon'

von einem Schiff lange Zeit keine Kunde ein, so muß der A. in Jahresfrist, vom Tag der letzten Nachricht an gerechnet, für die erstgenannten nähern Seefahrten, innerhalb zweier Jahre für weitere Seefahrten erklärt werden. In England und Nordamerika hat der A. binnen angemessener Frist zu erfolgen. Nach dem deutschen Handelsgesetzbuch (Art. 854, 863, 865 bis 875) ist der A. zulässig bei Verschollenheit des Schiffs, Embargo, Aufbringung, Anhaltung durch Verfügung von hoher Hand und Wegnahme durch Seeräuber. Die Frist zur Erklärung über den A. beträgt hiernach 6-9 Monate (Art. 868). Nach nordamerikanischem Recht ist der A. auch schon dann gestattet, wenn ein Schade, der die Ladung betroffen hat, über die Hälfte des Werts des versicherten Guts ausmacht.

Abandonnieren (franz., spr. -bang-), etwas auf-, preisgeben; darauf verzichten, abtreten. Abandonnement, Preisgebung, Verzichtleistung.

Abăno, Pietro d', Arzt, Philosoph und Astrolog, geb. 1250 zu Abano bei Padua, eignete sich in Konstantinopel eine umfassende Kenntnis der griechischen Sprache und Gelehrsamkeit an und wurde dann Lehrer an der Universität zu Padua, wo er durch das Anschließen an Averrhoës und die Neuplatoniker mit der Kirche in Widerspruch geriet und in einen Inquisitionsprozeß verwickelt ward, vor dessen Beendigung er noch 1316 im Gefängnis starb. Die berühmteste seiner Schriften ist "Conciliator differentiarum quae inter philosophos et medicos versantur" (Mant. 1472; Vened. 1476 u. öfter; Bas. 1535).

Abăno Bagni (spr. bannji), Dorf in der ital. Provinz Padua, am Fuß der Euganeischen Hügel und an der Eisenbahn Padua-Bologna, mit (1881) 3822 Einw., berühmt durch seine Schwefelquellen, die schon den Römern als Aquae Aponi oder Aquae Patavinae bekannt waren. Sie entspringen mit einer Temperatur bis zu 85° C. aus dem Monte Irone und versorgen neun trefflich eingerichtete Bäder, deren Gebrauch besonders bei chronischen Hautausschlägen, Gicht und Syphilis heilsam ist. Südlich von A. liegen das prächtige Schloß Catajo und der Badeort Battaglia (s. d.).

A-bantu, Völker, s. Bantu.

Abarbanel, s. Abravanel.

Abărim, im Altertum Name eines Gebirges in Moab (Palästina), östlich vom Toten Meer. Von einem Gipfel des Pisga genannten nördlichen Teils desselben (Nebo) überschaute Moses vor seinem Tode das Gelobte Land.

Abarten, die Entstehung kleinerer oder größerer Abweichungen in Form, Größe, Bau, Färbung etc. bei Pflanzen und Tieren infolge von Einwirkungen innerer oder äußerer Verhältnisse, wie sie teils von der Natur gegeben sind, teils künstlich durch Menschenhand geschaffen werden.

Abasa (Abasiner), eins der westkaukas. Bergvölker, in den Kreisen Maikop und Batalpaschinsk des Kubangebiets der russischen Statthalterschaft Kaukasien. Sie sind von mittlerer Statur, schlank und kräftig, haben meist braune Haare, dunkelblaue Augen und kleine Hände und Füße.

Abascál, Don José Fernando, Marques de la Concordia, geb. 1743 zu Oviedo, trat 1762 in spanischen Heeresdienst, wurde 1796 Gouverneur von Cuba und 1804 Vizekönig von Peru. Er blieb beim Abfall der Kolonien dem Mutterland treu und unterstützte die Cortes im Kampf gegen Napoleon mit Geld und Kriegsmitteln, regierte aber sonst fast selbständig. Indem er die bisherigen sozialen Schranken vielfach ↔ niederbrach und mit amerikanischen Familien freundschaftlichen Umgang pflog, gewann er die Zuneigung und das Vertrauen der Peruaner. Und da er außerdem ihren wirtschaftlichen Zustand aus seiner tiefen Zerrüttung emporhob und auf die Pflege ihrer intellektuellen Interessen Bedacht nahm, gelang es ihm, gestützt auf eine ausreichende Armee, in Peru während der zwölf Jahre seiner Verwaltung (bis 1816) die Ruhe zu erhalten und den Aufständischen in Buenos Ayres, Chile und Neugranada, freilich mit abwechselndem Erfolg, entgegenzutreten. Er starb 30. Juni 1821 in Madrid.

Abassi (Abasy, Abassen), pers. Rechnungsmünze, = 4 Schahis = 6 Puls = 1 türk. Piaster oder 0,185 Mk. 50 A. = 1 Toman (s. d.).

Abatjour (Abajour, franz., spr. beides: abaschuhr), Fenster, entweder mit oben und unten so abgeschrägter Laibung, daß das Licht einfallen kann, z. B. Kellerfenster, oder mit von oben einfallendem Licht, z. B. Dachfenster, oder mit lotrechtem Gestell und einem an der Fensterbank mittels Scharniere derart drehbar befestigten Laden, daß zwar das Licht eindringen kann, aber ein Hinaussehen unmöglich ist, z. B. Gefängnisfenster. Auch ist A. Name der Reflektoren, welche bei Beleuchtungsapparaten das Licht nach unten werfen.

Abätmen, das Ausglühen der porösen Kapellen, auf welchen silberhaltiges Blei abgetrieben wird.

Abăton (griech., "unzugänglich"), das von Artemisia, Königin von Karien, nach Bekriegung der Insel Rhodus errichtete Siegeszeichen, durch welches sie selbst als Siegerin, Rhodus als besiegt dargestellt wurde, von den Rhodiern später überbaut und unzugänglich gemacht. Auch heißt A. das mit Vorhängen verschlossene Chor, das Allerheiligste in den griechischen Kirchen.

Abătos (griech., die "Unzugängliche"), im Altertum Name einer Felseninsel im Nil, unweit Philä, mit den Grabmälern des Osiris und der Isis, zu welcher nur die Priester Zutritt hatten.

Abattant (franz., spr. -táng), Fallladen, d. h. Fensterladen, der an seiner Oberkante mittels Scharniere drehbar befestigt ist und mittels Schnüre, Ketten oder Stützen geöffnet und offen erhalten wird. In Geschäftshäusern gebräuchlich.

Abauj-Torna (spr. ábba-uj-), ungar. Komitat am rechten Theißufer, umfaßt das Gebiet der 1881 vereinigten Komitate Abauj und Torna, grenzt an die Komitate Gömör, Zips, Sáros, Zemplin und Borsod, ist 3491 qkm (63,42 QM.) groß, wird vom untern Hernád bewässert und enthält waldige Gebirge und fruchtbare Thäler. Im NW. erstreckt sich das Tornaer, im O. das Soóvárer Gebirge. Die Bewohner (1881: 180,344) sind im ehemaligen Tornaer Komitat zumeist Ungarn, in den übrigen Gebieten Ungarn, Slowaken (in den Bergen) und teilweise auch Deutsche. Obst, Getreide und Küchengewächse gedeihen besonders in der Abaujer Gegend vorzüglich, und im S. wächst auch trefflicher Wein (Szantóer). Wild und Vieh sind reichlich vorhanden. In den Gebirgen findet man Gold, Silber, Kupfer, Eisen (sehr ergiebige Eisensteinlager und Eisenwerke namentlich im Dernöer Thal), Porzellanerde, Opale und Petrefakten. Die Tornaer Berge bestehen aus Kalk, gleichen an Zerklüftung dem Karst und enthalten zahlreiche Höhlen, unter denen die Eishöhle bei Szilicze mit großartiger Eisbildung und die Höhlen im romantischen Thal von Szadelö die merkwürdigsten sind. Hauptort des Komitats, welches die Ungarische Staatsbahn (Kaschau-Miskolcz) und die Nordostbahn

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 15.