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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Abersee - Abessinien.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Aberration des Lichts'

aber 20,492 Sek., und dieser Weg dürfte nicht um eine Hundertstelsekunde von dem wahren Wert abweichen. Nun ist aber in einem rechtwinkeligen Dreieck m o m', dessen Winkel bei o 20½ Sek. beträgt, die Seite o m' 10,000mal so groß als die Seite m m'; folglich muß auch die Geschwindigkeit des Lichts 10,000mal so groß sein als die Geschwindigkeit der Erde in ihrer Bahn. Die Erde legt aber in jeder Sekunde 30 km zurück, folglich durcheilt das Licht in derselben Zeit 300,000 km. Die Aberration der Fixsterne wurde zuerst von Bradley in den Jahren 1725-27 wahrgenommen, und derselbe Astronom gab auch die richtige Erklärung der Erscheinung. Die Entdeckung der A. lieferte den ersten direkten Beweis der Bewegung der Erde um die Sonne und bestätigte die von Römer ermittelte Geschwindigkeit des Lichts. Vgl. Ketteler, Astronomische Undulationstheorie oder die Lehre von der A. (Bonn 1873). - Sphärische Aberration, s. Linse; chromatische Aberration, s. Achromatismus.

Abersee, s. Sankt Wolfgangsee.

Abersychan (spr. ebbersícken), Stadt im nordwestlichen Monmouthshire (England), halbwegs zwischen Pontypool und Blaenavon, mit Kohlen- und Eisengruben, Eisenhütten und (1881) 13,496 Einw.

Abert, Johann Joseph, Komponist, geb. 21. Sept. 1832 zu Kochowitz in Böhmen, gebildet auf dem Prager Konservatorium, trat 1855 als Mitglied in die Hofkapelle zu Stuttgart und wurde 1866 nach der ersten Aufführung seiner Oper "Astorga" zum Hofkapellmeister daselbst ernannt. Seine Kompositionen bestehen außer noch einigen Opern ("Anna von Landskron", "König Enzio", "Ekkehard" etc.) in Liedern, Klavierstücken, Konzerten und Symphonien, von denen "Columbus", eine sogen. symphonische Dichtung, und eine in Cmoll mit Beifall aufgeführt wurden.

Abertham, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Joachimsthal, am Fuß des Pleßbergs, mit (1880) 2149 Einw., welche Blechlöffel, Striegeln, Spitzen und Handschuhe produzieren.

Aberwitz (Afterwitz), eine Ausartung des Witzes, die sich dadurch von der Einfalt und Dummheit unterscheidet, daß sie mit dem Anspruch auf Witz und Verstand auftritt.

Aberystwith (spr. ebbrístith), Hafenstadt in Cardiganshire (Wales), an der Mündung des Rheidol, mit (1881) 7088 Einw. A. ist Sitz des 1872 gegründeten University College von Wales, hat eine Lateinschule, einigen Küstenhandel und wird viel als Seebad besucht. In der Umgebend (Anmerkung des Editors: richtig: Umgebung oder Umgegend) Bleigruben und Hütten.

Abesech (Abadzen), Volk, s. Tscherkessen.

Ab esse ad posse valet, a posse ad esse non valet consequentia (lat.), logische Regel: vom Sein kann man auf das Können, d. h. von der Wirklichkeit auf die Möglichkeit, schließen, nicht aber von dem Können auf das Sein, d. h. von der Möglichkeit auf die Wirklichkeit.

Abessinien (weniger richtig Abyssinien, eigentlich Habesch, Habaschâ, s. Karte "Ägypten"), ein großes Reich im O. Nordafrikas, im S. von den Gallaländern, im übrigen von zum ägyptischen Sudân gehörigen Landschaften begrenzt. Es umfaßt drei ehemals selbständige Reiche: Tigré im N., mit der frühern Hauptstadt Adua (4000 Einw.) und dem alten, in Ruinen liegenden Axum, Amhara, mit der frühern Hauptstadt Gondar (12,000, einst 60,000 Einw., mit 44 Kirchen) und der jetzigen Residenzstadt Debra Tabor im O. des Tanasees, und Schoa im S., mit den verfallenden Städten Ankober und Angolala, und hat ein Gesamtareal von 333,200 qkm (6058 QM.) und 3 Mill. Einw. Aus den ringsum ↔ liegenden niedrigen Landschaften steigt das Land im N. und S. allmählich, im O. und W. aber unvermittelt zu einem äußerst zerrissenen Alpenland von 2000-2300 m mittlerer Erhebung auf. Das Innere ist eine Folge grasreicher, aber meist waldloser Plateaus, auf welchen sich zahlreiche isolierte, oft sehr grotesk gestaltete Felsmassen. mit senkrecht abfallenden Wänden und von sehr verschiedener Größe erheben. Während einzelne derselben nur mit Leitern erstiegen werden können, haben andre das Aussehen von Tafelbergen, sind auf der Gipfelfläche wohlbewässert und mit üppiger Vegetation bedeckt, daher auch bewohnt und angebaut. Diese Felsmassen dienen der Bevölkerung in ihren Kriegen gegen auswärtige Feinde und bei ihren innern Fehden als natürliche Festungen und werden mit dem allgemeinen Namen Amba bezeichnet. Außerdem sind die Hochebenen von mehreren ansehnlichen, nur teilweise voneinander getrennten Gebirgsketten durchzogen, unter denen im nördlichen Teil des Landes besonders folgende bemerkenswert sind. Die eine zieht sich an der Nordgrenze von der Landschaft Semién durch ganz A. bis in die Nähe des Hawaschthals, wo sie noch bis zu 3500 m ansteigt, um sich dann gegen W. in die Hochebene der Galla zu verflachen. Eine nach SW. gehende Abzweigung umfaßt im S. den großen Tanasee und endigt in dem wenigstens 3600 m hohen Talba-Wahagebirge in den Landschaften Matscha und Godscham. Dieser langen Gebirgskette gehören in Semién und Wogera an der Ras Daschan von etwa 4620 und der Buahit von 4510 m Höhe, deren Gipfel einen großen Teil des Jahrs mit Schnee bedeckt sind. Südwestlich von Semién setzen sich die Gebirge in der 3000 m hohen, gestaffelten Terrasse von Wogera fort, die sich allmählich nach SO. verflacht und kesselförmig das große Becken des Tanasees umgibt. Ohne Unterbrechung ziehen die Gebirge nach SO. weiter durch das 4300 m hohe Gunagebirge bis zum trennenden Thal des Beschilo. Südlich von diesem ragt isoliert Abessiniens höchstes Gebirge, die Kollo, bis 4600 m empor. Auch die südlichen Landschaften Kaffa und Enarea sind gebirgig und haben sogar mit ewigem Schnee bedeckte Gipfel aufzuweisen. Die Hochflächen sind häufig von engen, manchmal sehr tiefen, schluchtenartigen Thälern durchfurcht, in denen die Flüsse des Landes ihren Lauf nehmen. Wo breitere Einschnitte sind, besteht die Hochebene aus mehreren isolierten Plateaus mit steil abstürzenden Wänden, so besonders im Hochland von Schoa. Von dem niedrigen Küstenstrich, der Samhara, aus gesehen, gewährt A. den Anblick einer ragenden Burg, durch deren Wälle nur wenige, oft treppenartige Pässe auf das eigentliche Hochland führen. Der frequenteste dieser Pässe ist der am Tarantaberg, der von dem Hafenort Massaua nach dem Hochland führt, neben welchem wir im Innern Semiéns noch den in fast 3000 m Höhe liegenden Selkipaß erwähnen, der bis in die Schneeregion reicht. Den nördlichen und westlichen, wahrscheinlich auch den südlichen Abfall des Hochlands umzieht eine 6-7 Tagereisen breite, sumpfige, mit dichtem Urwald bedeckte und von Elefanten, Raubtieren und Schlangen erfüllte, aber dünn bevölkerte Region, die sogen. Kola oder Kwola (d. h. heißes Land). Von ganz andrer Beschaffenheit als das Hochland ist die Samhara, indem sich diese nur wenig über den Meeresspiegel erhebt und ein heißes, wasser- und vegetationsloses, schwach bevölkertes Gebiet bildet, dessen Oberfläche teils aus nacktem Fels, teils aus flüchtigen Sand-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 35.