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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Adalia; Adam; Adam

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Adalia - Adam.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Adalbert'

Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 4)

Nil starb. Vgl. Hartmann, Reise des Freiherrn A. v. Barnim durch Nordostafrika 1859-60 (Berl. 1863).

Adalia, Stadt auf der Südküste von Kleinasien, Wilajet Konia, amphitheatralisch am Golf von A. gelegen, wird von einer dreifachen mittelalterlichen Mauer umschlossen und von einer Feste mit Basteien und Türmen überragt, hat einen guten Hafen, Handel mit Holz und Pferden (nach Ägypten) und 5000 Einw. A. hieß im Altertum Attaleia (weil von König Attalos II. erbaut).

Adam (hebr., "der Mensch", eigentlich "der von rötlicher Erde Gebildete"), Name des Stammvaters des Menschengeschlechts nach der biblischen Erzählung (1. Mos. 1, 26-30), in welcher sich die notwendigen Voraussetzungen des religiösen und sittlichen Bewußtseins von der im Wesen des Menschen begründeten Verschiedenheit von aller andern Kreatur, von der ursprünglichen Bezogenheit desselben auf Gott, von seiner Bestimmung zur Herrschaft über die Welt und die Materie durch den Geist, von seiner Sünde als einem schuldvollen Sichbeherrschenlassen durch die Welt und von der Gottentfremdung, die er als Folge derselben empfindet, sowie auch das Bewußtsein von der wesentlichen Einheit des Menschengeschlechts, von der Einheit der Art, die an den gemeinsamen Ursprung von einem Paar geknüpft zu sein scheint, aussprechen. Die einfache biblische Erzählung ist im Talmud und in der kabbalistischen Litteratur erweitert und mit kosmogonischen und religionsphilosophischen Ideen verknüpft. Aus ähnlichen Traditionen schöpfte der Koran. Mehr oder minder starke Anklänge an die biblische Darstellung finden sich in den Schöpfungsmythen andrer Völker, z. B. der Perser und Griechen. Diese Übereinstimmung erklärt sich bei der oben ausgesprochenen Auffassung ohne Annahme einer gemeinsamen Quelle. Der charakteristische Unterschied der biblischen Erzählung ist der religiöse Gesichtspunkt, der sie beherrscht. Als Repräsentant der Gattung bezeichnet A. in der biblischen Sprache (Apostelgesch. 17, 26) die gefallene Menschheit in ihrer sündigen Entwickelung, ihm gegenübergestellt wird daher Christus, der Anfänger und Repräsentant der erneuten Menschheit, als der "neue A." Nach einer andern Richtung hin aber bezieht unser Sprachgebrauch in abgeleiteten Wörtern A. auf die ursprüngliche sittliche Unschuld der Menschen. In den gnostisch-ebionitischen Systemen ist A. Kadmon der himmlische Mensch, der Urmensch, der reine Ausfluß aus der Gottheit. - Ein großer Teil der neuern Naturforscher redet, die Abstammung der Menschen von Einem Paar bezweifelnd, von "Koadamiten", während die neuerdings von Amerikanern wieder aufgenommene Theorie des Isaak de la Peyrère (1655), daß 1. Mos. 1 die Erschaffung der Heiden, 1. Mos. 2 aber die des Stammvaters der Kaukasier berichtet werde, "Präadamiten" annimmt.

Adam, 1) Robert, engl. Baumeister, geb. 1728 zu Kirkcaldy, bildete sich auf der dortigen Universität, bereiste Italien und Dalmatien, ward 1762 zum Architekten des Königs ernannt, trat 1768, ins Parlament gewählt, von diesem Amt zurück und starb 1792 in London. Seine bedeutendsten Bauwerke sind: die Reddleston Hall bei Derby, das Register-House, das Universitätsgebäude und die St. Georgskirche in Edinburg. Er schrieb: "The ruins of the palace of emperor Diocletian at Spalatro" (Lond. 1764, mit 71 Kupfern) und gab mit seinem Bruder heraus: "The works in architecture" (das. 1777-90).

2) Louis, franz. Klavierspieler, geb. 3. Dez. 1758 zu Müttersholz im Elsaß, beschäftigte sich im frühen ↔ Alter eifrig mit Klavier-, Harfen- und Violinspiel, widmete sich jedoch vom 17. Jahr an in Paris ausschließlich dem erstern Instrument und erwarb sich hier, namentlich seit seiner Anstellung als Lehrer am Konservatorium, einen großen Ruf als Klavierpädagog. Als Ergebnis seiner Erfahrungen auf diesem Gebiet veröffentlichte er seine "Méthode nouvelle du piano" (Par. 1802; deutsch von Czerny, Wien 1826), welche durch seine zahlreichen Schüler, unter denen auch Friedr. Kalkbrenner, weite Verbreitung fand. Er starb 11. April 1848 in Paris.

3) Sir Frederick, engl. General, geb. 17. Juni 1784, wurde auf der Artillerieschule zu Woolwich ausgebildet und erhielt schon 1795 ein Patent als Fähnrich, 1796 als Leutnant. Mit 14 Jahren trat er in aktiven Dienst, machte unter Abercromby die Feldzüge in den Niederlanden und Ägypten mit, wurde 1803 Major und 1804 Oberstleutnant. Von 1806 bis 1811 focht er auf Sizilien, 1812 und 1813 in Spanien, wo er bei Alicante und Ordal schwer verwundet wurde. Im J. 1815, also mit 31 Jahren, ward er Generalmajor, und in der Schlacht bei Waterloo kommandierte er die Brigade, welche den letzten entscheidenden Angriff der Kaisergarde Napoleons zurückschlug. Von 1817 bis 1824 war er Befehlshaber der Truppen, 1824-32 aber Lord-Oberkommissar auf den Ionischen Inseln, wo er sich besonders durch öffentliche Bauten auf Korfu verdient machte. Von 1832 bis 1837 war er Gouverneur von Madras, wurde 1846 General und starb 17. Aug. 1853. Vgl. v. Reumont, Zeitgenossen, Bd. 2, S. 105 ff. (Berl. 1865).

4) Jean Victor, franz. Maler und Lithograph, geb. 1801 zu Paris, gest. 1867, lieferte im Geschmack der Restaurationszeit Darstellungen aus der ältern französischen Geschichte, aus der Revolutionszeit und den Napoleonischen Feldzügen. Er zeigt in der Komposition Gewandtheit, erreicht aber nicht seine berühmtern Zeitgenossen Charlet und Bellangé. Hervorzuheben sind unter seinen Werken die Schlachten von Castiglione, Neuwied und Montebello (in der Galerie von Versailles). Später wandte er sich ausschließlich der Lithographie zu. Seine gedruckten Blätter füllen im Kupferstichkabinett der Nationalbibliothek zu Paris 24 Foliobände.

5) Charles Adolphe, Sohn von A. 2), franz. Komponist, geb. 24. Juli 1803 zu Paris, war Schüler seines Vaters, Reichas und für kurze Zeit auch Boieldieus. Seine Laufbahn als Komponist begann er mit Phantasien und Variationen über Opernmelodien, schrieb dann Arietten für die Vaudevilles kleiner Theater sowie mehrere Operetten und trat 1836 mit der Oper "Der Postillon von Longjumeau" hervor, die den allgemeinsten Beifall erntete. Ihr folgte bald eine Reihe ähnlicher Werke im leichten komischen Genre, wie "Der Brauer von Preston", "Zum treuen Schäfer", "Die Rose von Péronne", "Der König von Yvetot" u. a., durch welche sich A. einen ehrenvollen Platz unter den Komponisten der Neuzeit errungen hat. Viel Glück machte auch sein melodienreiches und geistvoll instrumentiertes Ballett "Giselle" . A. wurde 1844 zum Mitglied des Instituts ernannt. Im J. 1847 gründete er ein drittes lyrisches Theater in Paris, das anfangs fast unerhörte Erfolge erzielte, aber infolge der Februarrevolution zu Grunde ging, wobei A. sein ganzes bedeutendes Vermögen einbüßte. Bald darauf (1849) an Stelle seines Vaters zum Lehrer der Komposition am Konservatorium ernannt, starb er 3. Mai 1856 in Paris. Vgl. Pougin, Adolphe A., sa vie, sa carrière etc. (Par. 1876).

6) Juliette, Schriftstellerin, s. Lamber.