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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Afrika

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Afrika (Bodengestaltung).

senkt, während der Südabhang teils in steilen, stufenförmigen Absätzen, teils in langgestreckten, unwirtlichen Abhängen in die Sahara übergeht. Die mittlere Kammhöhe der Hauptkette des Atlas beträgt 1200-1500 m. Einzelne Erhebungen derselben steigen bis zu 3900 m an. Von Pässen ist der von Bidauan, welchen die Karawanen von Marokko nach den Nigerländern benutzen, dann der Paß Tisint el Rint (2589 m), den Rohlfs beging, erwähnenswert. In einer Höhe von 2600-3500 m finden sich noch Pässe, welche erstiegen werden müssen, wenn man nach der Oase Tafilet gelangen will. Gegen SO. vom Dschebel Aiaschin streicht ein Gebirgszug, der eine im S. des Hauptkamms mit diesem parallel streichende Nebenkette, den Antiatlas, mit dem eigentlichen Atlas verbindet. Keiner der Gipfel des Atlas reicht bis zur Schneegrenze hinauf, und schon im Mai erscheinen die höchsten Spitzen schneefrei. Die östliche Fortsetzung des Atlas vom Dschebel Aiaschin ist ein von 170 km Breite im W. zu 80 km im O. abfallendes Hochplateau, aus dessen Südrand die Massive des Dschebel Amur und des Dschebel Aurês hervorragen, das aber keinen scharf begrenzten Nordrand hat. Auf diesem Plateau, dessen mittlere Seehöhe im westlichen Teil 1100, im mittlern 900, im östlichen 780 m beträgt, finden sich die Schotts (s. d.), deren Region sich bis in die Nähe des Golfs von Gabis zieht. Die Plateaustufe der Sahara (s. d.) zeigt keineswegs eine kontinuierliche Sanddünenregion, sondern sie hat ein mannigfach gegliedertes Bodenrelief. Das Plateau durchziehen isolierte Bergzüge, gewaltige Höhenmassive, und dessen Oberfläche besteht teils aus Sanddünen und Sandflächen, teils aus Gebirgs- und Felsmassen, Steppen, Weiden, kleinern Flächen von Felsblöcken (Charaschaflandschaften), steinichten, wasserlosen Hochflächen (Hamadas und Sserirs), endlich aus Oasen und Kulturland. Ungefähr in der Mitte der Sahara befinden sich drei mächtige Erhebungssysteme: das Bergland der Tuareg (Ahaggar oder Hogarland), das Alpenland Air oder Asben und Tibesti oder Tu. Der Charakter der Sahara im W. des Tuareglands bis an den Ozean, Senegal und Niger ist der einer Hamada, welche durch Dünenregionen geteilt ist. In der Mitte der Fläche ist eine Einsenkung, aus einem steinsalzreichen Dünenkomplex bestehend (El Dschuf), mit einer Seehöhe von 100 m. Beinahe am Westrand der Hamada findet sich das Bergland von Adrar, das aus mehreren Reihen von S. nach N. streichender, durch breite, dünenerfüllte Thäler voneinander getrennter Höhenzüge besteht, und jenes von Taganet. Die Höhe der Sanddünen übersteigt selten 100-150 m, erreicht aber in der Aregregion eine Höhe von 200-220 m bei einem Umfang von 4-6 km an der Basis. Die Gebirgsmassen der Sahara treten im Hochland Ahaggar, welches eine ausgedehnte ellipsoide Hochfläche darstellt, deren Gipfel vulkanischer Natur sein sollen, dann im Bergland Air oder Asben, das aus fünf größern Berggruppen von 100 km Breite und 1800 m höchster absoluter Höhe besteht und von wildem landschaftlichen Charakter ist, ferner im Bergland Tibesti, dessen Mittelpunkt, das Tarsogebirge, bei 2041 m kulminiert, klar zu Tage. Nach S. zu löst sich die Hauptkette des Tarso in eine größere Anzahl von kleinern Ketten auf und fällt gegen N. steiler ab als gegen S. Die von den Syrten über Mursuk nach Tibesti reichende Hamada, die Bergketten von Tibesti und deren Ausläufer bilden die Scheidewand zwischen der westlichen Sahara und der Libyschen Wüste. Das Areal der letztern steigt vom Mittelländischen Meer gegen S. stetig an, so daß Kufra z. B. schon in 400 m Seehöhe liegt. Am Nordrand der Libyschen Wüste findet sich die schon berührte Depression. Nordwestlich von dem Depressionsgebiet steigt das Wüstenland wieder zu dem Plateau von Barka an (400-600 m). Der südöstliche Teil der Libyschen Wüste bildet eine gleichmäßig ausgebreitete, steinichte Hochebene, in welche mehrere Oasen eingesenkt sind. Die meisten Hamadas und Sserirs der Sahara bestehen aus Thon, der manchmal fast zu Stein erhärtet ist und eine rötliche Farbe hat. Die Farbe des Dünensandes ist gelblichbraun. Die ungeheuern Sandflächen der Libyschen Wüste gleichen einem mit berghohen Wogen erfüllten Ozean. Das Kulturland findet sich nur in den zahlreichen Oasen (s. d.), welche sich allüberall in der Sahara bilden, wo genügend Wasser vorhanden ist.

Im S. des Saharagebiets dehnt sich, vom Roten Meer beginnend, bis an den Atlantischen Ozean in einer Länge von 4600 km Länge die Plateauzone des Sudân aus. Das Land südlich von der Sahara steigt, soweit es der Kenntnis erschlossen ist, fortwährend an, und auch von Senegambien aus ist eine Steigung des Bodens gegen O. zu bemerken. Durch die Senke des Tsadsees ist der Sudân in zwei Hälften geteilt. Er repräsentiert eine Hochfläche, auf der im östlichen Teil das Hochlandsmassiv des Dschebel Marra, das Hauptgebirge Dâr Fûrs (ca. 1500 m), im westlichen Teil das isolierte Massiv des Mendif (1900 m) und ferner am Westrand das Bergland des noch unerforschten Kong (1300 m) aufgebaut sind. Der Abfall derselben gegen die Fläche des Hochplateaus ist meist ein terrassenförmiger. Die Breite der drei Massive ist keine große. Im O. ist der Sudân eine grasreiche Ebene, im zentralen Teil und im W. eine sehr fruchtbare Landschaft und Wohnplatz der eigentlichen Neger.

Südlich der Einsenkung des Binuë- und Scharithals dehnt sich bis an die Südspitze Afrikas die gewaltige südafrikanische Plateaustufe aus. Eine natürliche Teilung erfährt dieselbe durch die Wasserscheide zwischen dem Sambesi und Congo in eine nördliche und eine südliche Hälfte. Die erstere faßt man unter der Bezeichnung des zentralafrikanischen, letztere unter dem Namen des südafrikanischen Hochlands zusammen. Die höchsten Erhebungen des erstern sind an den großen Seen zu suchen (Gambaragara 4250 m, Ufumbiro 3658 m). Vom W. steigt in dem mit undurchdringlicher Waldvegetation bedeckten Congobecken das Terrain stetig gegen O. an und ist im N. vom Nyassasee zwischen dem Äquator und dem 10.° südl. Br. durchschnittlich ca. 1500-2000 m hoch. Der Westrand des Plateaus wird von der Mündung des Quanza bis zum Golf von Benin durch mit der Küste parallel streichende Höhenzüge, die Serras (bis 1800 m hoch), gebildet. Im äußersten Nordwesten erhebt sich am Rande des Ozeans der isolierte vulkanische Gebirgsstock Camerun (bis 4000 m). Im S. der Landschaft Adamáua wurde von den Reisenden gleichfalls ein hohes Massiv erblickt, das indessen noch nicht erforscht werden konnte. Am Südrand dieses Plateaus finden sich gleichfalls hohe Berge (Babisagebirge 2000 m, südlich vom Bangweolo; Milandsche, Zombaberg 2500 m, am Schirwasee; die Munboyaberge, über 2500 m, am Tanganjika). Am Ostrand des zentralafrikanischen Plateaus gruppieren sich die isolierten Massen des Kilima