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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Afrikanischer Krieg; Afrikanische Sprachen

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Afrikanischer Krieg - Afrikanische Sprachen.

schaft gegründet worden, an deren Spitze unter dem Präsidium des Königs die Commission internationale d'exploration et de civilisation de l'Afrique in Brüssel trat. Außer der Erforschung Afrikas zieht diese Gesellschaft die Einführung von Handel und Zivilisation und die Unterdrückung des Sklavenhandels mit in ihr Programm; sie sendet Einzelreisende aus und errichtet an der Küste und im Innern Stationen, die teils einen wissenschaftlichen Charakter haben, teils Handels- und Zivilisationszentren bilden. Die Anzahl der Stationen der Gesellschaft betrug Mitte 1884: 30, die der darauf Angestellten 1800 Neger und 128 Weiße, wovon 40 Belgier, 39 Engländer, 23 Schweden und 11 Deutsche waren. Die Flottille auf dem Congo zählte 13 Schiffe. Neben der Internationalen Kommission in Brüssel bestehen aber in fast unabhängiger Weise nationale Komitees in den meisten Staaten Europas, so seit 18. Dez. 1876 das deutsche Nationalkomitee in Berlin, das sich 28. April 1878 mit dem ältern "Verein zur Erforschung Äquatorialafrikas" vereinigte und den Titel "Afrikanische Gesellschaft in Deutschland" annahm und "Mitteilungen" herausgibt. Außerdem sind noch die Afrikanische Gesellschaft zu Malta und das African Exploration Fund Committee der Londoner Geographischen Gesellschaft namhaft zu machen.

Afrikanischer Krieg, der Krieg Cäsars (s. d.) gegen die nach der Schlacht bei Pharsalos nach Afrika geflüchteten Pompejaner und deren Bundesgenossen, König Juba von Numidien; der Krieg endete mit Cäsars Sieg bei Thapsos 46 v. Chr.

Afrikanische Sprachen. Afrika bietet in sprachlicher Beziehung, wie bei dem am wenigsten von höherer Kultur durchdrungenen Weltteil nicht anders zu erwarten ist, das Bild einer außerordentlichen Zerklüftung, und erst in neuester Zeit ist es der Sprachforschung (Bleek, Lepsius, Fr. Müller u. a.) gelungen, auf Grund des reichen von Entdeckungsreisenden (wie Barth, Munzinger, Schweinfurth, Nachtigal u. a.) und namentlich von Missionären (wie Isenberg, Kölle, Krapf, Moffat, H. Hahn, Krönlein, Endemann, Wuras u. a.) gesammelten, teilweise auch schon zu Grammatiken und Wörterbüchern verarbeiteten sprachlichen Materials wenigstens die nord- und südafrikanischen Sprachen der Eingebornen in abschließender Weise zu klassifizieren, während die zahlreichen total verschiedenen Sprachen Innerafrikas, soweit sie bisher näher bekannt sind, sich noch nicht mit Sicherheit in irgend einen größern Sprachstamm einreihen lassen. Von besonderer Wichtigkeit ist die namentlich in Bleeks "Comparative grammar of South-African languages" (Lond. 1862-69, 2 Tle.) wissenschaftlich begründete Zusammengehörigkeit der meisten Sprachen Südafrikas mit dem großen Sprachstamm der sogen. Bantusprachen. Diese in grammatischer Beziehung hoch entwickelten Sprachen, die nach Norden zu bis etwa 5° nördl. Br. reichen und in drei Hauptgruppen zerfallen (s. Bantuvölker), zeichnen sich namentlich durch die höchst charakteristischen artikelartigen Vorsätze aus, so in den Namen der Ba-suto, der Be-tschuanen, der Ama-zulu, der Ama-xosa (Kaffern), des durch Livingstone bekannt gewordenen Königs Mo-silikatse, der Ma-tonga, Ma-hloenga etc. Einen ganz andern Bau zeigen dagegen die übrigens in raschem Aussterben begriffenen Dialekte der Hottentotten und die mit denselben durch das häufige Vorkommen von Schnalzlauten verwandte, jedoch grammatisch ganz unentwickelte, gleichfalls dem Erlöschen nahe Sprache der Buschmänner. Außerdem gehört die Hauptsprache der Insel Madagaskar, das Malagassy, dem malaiisch-polynesischen Sprachstamm an, von dem sich auch die Sprachen der gegenüberliegenden Küste von Mosambik beeinflußt zeigen. Einen kaum minder weit als der südafrikanische Bantustamm, aber jetzt größtenteils über sehr dünn bevölkerte Gegenden verbreiteten Sprachstamm besitzt Nordafrika in den hamitischen Sprachen (s. Hamiten), deren südlichste, die Sprache der Galla südlich von Abessinien, an die nordöstlichste Bantusprache, das Kisuaheli, direkt angrenzt. Andre Sprachen dieses Stammes ziehen sich bis an den Golf von Aden und das Rote Meer hin, und nordwärts reichen sie mit manchen Unterbrechungen bis nach Oberägypten; von hier aus erstrecken sie sich als Sprachen der Berber und andrer nomadisierender Wüstenstämme quer durch ganz Nordafrika bis an die Westküste hin. Im Altertum gehörte diesem Sprachstamm auch die durch geschichtliche Bedeutung hervorragendste Sprache Afrikas, das Altägyptische, nebst ihrer ebenfalls ausgestorbenen Tochter, dem Koptischen, an, außerdem die Sprachen der Libyer, Numidier und andrer einheimischer Völker Nordafrikas und der Kanarischen Inseln. Schon im Altertum gab es an der nordafrikanischen Küste auch bedeutende nordsemitische (phönikische) Niederlassungen; durch den Islam hat sich eine südsemitische Sprache, das Arabische, über den ganzen nördlichen Küstenrand sowie fast über ganz Ägypten verbreitet und ist als Handelssprache und vermittelst der noch immer mächtig fortschreitenden Propaganda des Islam in raschem Vordringen nach Süden zu begriffen. In Abessinien herrschen ebenfalls südsemitische Sprachen, von dem jetzt ausgestorbenen, durch seine alte Litteratur hervorragenden Äthiopischen abstammend, das schon in vorgeschichtlicher Zeit aus Südarabien eingedrungen sein muß. Von den zentralafrikanischen Sprachen sind die bis jetzt bekanntesten die der Wolof am Kap Verde, der Fulbe (Pul) östlich davon bis zum Tsadsee hin, und etwa von 10 bis 20° nördl. Br. südwestlich davon das Mandingo und andre Mandesprachen, im Niederland von Sierra Leone das Temne und Bullom, am Kap Palmas das Kru, weiter östlich an der Guineaküste die nahe miteinander verwandten Sprachen Odschi bei den Aschanti, Ga in Akra, Ewe in Dahomé, Jomba, Efik und das ferner stehende Ibo; dann im Innern südöstlich von Timbuktu das Sonrhai, südöstlich hiervon das Haussa, wegen seiner hamitischen Elemente von Lepsius u. a. für einen westlichen Ausläufer des hamitischen Stammes gehalten, östlich vom Haussa das Kanuri in Bornu, nördlich hiervon das Teda oder Tibbu, südlich vom Kanuri das Logone, Wandala u. a., weiter östlich das Bagirmi, nordöstlich hiervon die Mabasprache in Wadai, östlich hiervon das Kondschara in Dar Fur und weiter südlich das Tumale, die sechs letzten nach Lepsius miteinander verwandt; endlich in Ostafrika die Gruppe der Nilsprachen, Dinka, Bari, Schilluk, Bongo und Oigob, und weiter stromabwärts die Sprachen der Barea und der schon dem Altertum bekannten Nubier oder Nuba. Alle diese Sprachen oder Sprachgruppen zeigen wenigstens in betreff ihres Wortschatzes nicht die geringste Verwandtschaft, weshalb Fr. Müller sie für ebenso viele selbständige Ursprachen hält. Die Fulbe (Pul) und die Nubier hält er zugleich ihrer natürlichen Merkmale wegen für von den übrigen zentralafrikanischen Stämmen, als reinen Negervölkern, geschiedene Rassen und nimmt teils der sprachlichen, teils der natürlichen Merkmale wegen