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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Agents de change; Agents provocateurs; Ager; Agerātum; Ägĕri; Agesánder; Agesilāos; Ägeus; Ageusīe; Agglomerāt

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Agents de change - Agglomerat.

eines von ihnen erwählten Syndikats, welches die Suspension eines Agenten aussprechen, auch seine Absetzung bei dem Finanzminister beantragen kann. Den französischen Wechselagenten entsprechen in England die Brokers, deren Zahl jedoch keine geschlossene ist. Übrigens versteht man in England und Nordamerika unter Handelsagenten (commercial agents) auch diejenigen, welche streitige Rechnungssachen sowie Nachlaß- und Fallimentsangelegenheiten regulieren. Eine Eigentümlichkeit Englands und der Vereinigten Staaten sind endlich die Mercantile agencies, kaufmännische Intelligenzbüreaus, welche mit Hilfe von Korrespondenten und Unteragenten in Stadt und Land über die Kreditwürdigkeit der Handeltreibenden Auskunft geben; eine Einrichtung, welche man in neuerer Zeit, freilich nicht immer mit besonderm Geschick und Erfolg, auch in Deutschland nachgeahmt hat (s. Auskunftsbüreaus).

Agents de change (franz., spr. aschāng d'schāngsch), in Frankreich die Wechselagenten (s. Agent).

Agents provocateurs (franz., spr. aschāng -töhr), Gehilfen der geheimen Polizei, welche politisch verdächtige Personen, sich in deren Vertrauen einschleichend, zur Offenbarung ihrer Gesinnung, auch wohl zu Begehung strafbarer Handlungen veranlassen, nachher aber ins Dunkel zurücktreten und der strafrechtlichen Verfolgung mit Hilfe ihrer einflußreichen Auftraggeber entgehen. Die Verwendung von A. ist im Interesse der öffentlichen Moral unbedingt zu verwerfen.

Ager, Abfluß des Attersees und linker Nebenfluß der Traun in Oberösterreich, der bei Lambach, 24 km lang, mündet; war 1810-16 Grenzfluß zwischen Österreich und Bayern. Das zwischen A. und Traun gelegene Land heißt Agerspitz.

Agerātum L., Gattung aus der Familie der Kompositen, Kräuter oder Sträucher mit zu dichten Doldentrauben gruppierten Blütenköpfchen und aus den Röhrenblüten lang hervorragenden Griffeln, im tropischen und wärmern Amerika. A. conyzoides L., aus Mexiko, einjährige Pflanze mit blauen Blüten im Hochsommer, wird in mehrern Abarten in Gärten kultiviert.

Ägĕri, zwei Berggemeinden des schweizer. Kantons Zug: Oberägeri (1952 Einw.) am Nordufer, Unterägeri (2428 Einw.) am untern Ende des Ägerisees. Dieses einsame Gewässer, in ein Hochthal des Voralpenlands eingebettet, 7 qkm groß und 726 m ü. M., wird noch mit Einbäumen beschifft. Wo sein Abfluß, die Lorze, den See verläßt, d. h. in Unterägeri, wird der kleine Fluß sofort in den Dienst der Industrie genommen. Südöstlich vom See liegt der Abhang Morgarten (s. d.).

Agesánder, griech. Bildhauer, mit Athenodoros und Polydoros der Schöpfer der berühmten Gruppe des Laokoon (s. d.), gehört mit seinen Genossen der Schule von Rhodus an.

Agesilāos, spartan. König, aus der Familie der Prokliden, Sohn des Archidamos, geb. 444 v. Chr., einer der größten Feldherren des Altertums, folgte in der Regierung seinem Bruder Agis (397), nachdem er dessen Sohn Leotychides mit Hilfe des damals mächtigen Lysandros verdrängt hatte. Um die griechischen Städte wieder von Persien zu befreien, setzte A. 396 mit 8000 Mann nach Kleinasien über und eroberte einen Teil des Landes, bevor noch die persischen Satrapen Zeit gehabt hatten, ein Heer zu sammeln. Dann besetzte er Phrygien und Lydien und schickte sich eben an, in das Herz der persischen Monarchie einzudringen, als er nach Griechenland zurückberufen wurde, weil die Athener, Argeier, Korinther und Thebaner auf Anstiften der Perser die Spartaner angegriffen und bei Haliartos bereits gesiegt hatten. Auf dem Marsch nach dem Peloponnes traf A. in Böotien auf ein feindliches Heer, welches ihm den Weg verlegen wollte, und schlug dasselbe in der Schlacht bei Koroneia (394) gänzlich, führte dann seine siegreichen Truppen nach der Heimat und zeichnete sich auch in den weitern Kämpfen des sogen. Korinthischen Kriegs (s. d.) mehrfach aus. Nach der Schlacht bei Leuktra rettete er 370 und 369 durch Besonnenheit, Mut und kluge Maßregeln das Vaterland und verhinderte zweimal, daß die Thebaner unter Epameinondas das von ihnen schon bedrohte Sparta eroberten. Nach der Schlacht bei Mantineia (362), die er gegen Epameinondas verlor, hielt er die Spartaner ab, dem allgemeinen Frieden beizutreten, und schloß bloß einen Waffenstillstand. Während desselben zog er 361 an der Spitze eines geworbenen Heers nach Ägypten und kämpfte hier zuerst für Tachos, der sich gegen Persien erhoben, dann für Nektanabis II. Auf der Rückkehr erkrankte und starb er in einem Alter von 84 Jahren. Obgleich von Statur klein und unansehnlich, an einem Fuße selbst lahm, wurde A. doch wegen seiner geistigen Vorzüge allgemein geachtet und bewundert. Geistesgegenwart, Beharrlichkeit, Kühnheit, Schnelligkeit, Verschlagenheit und Überblick zeichneten ihn als Feldherrn aus. Das Leben des A. ist von seinem Freund Xenophon, von Plutarch, Corn. Nepos und Diodor von Sizilien und unter den neuern Geschichtsforschern von Hertzberg (Halle 1856) und A. Buttmann (das. 1872) beschrieben worden.

Ägeus, nach dem griech. Mythus ein König von Athen, Sohn des Pandion, Enkel des Kekrops, eroberte nach seines Vaters Tod mit Hilfe seiner Brüder Pallas, Nisos und Lykos das väterliche Reich wieder und erhielt die Oberherrschaft daselbst. Da er seine Kinderlosigkeit dem Zorn der Aphrodite Urania zuschrieb, soll er, um sie zu versöhnen, ihre Verehrung in Athen eingeführt haben. Mit seiner dritten Gattin, Äthra, Tochter des Königs Pittheus von Trözene, zeugte er den Theseus, welchen er aber, ohne daß derselbe von seiner Herkunft wußte, bei Pittheus erziehen ließ, um die Söhne seines Bruders Pallas, welche nach der Herrschaft strebten, mit der Hoffnung hinzuhalten, daß ihnen dieselbe durch Erbschaft zufallen werde. Die Pallantiden stürzten den Ä. jedoch gewaltsam vom Thron, welchen sie behaupteten, bis Theseus nach Athen kam, von seinem Vater wiedererkannt wurde und sie vernichtete. Hierauf blieb Ä. im Besitz der Herrschaft von Athen bis an seinen unglücklichen Tod. Als nämlich Theseus, um Athen von dem schmählichen Tribut zu befreien, den es an Kreta zu zahlen hatte (sieben Jünglinge und ebensoviel Jungfrauen, s. Minotauros), nach Kreta zog, versprach er seinem Vater, im Fall seiner glücklichen Rückkehr statt des schwarzen Segels, welches das Schiff führte, ein weißes aufzuziehen. Aber als Sieger der Kaste von Attika nahend, vergaß er es, und der Vater, in der Meinung, sein Sohn sei umgekommen, stürzte sich beim Anblick des schwarzen Segels ins Meer, das von ihm den Namen des Ägeischen erhielt.

Ageusīe (griech.), Mangel der Geschmacksempfindung.

Agglomerāt (lat.), Zusammengeballtes, äußerlich aneinander Gehäuftes. Agglomerate heißen nach einigen Geologen diejenigen Konglomerate (s. d.), deren verkittete Trümmer vulkanischer Natur sind und schon in dem abgerundeten Zustand durch die vulkanische Thätigkeit selbst, nicht durch Abrollung