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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ailetten; Ailly; Aimak; Aimard; Aimoin; Ain; Ain Madi; Ainmiller

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Ailetten - Ainmiller.

endständigen Rispen und länglichen, zusammengedrückten, einsamigen Flügelfrüchten. A. glandulosa Desf. (Götterbaum), in Ostindien, China, Japan, ein sehr schnellwüchsiger Baum mit großen Blättern, je einer Drüse an den groben Randzähnen der Fiederblätter, gelblichweißen, holunderähnlich riechenden Blüten und braunrötlichen Früchten, wurde 1751 aus China nach Europa gebracht, wird bei uns 9-20 m hoch, erfriert aber in der Jugend leicht. Die Blätter sind das Futter der Seidenraupe (Bombyx Cynthia); das Holz wird zu Wagnerarbeiten empfohlen; der harzige Saft aus der Rinde wird auf Firnis verarbeitet.

Ailetten, Führungswarzen der Geschosse gezogener Vorderladungsgeschütze; s. Geschütz.

Ailly (spr. ăji), Peter von (Petrus de Alliaco), scholast. Philosoph, geb. 1350 zu Compiègne, Lehrer und Kanzler in Paris, Kardinal, 1411 Führer der Reformpartei auf dem Konzil zu Kostnitz, wo er die Überordnung des Konzils über den Papst behauptete, aber als Nominalist zu der Verurteilung von Huß, dem Anhänger des ihm verhaßten Realismus, beitrug; starb 1419 in Avignon. A. schloß sich in seinen "'Quaestiones super libros sententiarum" (Straßb. 1490) dem Occam, in seinem "Tractatus de anima" (das. 1490) dem Aristoteles an, während er sich in Bezug auf die Gewißheit der Erkenntnis überhaupt und der Gotteserkenntnis insbesondere einem bescheidenen Skeptizismus zuneigte. Vgl. Tschackert, P. v. A. (Gotha 1877).

Aimak (Eimak), Völkerschaft in Nordafghanistan, welche mit den Hazara östlich von Herat das nordwestliche inselartige Hochland des Paropamisus (Ghorgebirge) bewohnt. Sie sind eine türkisch-tatarische Oase unter iranischen, persischen und afghanischen Nachbarn. Die Religion ist der sunnitische Islam, Hauptbeschäftigung Herdenzucht und Jagd. Die Frauen verrichten alle Arbeit. Die Zahl der A. und Hazara gibt Keane ("Nature" 1880) zu 600,000 an.

Aimard (spr. ehmár), Gustave, franz. Romanschriftsteller, geb. 13. Sept. 1818 zu Paris, kam im Knabenalter als Schiffsjunge nach Amerika, wo er eine Reihe von Jahren unter den wilden Völkerschaften des Westens zubrachte, durchwanderte später Spanien, die Türkei und den Kaukasus und kehrte 1848 nach Paris zurück. Nach neuen großen Reisen begann er dann seine Beobachtungen und Erfahrungen in Romanform zu veröffentlichen und errang sich durch seine gewandte Erzählungsweise bald einen Ruf unter den Schriftstellern Frankreichs. Wir nennen von seinen zahlreichen (meist auch ins Deutsche übersetzten) Romanen: "Les trappeurs de l'Arkansas" (1858), eine der volkstümlichsten Schriften dieser Gattung; "Le grand chef des Aucas" (1858); "Les pirates de la prairie" (1859); "Les rôdeurs de frontières" (1861); "Le cœur loyal" (1862); "Les aventuriers" (1863); "Les nuits mexicaines" (1864); "Les bohêmes de la mer" (1865); "Zeno Cabral" (1865); "Le forestier" (1869); "Les scalpeurs blancs" (1874); "Cardenio" (1874); "Les bisons blancs" (1876); "Les vauriens de Pontneuf" (1878). Beim Beginn des Kriegs 1870-71 organisierte A. in Paris unter dem Namen les Francs-tireurs de la Presse ein aus Journalisten bestehendes Freiwilligenkorps, trat aber bald von der Führung desselben zurück. Er starb im Juni 1883.

Aimoin (Haimo, lat. Aimoinus), seit 970 Mönch zu Fleury, schrieb 1005 zwei Bücher, Fortsetzung zu einem ältern Werk über die Wunder des heil. Benedikt, in denen auch gelegentliche Nachrichten über die Könige von Frankreich (daher der Titel: "De gestis Francorum") vorkommen. Das unkritische, doch aus Mangel an andern Quellen später vielbenutzte Werk wurde nachher bis 1165 fortgesetzt. Die beste Ausgabe lieferte Mabillon in seinen "Acta Sanctorum ordinis S. Benedicti", Bd. 4; einen Auszug Waitz in den "Monumenta Germaniae historica", IX.

Ain (spr. äng), Fluß im östlichen Frankreich, entspringt bei Nozeroy im Jura, fließt zwischen meist steilen Ufern und mit starkem Gefälle durch die Departements Jura und Ain und mündet bei Anthon oberhalb Lyon in den Rhône. Seine Länge beträgt 190 km. - Das danach benannte französische Departement ist ein Teil des alten Herzogtums Burgund, grenzt im O. an die Schweiz, im S. mittels des Rhône an die Departements Obersavoyen, Savoyen und Isère, im W. mittels der Saône an die Departements Rhône und Saône-et-Loire, im N. an das Departement Jura und hat einen Flächenraum von 5799 qkm (105,32 QM.). Der Fluß A. teilt dasselbe in zwei ziemlich gleich große Teile. Der westliche, zwischen den Flüssen A. und Saône gelegene (die alten Landschaften Bresse und Dombes) bildet ein welliges Plateau von thonig-kiesiger, zum Teil auch sumpfiger Beschaffenheit und enthält namentlich im Pays des Dombes zahlreiche (über 1000) Teiche, welche übrigens ausgetrocknet werden sollen. Der östliche Teil zwischen A. und Rhône hat ein ungleich besseres Terrain, bestehend aus fruchtbaren Ebenen und Thälern und zum Teil angebauten oder bewaldeten, zum Teil auch nackten und sterilen Bergen von 1500-2000 m Höhe, dem südlichen Teil des Jura. Hauptflüsse sind der Rhône (Grenzfluß), die Saône und der A. Das Klima ist im allgemeinen kälter, als man es dem Breitengrad nach erwarten sollte, namentlich sehr naß. Die Bevölkerung beläuft sich auf (1881) 363,472 Einw. Die Landwirtschaft, der Hauptnahrungszweig der Bewohner, gewinnt reichliche Ernten an Getreide, Zuckerrüben, Hanf und Wein; auch Viehzucht und Käsebereitung werden sorgfältig betrieben. Außerdem liefert das Departement Braunkohlen, ausgezeichnete Baumaterialien, Asphalt und namentlich die besten lithographischen Steine Frankreichs (am berühmtesten sind die Steinbrüche von Villebois). In gewerblicher Beziehung sind die Seidenindustrie und die Papierfabrikation stärker vertreten. Zahlreiche Arbeiter sind auch mit der Erzeugung von Tabaksdosen und Kämmen aus Horn beschäftigt. Das Departement wird von mehreren Eisenbahnen durchschnitten, die in Bourg und Ambérieu ihre Knotenpunkte haben; zerfällt in fünf Arrondissements: Bourg, Belley, Gex, Nantua und Trévoux. Hauptstadt ist Bourg. Vgl. Vincent, Geographie du département de l'Ain (Bourg. 1872).

Ain Madi, Oase in Algerien, Provinz Algier, am Fuß des Dschebel Amur, ein ansehnliches Handelsemporium mit der stark ummauerten Stadt gleichen Namens, dem Sitz eines Marabuts, mit 2000 Einw.

Ainmiller, Max Emanuel, der Wiederhersteller der Glasmalerei, geb. 14. Febr. 1807 zu München, widmete sich unter Fr. v. Gärtners Leitung dem Studium der Architektur und Ornamentik und wurde dann durch seinen Lehrer, welcher die Umgestaltung der königlichen Porzellanmanufaktur übernommen hatte, veranlaßt, der Anstalt als Dekorateur beizutreten. Seine Neigung trieb ihn zur Beschäftigung mit der eben wieder aus der Vergessenheit hervorgezogenen Glasmalerei, und er erhob diese Kunst, welche unter Siegmund Frank noch mit großen technischen Hindernissen zu kämpfen hatte, zu der jetzigen hohen Stufe ihrer Ausbildung. Als für die Glas-^[folgende Seite]