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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alassio; Alástor; Alátri; Alatyr; Alauda; Alaun

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Alassio - Alaun.

Alassio, Stadt in der ital. Provinz Genua, an einer weiten Meeresbucht und an der Eisenbahn Genua-Marseille gelegen, hat eine technische Schule, Schiffbau, guten Hafen und (1881) 3850 Einw., welche ansehnliche Seefischerei betreiben.

Alástor (griech.), Rachedämon; Plagegeist.

Alátri, Stadt in der ital. Provinz Rom, im Hernikergebirge unweit Frosinone, Bischofsitz, mit cyklopischen Mauern, Tuch- und Tapetenfabrikation und (1881) 5483 Einw. In der Nähe das Kartäuserkloster Trisulti und eine große Stalaktitenhöhle.

Alatyr, Kreisstadt im russ. Gouvernement Simbirsk, an der Sura, die hier den fast 300 km langen, für die Flößerei von Bauholz wichtigen Fluß A. aufnimmt, mit Getreidehandel und (1880) 15,000 Einw.

Alauda (Lerche); Alaudidae (Lerchen), Familie der Sperlingsvögel (s. d.).

Alaun (lat. Alumen, Kalialaun) Al23SO4^[Al<sub>2</sub>3SO<sub>4</sub>], K2SO4+24H2O^[K<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>+24H<sub>2</sub>O], Doppelsalz von schwefelsaurem Kali und schwefelsaurer Thonerde, findet sich selten in der Natur, meist als Verwitterungsprodukt auf Alaunschiefer und in vulkanischen Gegenden auf Kali und Thonerde haltenden Gesteinen, welche dem Einfluß von schwefliger Säure, die hier dem Boden entströmt, ausgesetzt waren; aller im Handel befindliche A. ist aber künstlich dargestellt. Die Materialien zur Gewinnung des Alauns enthalten zum Teil alle zur Alaunbildung erforderlichen Stoffe; manche verwitterte Lava braucht nur ausgelaugt zu werden und liefert sofort eine Alaunlösung (Neapel). Der Alunit oder Alaunstein, welcher mit Quarz den Alaunfels bildet, besteht aus einer in Wasser unlöslichen Verbindung von A. mit Thonerdehydrat und gibt nach mäßigem Erhitzen beim Auslaugen mit Wasser eine Alaunlösung, die nur verdampft zu werden braucht, um Kristalle zu erhalten. Wichtiger sind die eigentlichen Alaunerze: der Alaunschiefer und die Alaunerde. Ersterer ist ein von Schwefelkies durchdrungener kohlehaltiger Thonschiefer oder Schieferthon, die Alaunerde dagegen eine mit Schwefelkies imprägnierte thonhaltige Braunkohle oder mit Schwefelkies und Bitumen gemengter Thon. Man läßt diese Erze in Haufen verwittern, wobei sich aus dem Schwefelkies freie Schwefelsäure und schwefelsaures Eisenoxydul bilden. Letzteres nimmt aus der Luft Sauerstoff auf und verwandelt sich großenteils in basisch schwefelsaures Eisenoxyd, wobei abermals Schwefelsäure frei wird. Die freie Schwefelsäure zersetzt den Thon (kieselsaure Thonerde) und bildet schwefelsaure Thonerde. Bisweilen reicht aber die Verwitterung nicht aus, und man muß die Erze rösten, um schwefelsaure Thonerde zu bilden. Auch benutzt man aus Zinkröstöfen entweichende schweflige Säure zum Aufschließen von Alaunschiefer. Die auf die eine oder die andre Weise genügend vorbereiteten Alaunerze werden methodisch ausgelaugt, worauf man die Lauge, welche schwefelsaure Thonerde und schwefelsaures Eisenoxydul enthält, direkt verdampft oder zunächst gradiert, um das Eisen möglichst vollständig als basisch schwefelsaures Eisenoxyd abzuscheiden, oder umgekehrt mit metallischem Eisen versetzt, um Eisenoxydsalz zu Eisenoxydulsalz zu reduzieren. Die hinreichend verdampften Laugen geben dann, wenn die Alaunerze sehr eisenreich waren, zunächst Kristalle von Eisenvitriol, und daher sind viele Alaunwerke zugleich Vitriolwerke. Die vom Vitriol getrennte Mutterlauge oder die eisenarme ursprüngliche, nur durch Absetzen geklärte Lauge versetzt man mit schwefelsaurem Kali, auch wohl, wenn genug Eisenvitriol vorhanden ist, mit Chlorkalium, da sich sodann Eisenchlorür und schwefelsaures Kali bilden. Letzteres verbindet sich mit der schwefelsauren Thonerde zu A., welcher aus der umgerührten Lauge als Alaunmehl sich abscheidet. Dies wird auf Zentrifugalmaschinen ausgewaschen und zur vollständigen Reinigung von Eisen umkristallisiert. Häufig wird A. auch aus möglichst kalk- und eisenfreiem Thon dargestellt, indem man denselben glüht, pulvert und mit heißer Schwefelsäure behandelt. Das Produkt, aus schwefelsaurer Thonerde und Kieselsäure bestehend, wird ausgelaugt, die Lauge mit schwefelsaurem Kali versetzt etc. Aus Kryolith und Bauxit stellt man Thonerdenatron und aus diesem durch Behandeln mit Kohlensäure reine Thonerde dar, welche in Schwefelsäure gelöst wird, etc. Hochofenschlacke wird in Salzsäure gelöst, aus der Lösung fällt man durch kohlensauren Kalk ein Gemenge von Thonerde und Kieselsäure, aus welchem Schwefelsäure die Thonerde auflöst. In allen diesen Fällen wird die schwefelsaure Thonerde durch Zusatz von Kalisalz in A. verwandelt. Der Kalialaun enthält 9,95 Proz. Kali, 10,83 Proz. Thonerde, 33,71 Proz. Schwefelsäure und 45,51 Proz. Wasser; er bildet große, farblose Kristalle vom spez. Gew. 1,924, schmeckt süßlich zusammenziehend, reagiert sauer, wird an der Luft trübe durch Aufnahme von Ammoniak (nicht durch Wasserverlust), ist unlöslich in Alkohol, während 100 Teile Wasser lösen

^[Liste]

bei 0° 3,9 Teile

10° 9,5 "

20° 15,1 "

30° 22,0 "

40° 30,9 "

50° 44,1 "

60° 66,6 "

70° 90,7 "

80° 134,5 "

90° 209,3 "

100° 357,5 "

A. schmilzt bei 92° in seinem Kristallwasser und verliert dasselbe bei 100° unter starker Aufblähung vollständig. Der poröse Rückstand, gebrannter A., löst sich sehr langsam in Wasser. Erhitzt man ihn stärker, so entweichen schweflige Säure und Sauerstoff, und es hinterbleiben Thonerde und schwefelsaures Kali. Weil der A. sauer reagiert, zersetzt er viele Ultramarinsorten. Versetzt man Alaunlösung mit Kalilauge, bis Thonerde sich dauernd ausscheidet, so entsteht neutraler A.: K2SO4^[K<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>], Al23SO4^[Al<sub>2</sub>3SO<sub>4</sub>], Al2O6H6^[Al<sub>2</sub>O<sub>6</sub>H<sub>6</sub>]. Aus der Lösung dieses Salzes, welches richtiger basischer A. genannt wird, fällt bei 40° eine noch basischere Verbindung, der sogen. unlösliche A.: K2SO4^[K<sub>2</sub>SO<sub>4</sub>], Al23SO4^[Al<sub>2</sub>3SO<sub>4</sub>], 2Al2O6H6^[2Al<sub>2</sub>O<sub>6</sub>H<sub>6</sub>], welcher einen künstlichen Alunit darstellt. Aus einer Alaunlösung, welche wenig "neutralen A." enthält, kristallisiert bei gewöhnlicher Temperatur A. von normaler Zusammensetzung in Würfeln (kubischer A.), bei höherer Temperatur aber der gewöhnliche oktaedrische A.; der aus Alunit gewonnene römische A., welcher bei Gegenwart von Thonerde in Lösung geht (s. oben), kristallisiert in der Regel in Würfeln. Glüht man A. mit Zucker und läßt das Präparat in einem verschlossenen Gefäß erkalten, so entzündet es sich, sobald es an die Luft kommt.

Ammoniakalaun Al23SO4^[Al<sub>2</sub>3SO<sub>4</sub>], (NH4)2SO4 + 24H2O ^[(NH<sub>4</sub>)<sub>2</sub>SO<sub>4</sub> + 24H<sub>2</sub>O] findet sich selten in der Natur; man bereitet ihn wie Kalialaun, fällt aber die Lösung der schwefelsauren Thonerde mit schwefelsaurem Ammoniak. Er enthält 3,89 Proz. Ammoniak, 11,9 Proz. Thonerde, 36,1. Proz. Schwefelsäure, 48,11 Proz. Wasser, verhält sich wie Kalialaun, hinterläßt beim Glühen aber reine Thonerde. Sein spezifisches Gewicht ist 1,626. 100 Teile Wasser lösen

^[Liste]

bei 0° 5,2 Teile

10° 9,1 "

20° 13,6 "

30° 19,3 "

40° 27,3 "

50° 36,5 "

60° 51,5 "

70° 72,0 "

80° 103,0 "

90° 187,8 "

100° 422,0 "