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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Albāni; Albanĭa

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Albani - Albania.

G. Meyer, Die Stellung des Albanesischen im Kreis der indogermanischen Sprachen, in Bezzenbergers "Beiträgen zur Kunde der indogermanischen Sprachen", Bd. 8, S. 185 ff.). Die Untersuchung des Albanesischen wird wesentlich erschwert durch die zahlreichen Lehnwörter, welche aus dem Latein, den romanischen und slawischen Sprachen (die türkischen sind leicht erkennbar) eingedrungen sind; um ihre Ausscheidung hat sich besonders Miklosich ("Albanische Forschungen", Wien 1870-71, 3 Hefte) verdient gemacht. Auch das Neugriechische hat beigesteuert, besonders in den toskischen Dialekten. Die Flexion ist stark degeneriert, doch ist der arische Typus unverkennbar. Das Nomen kann einen nachgestellten Artikel annehmen, wie im Rumänischen und Bulgarischen, in welche Sprachen diese Eigentümlichkeit vielleicht von dem Albanesischen eingedrungen ist. Das Verbum hat von einfachen Zeiten ein Präsens Indikativ, Imperfekt, Perfekt (mit Aoristbedeutung), Optativ und Formen des Imperativs und Konjunktivs; das Futur wird durch Umschreibung gebildet. Eine eigne Passivbildung existiert ebenfalls. Die Zahlwörter für 100 und 1000 sind lateinische Lehnwörter, auch von den Einern ist vielleicht einer oder der andre entlehnt; alle sind aber sicher indogermanisch, wenn auch stark entstellt.

Von Litteratur kann höchstens bei den Albanesen Italiens die Rede sein, die, von italienischer Kultur angeregt, mehrfach versucht haben, die Muttersprache dichterischer Produktion dienstbar zu machen. Berühmt, aber fast verschollen ist das "Leben der Jungfrau Maria" von Varibobba (Rom 1762); aus dem 19. Jahrh. ist vor allem zu nennen Gerolamo de Rada, der als Dichter ("Poesie albanesi", Corigliano-Calabro 1872-84) und als Sammler von Volksliedern ("Rapsodie di un poema albanese", Flor. 1866) der ruhmvollen Vergangenheit seines Volks sein Leben geweiht hat und seit kurzem eine albanesische Zeitschrift: "Fiamuri Arberit" ("Die Fahne Albaniens"), herausgibt. Vgl. Dora d'Istria, Gli scrittori albanesi dell' Italia meridionale (Palermo 1867), und G. Stier, Die Albanesen in Italien und ihre Litteratur (in der "Allgemeinen Monatsschrift" 1853, S. 864 ff.). Die römische Propaganda hat eine Anzahl Erbauungsschriften in den Skutariner Dialekt übersetzen lassen, so schon 1664 Bellarmins "Dottrina cristiana" und zuletzt (1881) die "Nachfolge Christi". Aus dem eigentlichen Albanien, wo einige turkisierende Poeten, wie Nezim Bei, gewirkt haben, sind Volkslieder und Märchen gesammelt worden in den Werken von Hahn, Dozon (der auch eine Übersetzung veröffentlicht hat: "Contes albanais", Par. 1881) und in der "Ἀλβανικὴ μέλισσα" von Mitkos (Alex. 1878), woraus G. Meyer im "Archiv für Litteraturgeschichte" (Bd. 12, 1883) die meisten übersetzt hat. Um die Kenntnis des griechischen Albanesischen hat sich besonders Reinhold ("Noctes pelasgicae", Athen 1855) verdient gemacht. Gegenwärtig ist unter den Litteraten Albaniens am thätigsten der in Konstantinopel lebende Konstantin Kristoforidis, der die Schöpfung einer albanesischen Schriftsprache anstrebt. Er hat außer mehreren Unterrichtsbüchern eine vortreffliche albanesische Grammatik des toskischen Dialekts (Konstantin. 1882), eine gegische (1872) und eine toskische (1879) Übersetzung des Neuen Testaments verfaßt und eine solche des Alten Testaments begonnen (Psalter gegisch 1872, toskisch 1868; Genesis und Exodus toskisch 1880, Deuteronomium toskisch 1882, Sprüche Salomos und Jesaias toskisch 1883), die Bibelübersetzungen alle im Auftrag der Englischen Bibelgesellschaft. Auch hat er reiches Material für ein albanesisches Wörterbuch gesammelt. - Eine vollständige Bibliographie aller auf a. S. u. L. bezüglichen Erscheinungen findet man in G. Meyers Albanesischen Studien, Heft 1 u. 2 (Wien 1883 u. 1884); aus diesem über 120 Nummern umfassenden Verzeichnis seien hier noch hervorgehoben: Blanchus, Dictionarium latino-epiroticum (Rom 1635); Lecce, Osservazioni grammaticali nella lingua albanese (das. 1716); v. Hahn, Albanesische Studien (Jena 1854); Rossi, Vocabolario italiano-epirotico (Rom 1866); Derselbe, Vocabolario della lingua epirotica-italiana (das. 1875); de Rada, Grammatica della lingua albanese (Flor. 1870); Dozon, Manuel de la langue chkipe ou albanaise (Par. 1879); Jungg, Elementi grammaticali della lingua albanese (Skutari 1881); Geitler, Die albanesischen und slawischen Schriften (Wien 1883).

Albāni, 1) reiche röm. Familie, die, seit Giovanni Francesco A. 1700 als Clemens XI. den päpstlichen Stuhl bestieg, hohe Würden in der Kirche bekleidete und 1852 erlosch. Kardinal Alessandro A. (1692-1779) begründete, unterstützt von Winckelmann, Marini, Mengs, Zoega u. a., 1758 die jetzt dem Fürsten Alessandro Torlonia gehörende berühmte Kunstsammlung der Villa Albani in Rom, die durch Winckelmann eine der Ausgangsstätten für das Verständnis der antiken Plastik wurde. Aus den auch jetzt noch zahlreichen Kunstschätzen der Villa, von denen viele nach Frankreich entführt und 1815 nach München verkauft wurden, sind hervorzuheben: der bogenspannende Amor, eine Marmorstatue der Athene Polias, ein Relief mit dem Abschied des Orpheus von der Eurydike, das Fragment einer Marmorstatue Äsops, die Karyatide der Athener Kriton und Nikolaos, eine Athletenstatue von Stephanos, ein eherner Apollon Sauroktonos, das Brustbild des Antinoos in Relief; außerdem eine große Sammlung von Cippen; Giulio Romanos Entwurf zur Hochzeit des Bacchus und der Ariadne, das Deckengemälde des Parnasses von Raphael Mengs etc. Die zahlreichen antiken Reliefs gab Zoega heraus.

2) Francesco, Maler der bolognesischen Schule, geb. 1578 zu Bologna, hatte zu Lehrmeistern den Niederländer Calvaert, dann Lodovico Carracci und zum Jugendfreund und Mitschüler Guido Reni, der ihm aber dann als Rival entgegentrat. Er starb 1660 in Bologna. A. lieferte gegen 45 Altarbilder, die, im Geiste der Schule der Carracci gehalten, von trefflicher Ausführung sind. Am liebsten malte er jedoch idyllische Gegenstände der antiken Mythe oder Darstellungen, wie sie ihm die gleichzeitige Schäferpoesie, namentlich Tassos und Guarinis, an die Hand gab. Er soll von seiner zweiten, sehr schönen Gattin zwölf Kinder von solcher Schönheit gehabt haben, daß ihm dieselben als die geeignetsten Modelle für seine Venus-, Galatea-, Amorinen- und Engelsgestalten dienen konnten. Voll sonniger Heiterkeit und Anmut sind auch die Landschaften, die oft einen wesentlichen Teil seiner Bilder ausmachen. Doch schätzten schon Albanis Zeitgenossen dieses Einerlei gegen Ende seines Lebens nicht mehr so sehr wie früher.

Albanĭa, im Altertum Name einer Küstenlandschaft in Kaukasien, die sich zwischen dem Kaspischen Meer und Iberien südwärts bis zum Kyros (Kur) erstreckte und von den Albani bewohnt wurde. Letztere waren Nomaden, gute Bogenschützen und Reiter, ehrlich und von einfachen Sitten. Die Römer lernten das Land zuerst 65 v. Chr. kennen, wo die Albanier gegen Pompejus eine große Macht ins Feld stellten.