Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

292

Albertische Bässe - Albigenser.

schien unter dem Titel: "Esplorazione della Nuova Guinea. Ciò che ho veduto e ciò che ho fatto" (Neap. 1880), gleichzeitig in englischer Übersetzung zu London.

Albertische Bässe heißen in der Musik nach Domenico Alberti (im 18. Jahrh.), der sie zuerst reichlich zur Anwendung brachte, die fortgesetzten gleichartigen Akkordbrechungen für die linke Hand als Begleitung einer von der rechten Hand gespielten Melodie, welche noch heute im leichtern Klavierstil sehr beliebt sind.

Albert Nyanza, See, s. Nil und Nilseen.

Albertōni, Giovanni, ital. Bildhauer, geb. 28. Nov. 1806 zu Varallo im Sesiathal, widmete sich seiner Kunst an den Akademien zu Mailand und Turin, bis er mit Hilfe eines Preises nach Rom ging, wo er Schüler von Thorwaldsen ward und 16 Jahre blieb. Später an die Akademie in Turin berufen, schuf er hier ein Grabdenkmal der Königin Maria Christine sowie mehrere treffliche Porträtstatuen, z. B. 1860 die des Philosophen Vincenzo Gioberti (gest. 1848) auf der Piazza Carignano, des Arztes Alessandro Riberi im Hof der Universität, des Mathematikers Lagrange, die Statue des Ackerbaus an der Fassade des Palastes Carignano und andre Bildwerke auf dem dortigen Campo santo.

Albertotypie, s. Photographie.

Albertus Magnus, s. Albert 1).

Albertusthaler (Albertiner, Albertsthaler, Kreuzthaler, Burgunderthaler), Silbermünze, welche seit 1598 in Burgund und den Niederlanden für den deutschen Handel nach dem Reichsfuß von 1559 geprägt ward und zwar zum Gehalt von 13 Lot 8 Grän, so daß 8 2/3 Stück auf die rauhe, 9¾ auf die feine Mark gingen. Diese burgundischen A. verschafften sich allmählich allgemeine Geltung, besonders in den Ländern des Orients und in Rußland. Man prägte sie daher nach demselben Fuß auch in Braunschweig 1747, in Ungarn 1752, in Holland 1753, in Preußen 1767 und 1797, in Kurland und Livland von 1752 bis 1780. Zuletzt wurde noch in Kurland und Livland nach Albertusthalern gerechnet; man zählte dort auch nach Albertusgroschen, von denen 90 einen A., 30 einen Albertusgulden ausmachten. 9 3/5 dieser A. wurden 1 kölnischen Mark feinen Silbers = 14 Thlr. preuß. gleich gerechnet; 1 A. also = 43¾ Sgr. oder 4,375 Mk.

Albert-Verein, der im Königreich Sachsen 1867 von der damaligen Kronprinzessin Carola gegründete und nach ihrem Gemahl benannte internationale Frauenverein des "Roten Kreuzes" (vgl. Rotes Kreuz und Frauenvereine). Der A. besitzt in 36 Zweigvereinen über 4000 Mitglieder und wird unter dem persönlichen Präsidium der Königin von einem aus 12 Damen und 6 Herren zusammengesetzten Direktorium geleitet, dessen Mitglieder von der Königin ernannt werden. Dem Direktorium steht ein Ausschuß zur Seite, gebildet aus zwölf gewählten Damen und den Vorsteherinnen derjenigen Lokalvereine, welche in dem der Hauptversammlung vorausgegangenen Jahr mehr als 150 Mk. zur Kasse des Vereins beigetragen haben.

Albertville (spr. albärwihl), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Savoyen, 1835 durch Vereinigung der Städte Conflans und L'Hôpital gebildet, am Arly und an einem Flügel der Mont Cenis-Bahn gelegen, mit Schieferbrüchen, Blei- und Silberhütte, Marmorschneidemühle und (1881) 4056 Einw. Zur Deckung des Isèrethals sind hier zwei Forts und zwei Batterien errichtet worden.

Albērus, Erasmus, Dichter und Gelehrter des Reformationszeitalters, wurde um 1500 zu Sprendlingen in der Wetterau geboren und zu Staden erzogen, studierte um 1520 in Wittenberg, wo er Luthers besondere Zuneigung genoß, war dann an vielen Orten Lehrer und Prediger und starb als Generalsuperintendent in Neubrandenburg 5. Mai 1553. A. gehört zu den rüstigsten Streitern für die Reformation, deren Sache er in zahlreichen Schriften in Versen und Prosa vertrat. Seine poetischen Werke sind: "Das Buch von der Tugend und Weisheit" (Frankf. 1550 u. öfter), das 49 (teils andern nachgebildete, teils auch selbsterfundene) Fabeln enthält, die er zur Darstellung seiner Ansichten über Kirche und Staat benutzt, und "Geistliche Lieder", von denen noch jetzt viele in Gesangbüchern zu finden sind (neue Ausgabe von Stromberger, Halle 1857). Unter seinen Prosaschriften ist am bedeutendsten "Der Barfüßermönche Eulenspiegel und Alkoran", mit Vorrede Luthers (Wittenb. 1542), ein satirischer Auszug des Buches "Liber conformitatum", worin die Ähnlichkeit des heil. Franziskus mit Christus durch die abenteuerlichsten Wunder dargethan wird.

Albesdorf, Dorf in Elsaß-Lothringen, Bezirk Lothringen, Kreis Château-Salins, mit Amtsgericht und 637 Einw.

Albgeschoß (Albschoß), s. Hexenschuß.

Albi, Hauptstadt des franz. Departements Tarn, auf einer Anhöhe am Tarn, an der Südbahn und Orléansbahn gelegen, hat eine gotische, einschiffige Kathedrale (1282-1512 erbaut), einen alten, festungsähnlichen erzbischöflichen Palast, ein Theater, ein Lyceum, ein Museum und (1881) 16,914 Einw., welche Fabriken für Leinen- und Baumwollzeuge, Hüte, Anisessenz etc. unterhalten. A. ist Sitz des Präfekten und seit 1678 eines Erzbischofs. Im J. 1843 ward dem hier gebornen berühmten Seefahrer Lapérouse ein Denkmal gesetzt. A., das alte Albiga, war im Mittelalter Hauptstadt der Grafschaft Albigeois und ein Hauptsitz der Albigenser (s. d.), die von ihr den Namen führten.

Albien (spr. albjäng ^[albjäng]), s. Kreideformation.

Albigénser, ursprünglich die Einwohner der Stadt Albi und ihres Gebiets Albigeois, wo sich schon gegen Ende des 12. Jahrh. die Lehren der unter dem Namen der Katharer, Patarener oder Publikaner bekannten Häretiker verbreiteten; dann Gesamtname der südfranzösischen häretischen Gemeinden, auch der Waldenser. Im J. 1209 gab die Ermordung des päpstlichen Legaten Peter von Castelnau Anlaß zu den von Papst Innocenz III. betriebenen, von Simon von Montfort geleiteten entsetzlichen Albigenserkriegen, in denen Südfrankreich grauenhaft verwüstet wurde, besonders das Gebiet des den Ketzern geneigten Raimund VI. von Toulouse. Béziers wurde erstürmt und die gegen 20,000 Seelen starke Bevölkerung mit fanatischer Grausamkeit ermordet. "Schlagt sie alle tot, der Herr erkennt die Seinen!" so rief der Cistercienserabt Arnold. Graf Raimund ward seines Landes für verlustig erklärt und das Kreuzheer mit Vollziehung des Urteils (1211) beauftragt. Nach Besiegung Raimunds und seines Vetters Peter von Aragonien wurde der Graf von Montfort zur Belohnung für die der Kirche geleisteten Dienste 1215 mit Languedoc belehnt, fiel aber schon 1218 vor Toulouse. Nach dem Tode des Grafen Raimund VI. (1222) setzte dessen Sohn Raimund VII. den vom Vater ererbten Kampf fort, bis auch der König von Frankreich des Papstes Partei ergriff. Da schloß er unter demütigenden Bedingungen Frieden (1229), und die gleichzeitig zu Toulouse errichtete päpstliche Inquisition vollendete die gewaltsame Be-^[folgende Seite]