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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aldridge; Aldringer; Aldrovanda; Aldrovandi

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Aldridge - Aldrovandi.

Bankgeschäft zu New York thätig, gab aber nach einigen Jahren die kaufmännische Laufbahn auf, um sich ganz seinen litterarischen Neigungen zu widmen, und redigierte nacheinander mehrere Zeitschriften. Seit 1881 ist er Redakteur der Bostoner Zeitschrift "Atlantic Monthly", für welche er unter anderm die gern gelesenen Novellen: "Mademoiselle Olympe Zabriski" und "The queen of Sheba" (1877) schrieb. Von seinen übrigen Novellen erwähnen wir: "Out of his head", "Daisy's necklace", "The course of true love never did run smooth", "The story of a bad boy" (eine Art autobiographischer Schulknabengeschichte), "Marjorie Daw", "Prudence Palfrey", "Quite so" und "The stillwater tragedy". Von seinen Gedichten gab er 1874 eine Auswahl unter dem Titel: "Cloth of gold, and other poems" heraus. Noch erschienen von ihm: "XXXVI lyrics and XII sonnets" (1881) und die humoristische Reisebeschreibung "From Ponkapog to Pesth" (Bost. 1883).

Aldridge, Ira (spr. eirä ahldridsch), Neger, namhafter Schauspieler, geboren um 1805 am Senegal, sollte wie sein Vater Missionär werden und ging zu dem Behuf 1825 nach Glasgow. Einer schon in New York bei ihm erwachten Neigung zur Bühne folgend, debütierte er 1826 an einem kleinen Theater Londons als Othello, der in der Folge neben dem Macbeth, Richard III., Shylock, Mohr im "Fiesco" u. a. zu seinen beliebtesten Partien gehörte. Bis 1852 spielte A. in den Provinzialstädten Großbritanniens, unternahm darauf mit einer von ihm geleiteten Schauspielergesellschaft eine Reise nach dem Festland, besuchte Amsterdam, Brüssel, Hamburg, Berlin, Wien, Pest, Königsberg etc. und fand überall großen Beifall. Im J. 1857 als Mitglied des Coventgardentheaters engagiert, vermochte A. dauernd nicht zu gefallen und lenkte nun seine Schritte nach Petersburg und Moskau, dann nach Polen und Ungarn und wiederholt nach Deutschland. Er trat 1866 auch in Frankreich auf und wandte sich dann wieder nach Rußland, starb aber unterwegs zu Lodz in Polen 7. Aug. 1867. Das Spiel Aldridges erinnerte in der Darstellung leidenschaftlicher Erregtheit an die oft übertriebene Manier der englischen Schauspieler, doch wußte er auch die weichern Seelenstimmungen trefflich zum Ausdruck zu bringen.

Aldringer (Altringer, auch Aldringen), Johann, Graf, kaiserlicher General im Dreißigjährigen Kriege, geb. 1588 zu Diedenhofen, nach andern zu Luxemburg im Grund, stammte aus angesehener adliger Familie und begleitete einen vornehmen Herrn als Page auf Reisen durch Westeuropa, die ihn auch an die Pariser Universität brachten. Im J. 1606 erscheint er als "Doppelsöldner" in spanischen Diensten, ward 1611 Fähnrich, 1618 Hauptmann und zwar im herzoglich tirolischen Landheer, 1621 kaiserlicher Unterbefehlshaber, 1624 Hofkriegsrat und Generalkriegskommissar und that sich bald im Krieg selbständig hervor. So verteidigte er mit einigen Regimentern 11.-24. April 1625 den Brückenkopf bei Dessau gegen den Grafen Ernst von Mansfeld und ward dafür von Kaiser Ferdinand II. 1627 mit der Reichsfreiherrenwürde belohnt. Nachdem er 1628 Mecklenburg für Wallenstein in Besitz genommen hatte, ward er vom Kaiser mit einigen Regimentern nach der Lombardei gesandt, wo er an der Eroberung von Mantua (18. Juli 1630) teilnahm und sich des Herzogs von Mantua Schätze und schöne Bibliothek zueignete, die er später seinem Bruder, dem Bischof von Seckau, vermachte. Im J. 1631 nach Deutschland zurückgekehrt und zum Feldzeugmeister und Grafen befördert, zwang er den Herzog von Württemberg, sich dem Kaiser zu unterwerfen, und vereinigte sich nach der Schlacht bei Breitenfeld mit Tilly in Hessen. Nach Tillys Tod mit dem Oberbefehl über das ligistische Heer betraut und 10. März 1632 in den Reichsgrafenstand erhoben, kämpfte er mit Wallenstein bei Nürnberg. Im J. 1632 wurde er zum Feldmarschall ernannt und operierte 1633 im Verein mit den Spaniern unter dem Herzog von Feria in Bayern und Schwaben gegen Horn und den Herzog Bernhard von Weimar. Wallensteins Befehlen, zu ihm zu stoßen, folgte er nicht, sondern schloß sich der kaiserlichen Partei der Generale an und bekam nach der Ermordung des Friedländers den Auftrag, im Sommer 1634 die Schweden von der Mitteldonau und aus der Oberpfalz zu vertreiben. Bei der Verteidigung des Übergangs über die Isar bei Landshut (22. Juli 1634) ward er geschlagen und nach wahrhaft heroischem Widerstand erschossen. Seine Schwester, als Erbin bedeutender, nach der Wallenstein-Katastrophe angekaufter Güter, vermählte sich mit dem Grafen Clary; ihre Nachkommen führen den Namen Clary-A. Vgl. Brohm, Johann von Aldringen (Halle 1882).

Aldrovanda Monti, Gattung aus der Familie der Droseraceen, mit der einzigen Art A. vesiculosa L., in Teichen Mittel- und Südeuropas, Oberschlesiens, Ostindiens und Australiens, ein kleines, ausdauerndes Kraut mit fadenförmigem, wenig verzweigtem Stengel und kleinen, quirlständigen, untergetauchten Blättern. Diese besitzen einen am Ende mit langen Wimpern besetzten Stiel und eine muschelartig zweiklappige, in der Mitte blasig aufgetriebene und am Rand wie auf der Oberfläche borstig behaarte Spreite, die sich, z. B. durch ein Insekt gereizt, zusammenklappt. Die kleinen, weißen Blüten stehen einzeln in den Blattachseln u. entwickeln sich zu einer 5klappigen Kapsel. S. Taf. "Insektenfressende Pflanzen".

Aldrovandi, Ulisses, Zoolog, geb. 11. Sept. 1522 zu Bologna, studierte daselbst seit 1539 die schönen Wissenschaften und die Rechte, dann in Pisa Philosophie und Medizin. Im J. 1549 fiel er in Verdacht, ein Häretiker zu sein, ward eingekerkert und in Rom bis zum Tode des Papstes Paul III. gefangen gehalten. Nach seiner Befreiung widmete er sich dem Studium und der Schilderung der antiken Statuen. Von Rondelet beeinflußt, begann er Pflanzen und Fische zu sammeln, studierte Medizin und ward 1561 Dozent der Arzneimittellehre; 1568 gründete er in Bologna einen botanischen Garten zu medizinischen Zwecken. Er starb 10. März 1605. In seinem 77. Jahr gab er den ersten Teil seines großen zoologischen Werks heraus, in welchem er ein reichhaltiges Material unter Berücksichtigung der Anatomie zu ordnen suchte und zahlreiche naturhistorische Notizen zusammenbrachte. Er selbst behandelte nur die Vögel, die Insekten und die niedern Tiere; die übrigen Bände gaben Uterverius, Dempster und Bartholomäus Ambrosinus heraus. Das Werk erschien unter folgenden Titeln: "Ornithologiae libri XII" (Bol. 1599-1603, 3 Bde.; zuletzt das. 1861); "De animalibus insectis libri VII" (das. 1602, zuletzt 1638); "De reliquis animalibus exsanguinibus libri IV" (das. 1606, zuletzt 1654). Die übrigen Bände erschienen 1613-42. Auch für die Botanik war A. bedeutungsvoll. Er scheint zuerst ein Herbarium im heutigen Sinn angelegt zu haben und wurde schon 1553 von Matthioli bei der Herausgabe seines Pflanzenwerks konsultiert. Er schrieb: "Dendrologiae naturalis libri II" (Bol. 1668; 3. Aufl., Frankf. 1690); "Pomarium curiosum" (Bol. 1682). Vgl. Fantuzzi, Memorie della vita di Ul. A. (Bol. 1774).