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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aleuskija; Alëuten; Alexander

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Aleuskija - Alexander.

sich durch Anilinblau leicht färbt. Alle Proteinkörner entstehen erst bei dem Heranreifen des Samens. Die Kristalloide und Globoide sind schon vorher im Zellinhalt vorhanden und umkleiden sich mit Proteinsubstanz. Bei der Keimung werden sie wieder aufgelöst. Außerhalb der Proteinkörner kommen Kristalloide auch im Zellinhalt vor, z. B. in den Zellkernen von Lathraea squamaria, in den Parenchymzellen unter der Korkschicht der Kartoffelknolle, in den Fruchtträgern von Pilobolus; auch gefärbte Kristalloide finden sich in den Beeren von Solanum-Arten, in den Blumenblättern von Viola tricolor und anderwärts. Vgl. W. Pfeffer, Über Proteinkörner (Pringsheims "Jahrbücher", Bd. 8).

Aleuskija, Gruppe von 14 Salzseen im sibir. Gouvernement Tomsk, Kreis Barnaul, von welchen 2 ausgebeutet werden (1876: 267,000 Pud).

Alëuten (Katharinenarchipel), eine Inselkette, die sich in einem Bogen, dessen Sehne 1600 km lang ist, vom Vorgebirge Alaska in Nordamerika bis nach Kamtschatka im asiatischen Rußland (von 163 bis 195° östl. L. v. Gr.) erstreckt und im N. vom 50° nördl. Br. das Beringsmeer vom Stillen Ozean scheidet, den Kontinent Nordamerikas aber mit Asien brückenartig verbindet. Es sind, die kleinen klippenartigen ungerechnet, 58 Inseln, deren Flächeninhalt 16,585 qkm (302 QM.) beträgt, und die 1880 von 1890 Alëuten, 479 Mischlingen und 80 Weißen bewohnt wurden. Eingeteilt werden die A. in die Fuchsinseln im O., die Andrejanowskiinseln in der Mitte und die Ratten- und Naheinseln im W. Unimak, die größte derselben (3610 qkm), mit dem noch thätigen Vulkan Schischaldin (2729 m), wird von der Alaskahalbinsel durch eine enge Straße geschieden. Westlich von ihr liegt Unalaschka (3090 qkm), die wichtigste der Inseln, mit Lager für Pelzrobben- und Seeotterfellen und 783 Einw. Ihr zunächst liegt die kleine Insel Umnak, deren Vulkan noch 1878 einen Ausbruch hatte. Überhaupt sind sämtliche Inseln vulkanischen Ursprungs und steigen schroff vom Meer zu steilen Bergen an, deren Abhänge nur Saxifragen, Heidekräuter, Rauschbeeren, Moose und Gräser tragen. Von Bäumen kommen nur verkümmerte Weiden und Erlen vor. Der versuchte Anbau von Fichten ist mißlungen. Die Landfauna beschränkt sich auf Vögel, kleine Nagetiere und das gefleckte Murmeltier. Füchse kommen gelegentlich vom Festland herüber. Das Klima ist rauh und feucht (auf Unalaschka: Jahr 3,3° C., März -2,5°, August 11,1°, Extreme -18° und 25° C.; es fallen 1050 mm Regen). - Die Ureinwohner (ebenfalls Alëuten genannt) zerfallen in zwei Stämme, die Atka (im W.) und die Unalaschka (im O.), und gehören zur sogen. hyperboreischen oder arktischen Menschenrasse. Ihr leiblicher Typus gleicht im ganzen dem der Eskimo: Statur mittelgroß, Hautfarbe dunkel gelbbraun, die Augen schwarz und merklich schief geschlitzt, die Backenknochen hervorragend, das Haar schwarz und straff, aber nicht grob. Auf ihren Charakter hat der russische Einfluß umgestaltend eingewirkt. Ehedem lebhaft und tapfer, sind sie jetzt sanft und neigen zur Melancholie. Mit ihrer geistigen Beschränktheit geht ein gewisser Trotz Hand in Hand. Auch Kleidung, Wohnung und Zubereitung der Nahrung sind gegenwärtig den Russen entlehnt, die sie denn auch zum griechischen Glaubensbekenntnis bekehrt haben. Ihrem Apostel Wenjaminow verdankt man die Einführung von Schulen sowie die Abschaffung der Polygamie und andrer Gewohnheiten. Die Hauptbeschäftigung der Alëuten ist die Jagd auf Seetiere, die sie in ihren kleinen, ungemein schnellen Booten (Baidarken) geschickt zu erlegen wissen. Der Zahl nach sind sie seit dem 18. Jahrh. sehr zurückgegangen, ihre materielle Lage scheint sich aber seit Erwerbung der Inseln durch die Vereinigten Staaten gehoben zu haben. Die Sprache der Alëuten ist agglutinierend und erinnert auch dadurch, daß die Wortbildung auf dem Weg der Suffigierung geschieht, an die ural-altaischen Sprachen; aber es fehlt ihr das wichtigste Merkmal dieser Sprachenfamilie, die Vokalharmonie. Grammatisch behandelt wurde sie von Wenjaminow (Petersb. 1846) und Fr. Müller ("Grundriß der Sprachwissenschaft", Wien 1819, 2. Bd.). Vgl. auch Pfizmaier, Die Sprache der Alëuten (Wien 1874). - Die A. wurden 1741 von Bering entdeckt und kamen 1867 mit den übrigen russisch-amerikanischen Besitzungen an die Vereinigten Staaten. S. Tafel "Amerikan. Völker", Fig. 1.

Alexander (Alexandros, s. v. w. der "Männerbeschützende"), griech. Mannesname, zu dessen Trägern zahlreiche Fürsten und Päpste gehören.

Herrscher des Altertums.

1) A. der Große, König von Makedonien (hierzu die Karte "Reich Alexanders d. Gr."), der größte Eroberer aller Zeiten, Sohn des Königs Philipp und der Olympias, einer Tochter des Äakiden Neoptolemos von Epeiros, war um die Zeit der Herbstnachtgleiche 356 v. Chr. geboren. Sein erster Erzieher war Leonidas, ein Verwandter der Königin und ein Mann von strengen Sitten, dann von seinem 13. Jahr ab der berühmte Philosoph Aristoteles. Diesem gebührt der Ruhm, in dem leidenschaftlichen Knaben den Gedanken der Größe, jene Hoheit und Strenge des Denkens geweckt zu haben, die seine Leidenschaften adelte und seiner Kraft Maß und Bewußtsein gab. A. bewies seinem Lehrer stets die innigste Verehrung; er sagte oft, seinem Vater danke er nur sein Leben, seinem Lehrer, daß er würdig lebe. Der Geist des Mannes offenbarte sich schon in dem Knaben und Jüngling: sein Vorbild war Achilleus. Wie dieser den Patroklos, so liebte er seinen Jugendfreund Hephästion. Jeder sinnlichen Ausschweifung feind, brannte A. nur vor Begierde nach Ruhm; voll Thatendurst klagte er bei den Siegen seines Vaters, daß diese ihm nichts zu thun übriglassen würden. Alexanders Äußeres, der heftige Gang, der funkelnde Blick, das zurückfliegende Haar, die Gewalt der Stimme, war das eines Helden. In ritterlichen Übungen übertraf er alle; schon als Knabe bändigte er das wilde Roß Bukephalos, das ihm später als Schlachtroß diente. Die erste Waffenprobe legte A. ab, als er, während Philipp Byzanz belagerte, die Mäder bezwang; die Schlacht bei Chäroneia (338) wurde durch seine persönliche Tapferkeit gewonnen. Philipp war stolz auf seinen Sohn und erkannte in ihm den Vollender seiner kühnsten Pläne und stolzesten Hoffnungen. Später jedoch störten die Verstoßung von Alexanders Mutter Olympias, die Heirat Philipps mit einer zweiten Gemahlin, Kleopatra, und die Zurücksetzungen und Kränkungen, die A. selbst erfuhr, das gute Einvernehmen zwischen Vater und Sohn. Das Gerücht schrieb dem letztern sogar einen Anteil an Philipps Ermordung zu.

A. bestieg im Herbst 336 den Thron von Makedonien unter den ungünstigsten Verhältnissen. Hellas sowie alle neubezwungenen barbarischen Völker hofften das makedonische Joch abschütteln zu können; Attalos, der Oheim der Königin Kleopatra, von Philipp mit einem Heer nach Asien gegen Persien geschickt,