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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alexander

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Alexander (Päpste).

daher, als er nach Hadrians Tod am 7. Sept. 1159 von der Mehrheit der Kardinäle zum Papst gewählt ward, von Friedrich I. nicht anerkannt, der sich für den Gegenpapst Viktor IV. erklärte. A., in Pavia 1160 abgesetzt und mit dem Bann belegt, verband sich mit den aufrührerischen Lombarden, mußte aber nach deren Niederlage 1161 nach Frankreich flüchten. Von Frankreich, Sizilien, England und Spanien anerkannt, hielt er 1163 eine Synode zu Tours, kehrte aber, da nach Aufstellung eines neuen kaiserlichen Gegenpapstes, Paschalis III., sein Anhang wuchs, 1165 nach Rom zurück. Nach seiner Verbindung mit dem großen lombardischen Städtebund, der ihm zu Ehren die neuerbaute Festung am Tanaro Alessandria benannte, wurde er 1167 in Rom selbst durch den Kaiser angegriffen und mußte infolge des Abfalls der Römer fliehen. Doch stellte der Untergang des kaiserlichen Heers durch die Pest sein Ansehen wieder her. 1170 und 1175 angeknüpfte Friedensunterhandlungen hatten keinen Erfolg. Erst nach der für den Kaiser unglücklichen Schlacht bei Legnano kam, nach Vorverhandlungen zu Anagni, in Venedig 1177 der Friede mit A. und ein Waffenstillstand mit den Lombarden zu stande. Friedrich erkannte, den dritten Gegenpapst, Calixtus III., opfernd, den Papst A. an und wurde vom Kirchenbann befreit. Im J. 1178 nach Rom zurückgekehrt, hielt A. 1179 im Lateran ein Konzil zur Neuordnung der durch das Schisma zerrütteten Kirche, wo auch zuerst gegen die Waldenser Maßregeln ergriffen wurden. Er starb 30. Aug. 1181. A. gehört zu den hervorragendsten Päpsten und hat die Idee der Oberherrlichkeit des Papsttums über jede weltliche Macht ihrer Verwirklichung bedeutend nähergeführt; auch König Heinrich II. von England zwang er zur Kirchenbuße für die Ermordung Thomas Beckets. Vgl. Reuter, Geschichte Alexanders III. und der Kirche seiner Zeit (Leipz. 1860-64, 3 Bde.); M. Meyer, Die Wahl Alexanders III. (Götting. 1872).

7) A. IV., Papst 1254-61, vorher Reginald, Bischof von Ostia und Velletri, ein Neffe Gregors IX., voll hierarchischer Anmaßung, aber seiner Stellung nicht gewachsen. Im Streit mit Manfred von Sizilien erfuhr er arge Demütigungen, mußte, selbst von den Bischöfen verlassen, aus Rom fliehen und starb 1261 zu Viterbo.

8) A. V., Papst 1409-10, vorher Kardinal Philargi, Erzbischof von Mailand, von Geburt ein Grieche aus Kreta, ward in einem Franziskanerkloster daselbst erzogen, war längere Zeit Professor in Paris, dann Missionär in Litauen, ward nach Absetzung der Gegenpäpste Gregor XII. und Benedikt XIII. vom Konzil zu Pisa gewählt, fand aber nur bei einem Teil der Christenheit Anerkennung. Gegen den Beschützer Gregors, den König von Neapel, mußte A. sich selbst mit den Waffen verteidigen. Von Bologna aus, wo A. lebte, verbot er die Lehren Wiclefs in Böhmen und forderte Huß vergebens vor seinen Richterstuhl. A. starb, 70 Jahre alt, wahrscheinlich von Cossa, seinem Kanzler, nachmaligem Papst Johann XXIII., vergiftet. Vgl. Renieris, Der hellenische Papst A. V. (griech., Athen 1881).

9) A. VI., Papst 1492-1503, vorher Kardinal Rodrigo Borgia, geb. 1431 zu Jativa in Valencia, hieß eigentlich Lenzuoli, nahm aber den berühmten Familiennamen seiner Mutter Borgia an. A. studierte anfänglich die Rechte, wurde dann durch den Bruder seiner Mutter, Papst Calixtus III., vom Studenten zum Erzbischof von Valencia und, noch nicht 25 Jahre alt, zum Kardinal erhoben. Er führte auch als solcher ein wüstes Leben. Die schöne Rosa Vanozza de' Catanei war seine anerkannte Konkubine und gebar ihm vier Söhne und eine Tochter. Dennoch spielte er, wo es galt, den Frommen und wußte sich durch Freigebigkeit beim Volk beliebt zu machen. Nach Innocenz' VIII. Tod erkaufte er die Tiara und ward unter großen Festlichkeiten 26. Aug. 1492 gekrönt; seitdem zeigte er seinen wahren Charakter ohne Scheu. Klug, umsichtig und berechnend, von heiterer Gemütsart, war er zugleich maßlos ehrgeizig und habsüchtig, treulos und schamlos, grausam und wollüstig. Sein Ziel war die Erhebung seines Hauses zu einer mächtigen Dynastie; daher war er tief verflochten in die verwickelten politischen Kämpfe, deren Schauplatz damals Italien war. Seinem Sohn Johann, Herzog von Gandia, verlieh er das Herzogtum Benevento, welches mit Beistimmung der erkauften Kardinäle vom Kirchenstaat getrennt wurde; seine Tochter Lucrezia wurde an den mächtigen Sforza, Herrn von Pesaro, vermählt; sein Lieblingssohn war Cäsar Borgia, der ihn vollständig beherrschte. Er ernannte denselben zum Erzbischof von Valencia und zum Kardinal, beschloß aber dann, ihm auch ein weltliches Fürstentum zu verschaffen und ihn mit der Tochter des Königs Friedrich von Neapel zu vermählen. Als A. dabei auf Widerstand stieß, verband er sich 1498 mit Ludwig XII. von Frankreich zur Teilung Italiens. Die Franzosen eroberten Mailand. Cäsar Borgia wurde zum Herzog von Valentinois, nach Eroberung Imolas und Forlis aber zum Herzog der Romagna ernannt. Mit blutiger Gewalt räumten der Papst und sein Sohn alle Gegner aus dem Weg. A. starb 18. Aug. 1503, wie man sagte, durch das Gift, das sein Sohn für einen Kardinal, der bei ihm zu Gaste war, bereitet hatte. Trotz Alexanders entsetzlicher Sittenlosigkeit und Entartung (beschuldigte man ihn doch der Blutschande mit seiner Tochter Lucrezia) dauerte der politische Einfluß der Kirche unter ihm fort, wie A. denn den Streit zwischen Spanien und Portugal über die Teilung der Neuen Welt entschied. Unter seiner Regierung wurde die Bücherzensur eingeführt und Savonarola 1498 als Ketzer verbrannt.

10) A. VII., Papst 1655-67, vorher Kardinal Fabio Chigi und während der Friedensunterhandlungen zu Münster und Osnabrück Nunzius in Deutschland, wurde durch Frankreichs Einfluß 7. April 1655 gewählt. Als Papst zeigte er ungezügelte Prachtliebe, Eitelkeit und Falschheit. Ein eifriger Verfechter der päpstlichen Unfehlbarkeit, bestätigte er 1661 trotz des Protestes der Jansenisten die von seinem Vorgänger Innocenz X. ausgesprochene Verdammung von fünf jansenistischen Lehrsätzen. Ein von den Jansenisten versuchter Vergleich scheiterte. Darauf geriet A. auch mit Ludwig XIV. in Streit: weil A. sich weigerte, für eine durch seine corsische Leibwache dem französischen Gesandten in Rom, Créqui, zugefügte Beleidigung Genugthuung zu geben, besetzte Ludwig Avignon und Venaissin und drohte, in Italien selbst einzufallen. A. schloß hierauf den schimpflichen Vertrag zu Pisa (1664), in welchem er die Leibwache aufzulösen und eine Pyramide mit einer Inschrift über den Vorfall zu errichten versprechen mußte. Er starb 22. Mai 1667. Während seiner Regierung wurde Rom vielfach, so namentlich durch die Kolonnade vor der Peterskirche, verschönert; A. war selbst Dichter und Freund der Künste und Wissenschaften. Eine Sammlung seiner Gedichte erschien Paris 1656.

11) A. VIII., Papst 1689-91, vorher Pietro Ottoboni, Bischof von Torcelli und Brescia, geb.