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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Alexandrit - Alexin.

der von Aphrodisias (s. d., S. 326) anschlossen, daß dieser sie für sterblich erklärt habe.

Alexandrīt, s. Chrysoberyll.

Alexandrōpol (früher Gumri), Kreisstadt im Gouvernement Eriwan der russ. Statthalterschaft Kaukasien, am Arpatschai und der Straße von Eriwan nach Kars auf einer baumlosen Hochebene gelegen, ist als Festung und geräumiger Waffenplatz, der 10,000 Mann aufnehmen kann, wichtig. Die Stadt hat 5 Kirchen, 6 Karawanseraien, bedeutende Seidenindustrie und (1880) 20,477 Einw.

Alexandros, s. Paris.

Alexandrow, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wladimir, an der Eisenbahn Moskau-Wologda, mit 3 Kirchen, 1 Kloster und (1880) 6200 Einw.

Alexandrowka, Ort, s. Melitopol.

Alexandrowsk, 1) Kreisstadt und kleine Festung im russ. Gouvernement Jekaterinoslaw, am Dnjepr, unterhalb seiner Fälle, an der Eisenbahn Lossowo-Sebastopol ^[richtig: Losowo-Sebastopol], Stapelplatz für den Warenumsatz nach dem Süden, da hier die zu Lande angelangten Waren eingeschifft werden, mit (1880) 5965 Einw. Hier beginnt die aus A. und sechs andern Festungen bestehende, mit Petrowsk am Asowschen Meer endende sogen. Dnjeprsche Linie, welche 1770 gegen die damals noch nicht unterworfenen krimschen Tataren errichtet wurde, jetzt freilich zerfallen ist. -

2) (Alexandrowski Post) eine erst seit 1855 bestehende russ. Ansiedelung im ostsibirischen Küstengebiet, an der Kastriesbai, der Insel Sachalin gegenüber, hat einen guten Hafen, Magazine, ein Hospital und treibt lebhaften Handel besonders mit Kalifornien. In der Nähe die Militärstation Kastries.

Alexēi, 1) A. Michailowitsch, zweiter Zar von Rußland aus dem Haus Romanow, Sohn und Nachfolger Michael Feodorowitsch', Vater Peters d. Gr., geb. 10. März 1629, kam schon 1645 zur Regierung, stand aber unter der Leitung seines Erziehers Morosow. Durch Errichtung eines tüchtigen Heers, in welchem ausländische Elemente eine hervorragende Rolle spielten, schuf er sich eine nach außen Ehrfurcht gebietende, im Innern des Reichs Gehorsam erzwingende Macht; indessen hatte der Zar sowohl beim Beginn seiner Herrschaft als gegen das Ende derselben mit Unruhen im Innern des Landes zu kämpfen. Der Streit um Kleinrußland, dessen orthodox-griechische Einwohner, insbesondere die Kosaken unter dem Hetman Bogdan Chmelnizkij, den Schutz des Zaren gegen die Gewaltherrschaft der Polen anriefen und 1654 die Botmäßigkeit des Zaren anerkannten, nötigten A. zu einem langjährigen Krieg mit Polen, an welchem er persönlich Anteil nahm, und durch welchen er im Frieden von Andrussow (1667) einen Teil der Ukraine gewann, so daß der Dnjepr die Grenze gegen Polen wurde. Im Krieg mit Schweden (1655-58) eroberte A. zwar einen großen Teil Livlands und Ingermanlands, mußte seine Eroberungen aber im Frieden von Kardis (21. Juni 1661) zurückgeben. Dafür unterwarf er Sibirien bis zum äußersten Osten sowie Daurien und das Amurland seinem Zepter und unterdrückte den Aufstand der Donischen Kosaken (1672). Da in Kleinrußland eine starke Partei unter dem Hetman Doroschmello sich hinter den Schutz des Sultans stellte, brach gegen das Ende der Regierung Alexeis ein Konflikt mit der Pforte aus. Während des letzten Jahrzehnts seiner Regierung konnte A. sich ganz der Sorge für die innere Organisation seines Reichs hingeben. Zugleich war er bemüht, politische und merkantile Verbindungen mit China, Persien und den europäischen Staaten, namentlich mit Holland, anzuknüpfen. Durch seine Bemühung kam auch das russische Gesetzbuch "Uloshenie" zu stande. A. starb 29. Jan. 1676. Sein unmittelbarer Nachfolger war sein Sohn Feodor; diesem folgte sein Stiefbruder Peter d. Gr.

2) A. Petrowitsch, der älteste Sohn Peters d. Gr. und der Eudoxia Lapuchin, geb. 28. (18.) Febr. 1690, geriet frühzeitig unter den Einfluß der altrussischen Partei, die den Reformen des Zaren widerstrebte. Peter gab ihm zeitweilig ausländische Erzieher, aber die Unruhe und Gefahr des Nordischen Kriegs verhinderten den Zaren daran, die Ausbildung und Erziehung Alexeis zu überwachen. Dazu verfiel A. in Ausschweifungen, die auf seinen Geist und seinen Körper den nachteiligsten Einfluß übten. Wiederholt und mit steigender Strenge forderte Peter ihn auf, entweder den Sinn zu ändern, oder der Thronfolge zu entsagen und ins Kloster zu gehen. A. erklärte sich zu letzterm bereit. Als aber Peter seine zweite Reise ins nördliche Europa angetreten hatte, entfloh A. 1717 unter dem Vorwand, seinem Vater nachreisen zu wollen, nach Wien und von da nach Neapel. Auf Peters Geheiß und überredet durch den Gardehauptmann Rumjanzow und den Geheimrat Tolstoi kehrte A. zwar zurück, fand aber statt freundlichen Empfangs Gefängnis und strenges Gericht. Der Ukas vom 14. (3.) Februar 1718 sprach Alexeis Ausschließung vom Thron für alle Zeiten aus, und da bei näherer Untersuchung mancherlei den Zarewitsch und dessen Freunde und Gesinnungsgenossen kompromittierende Dinge entdeckt wurden, so ließ der Zar nicht bloß eine große Anzahl Personen, insbesondere Geistliche und Hofbeamte, hinrichten oder exilieren, sondern auch seinen eignen Sohn auf Hochverrat anklagen und ihm das von 127 Richtern einstimmig gesprochene Todesurteil vorlesen. Der ganzen Untersuchung ward aktenmäßige Publizität gegeben, um jeden Schein der Ungerechtigkeit zu vermeiden. Bald darauf starb A. 7. Juli (26. Juni) 1718, wahrscheinlich an den Folgen der, wie aktenmäßig bezeugt ist, wiederholt während der Untersuchung gegen ihn angewendeten Folter. Er hatte mindestens 40 Knutenhiebe erhalten. Nach andern Nachrichten soll er im Gefängnis enthauptet oder vergiftet worden sein. Immermann hat die Geschichte Alexeis in der groß angelegten Trilogie "Alexis" dramatisch behandelt. A. hinterließ von seiner Gemahlin Charlotte Christine Sophie, Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, die von ihm viel zu erdulden hatte und schon 1715 starb, eine Tochter (gest. 1728) und einen Sohn, den nachmaligen Kaiser Peter II. Vgl. A. Brückner, Der Zarewitsch A. (Heidelb. 1880). Auf A. bezügliche Urkunden veröffentlichten Jessigow und Pogodin in der "Zeitschrift der Gesellschaft für russische Geschichte und Altertümer" (Mosk. 1861).

Alexiāner, fromme Gesellschaft, im 14. Jahrh. zur Zeit des Schwarzen Todes entstanden, welche sich der Krankenpflege und der Bestattung der Toten unterzog (daher auch Lollharden genannt, s. d.). Sie nannten sich A. nach ihrem Schutzpatron, dem heil. Alexius, einem vornehmen, durch wunderbare Heilungen berühmten Römer, der 417 starb.

Alexīe (griech.), Verlust der Fähigkeit zu lesen; vgl. Aphasie.

Alexin, Kreisstadt im russ. Gouvernement. Tula, an der Oka und der Eisenbahn Wjasma-Rjaschsk, hat vier Kirchen, Talgsiedereien, Hutfabriken, Gerbereien, Handel mit Brettern, Talg und Häuten, besonders nach Tula, und (1879) 4903 Einw. A. wurde 1348 von Timur zerstört u. 1611 von Sapieha verheert.