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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Algen

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Algen.

Sie vermehren sich auf ungeschlechtlichem Wege, indem sich ihre Zellen in Tochterzellen teilen, oder sie lassen durch Zweiteilung Schwärmzellen hervorgehen, die zu neuen Pflanzen sich ausbilden. Gattungen: Palmella Lynb., Pleurococcus Menegh., Characium A. Br., Gloeocystis Näg. u. a.

2. Ordnung: Cyanophyceae (protophytische A. mit Phykocyan, s. S. 341), unterscheiden sich durch spangrüne, blaugrüne oder violette Färbung von der vorigen Ordnung. Die stets ungeschlechtliche Vermehrung erfolgt durch Teilung oder durch Umwandlung vegetativer Zellen in Sporen. Mehrere Arten der Gattung Nostoc leben als Pseudoparasiten in Gewebehohlräumen von Laub- u. Lebermoosen, im Stamm von Gunnera, in der Wurzel von Cycas, im Blatt von Azolla u. a. Gattungen: Chroococcus Näg., Gloeocapsa Ktz. (Fig. 1), Rivularia Roth, Sirosiphon Ktz., Scytonema Ag., Nostoc Vauch., Limnochlide Ktz., Oscillaria Bosc.

3. Ordnung: Zoosporeae (A. mit Schwärmsporenpaarung), pflanzen sich geschlechtlich durch Verschmelzung von Schwärmsporen fort, außerdem ungeschlechtlich durch andre, meist größere Schwärmzellen. Süßwasserbewohner, in die Familien der Pandorineen, Hydrodiktyeen und Ulothricheen zerfallend; die erstere (Fig. 2) begreift Formen, die entweder einzelne Zellen von der Form gewimperter Schwärmsporen bilden, oder zu kugeligen, auch tafelförmigen Kolonien vereinigt sind, aus deren Gallerthülle die Wimpern der einzelnen Zellen hervorragen. Die durch wiederholte Zweiteilung in einer Mutterzelle erzeugten, mit zwei Wimpern, einem roten Pigmentfleck und einer farblosen Spitze versehenen Schwärmsporen berühren sich bei der Paarung (Fig. 2 bei III) und verschmelzen zu einer Kugel, die, entsprechend der Vereinigung von zwei Schwärmern, vier Wimpern und zwei rote Flecke zeigt (Fig. 2 bei IV). Später verschwinden Wimpern und Flecke, die zur Ruhe gekommene Kugel umhüllt sich mit einer festen Haut, ihr vorher grüner Inhalt wird rot, und sie stellt nun die Zygospore dar, die auf austrocknendem Schlamm eine Ruhezeit durchmacht, dann, angefeuchtet, zunächst einen roten Schwärmer hervorgehen läßt, der wieder zur Ruhe kommt und in 16 zu einer neuen Pandorina-Kolonie zusammentretende Zellen zerfällt. Gattungen: Pandorina Bory (Fig. 2), Stephanosphaera Cohn, Chlamydomonas Ehrbg., Hydrodictyon Roth, Pediastrum Roth (Fig. 3), Ulothrix Ktz. u. a. Durch endophyte, aber nicht eigentlich parasitäre Lebensweise zeichnen sich mehrere ebenfalls zu den Zoosporeen gehörige, bis jetzt noch unvollständig bekannte A. aus. So lebt Chlorochytrium Lemnae in Intercellularräumen von Lemna trisulca, Endosphaera biennis im Blattparenchym von Potamogeton lucens, Phyllobium dimorphum im Blatt von Lysimachia Nummularia.

4. Ordnung: Conjugatae (kopulierende A.). Hier kopulieren behufs der geschlechtlichen Vermehrung zwei unbewegliche, vegetative Zellen miteinander, das Produkt der Vereinigung ist eine von den vegetativen Zellen verschiedene Zygospore. Ungeschlechtliche Vermehrung findet durch Zellteilung, niemals durch Schwärmsporen statt. Die Ordnung umfaßt vier Familien. Die meist frei im Wasser schwimmenden, selten auf feuchtem Boden lebenden Zygnemaceen bestehen aus cylindrischen Zellfäden, in denen Chlorophyllkörper in Form von Bändern und Platten auftreten. Behufs der Kopulation wächst z. B. bei der Gattung Spirogyra (Fig. 4) aus zwei

^[Abb.: Fig. 1. Eine Gloeocapsa. A einfaches Individuum; B-E wiederholte Zweiteilungen in mehrere Individuen, welche kolonienweise vereinigt bleiben.]

^[Abb.: Fig. 2. Entwickelung von Pandorina. I eine schwärmende Familie; II eine geschlechtliche Familie, von welcher einzelne Zellen aus der Hülle austreten; III zwei sich paarende Schwärmer; IV dieselben nach ihrer Vereinigung; V eine eben entstandene, VI eine ausgewachsene Zygospore.]

^[Abb.: Fig. 3. Pediastrum Rotula, eine achtzellige Familie.]

^[Abb.: Fig. 4. Kopulation von Spirogyra. I zwei benachbarte Fäden, die sich bei a und b zur Kopulation vorbereiten; II Fäden, welche in Kopulation begriffen sind; bei a schlüpft der Plasmakörper der einem Zelle in den der andern über, bei b haben sich beide Plasmakörper vereinigt.]