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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alizarīn; Aljubarrōta; Alk

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Alizarin - Alk.

Alizarīn (von Alizari, einer Sorte Färberrot, Krapprot) C14H8O4^[C<sub>14</sub>H<sub>8</sub>O<sub>4</sub>], Farbstoff, findet sich im Krapp, besonders in alter gelagerter Ware, indem es aus der in der frischen Wurzel enthaltenen Ruberythrinsäure durch einen Zersetzungsprozeß hervorgeht. Die Ruberythrinsäure wird durch Fermente oder Säuren in A. und Zucker gespalten. Zur Darstellung von A. extrahiert man Krapp mit schweflige Säure enthaltendem Wasser, fällt aus dem Auszug mit Schwefelsäure bei 30-40° das Purpurin und dann beim Kochen unreines (grünes) A., welches durch Waschen mit salzsäurehaltigem Wasser und durch Lösen in Schieferölen gereinigt wird. A. wurde 1826 von Robiquet und Colin aus Krapp abgeschieden, und 1868 entdeckten Gräbe und Liebermann die künstliche Darstellung aus Anthracen C14H10^[C<sub>14</sub>H<sub>10</sub>], einem Kohlenwasserstoff des Steinkohlenteers. Diese Entdeckung ist für die Industrie und für die Landwirtschaft mancher Länder sehr bedeutungsvoll geworden. Seit 1870 ist die Darstellung des künstlichen Alizarins von den meisten Anilinfabriken Deutschlands aufgenommen und in stetem Wachstum begriffen. Im J. 1869 brachte Perkin das erste künstliche A. (1 Tonne) in den Handel, und 1876 produzierte Deutschland allein 4000 Ton. Alizarinpasta. Gegenwärtig bestehen 15 Alizarinfabriken, und zwar 8. in Deutschland, 3 in Rußland, 2 in der Schweiz, je 1 in Frankreich und England. Die jährliche Produktion beträgt 10,500 Ton. im Wert von 30 Mill. Mk. Zur Darstellung des künstlichen Alizarins oxydiert man das Anthracen durch Behandlung mit rotem chromsaurem Kali und Schwefelsäure zunächst zu Anthrachinon C14H8O2^[C<sub>14</sub>H<sub>8</sub>O<sub>2</sub>], reinigt dies durch Erhitzen mit konzentrierter Schwefelsäure, in welcher es sich löst, scheidet es durch Zusatz von Wasser wieder ab, erhitzt es mit konzentrierter oder rauchender Schwefelsäure auf 220° und fällt aus dem erhaltenen Gemisch von Sulfosäuren mit Ätznatron zuerst anthrachinonmonosulfosaures, dann bei vollständiger Neutralisation anthrachinondisulfosaures Natron. Ersteres wird auf blaustichiges, letzteres auf gelbstichiges A. verarbeitet. Die Natronsalze werden durch Erhitzen mit Ätznatron in Natriumalizarat verwandelt. Dies geschieht unter Zusatz von etwas chlorsaurem Kali in Kesseln, die im Luftbad erhitzt werden, unter hohem Druck bei 180-210°. Die erhaltene Schmelze wird in Wasser gelöst und aus der Lösung das A. durch Säure gefällt. Es wird auf Filterpressen gebracht, mit Wasser gewaschen und kommt als Pasta in den Handel. A. bildet rötlichgelbe Prismen, schmilzt bei 276°, sublimiert in orangeroten Nadeln, löst sich leicht in Alkohol und Äther, wenig in heißem Wasser, mit dunkelroter Farbe in konzentrierter Schwefelsäure, mit purpurroter in Alkalien. Die Lösungen werden durch Alaun und Zinnsalze rot, durch Eisenoxydsalze schwarzviolett gefällt, und auf dieser Eigenschaft, mit Metalloxyden gefärbte Verbindungen einzugehen, beruht seine Anwendung in der Färberei und Zeugdruckerei, wo es den Krapp mehr und mehr verdrängt hat. Behandelt man eine Lösung von A. in Nitrobenzol oder fein verteiltes trocknes A. mit salpetriger Säure, so entsteht Nitroalizarin C14H7(NO2)O4^[C<sub>14</sub>H<sub>7</sub>(NO<sub>2</sub>)O<sub>4</sub>], welches als Alizarinorange im Handel ist. Es kristallisiert in orangeroten Blättchen mit grünem Reflex, löst sich in Alkalien mit violettroter Farbe und bildet, wie A., mit Metalloxyden gefärbte Verbindungen. Die Thonerdeverbindung ist orange. Erhitzt man es mit Ätznatron und Zinnsalz oder unterschwefligsaurem Natron, so entsteht Alizarinbraun, welches mit Blutlaugensalz oder Bleizucker graue oder olivenfarbene Töne gibt. Erhitzt man Nitroalizarin mit Glycerin und Schwefelsäure, so entsteht Alizarinblau C17H19NO4^[C<sub>17</sub>H<sub>19</sub>NO<sub>4</sub>]. Dies kommt als Teig in den Handel, bildet metallglänzende, blauviolette Nadeln, schmilzt bei 270°, sublimiert bei höherer Temperatur und löst sich in Alkohol und Benzol, kaum in Wasser. Aus der Lösung in verdünnten Alkalien scheidet es sich allmählich als unlösliches Salz wieder ab, und mit den andern Basen bildet es farbige Lacke. Da es durch Zinkstaub, Traubenzucker und andre reduzierende Mittel entfärbt wird, an der Luft aber sich regeneriert, so eignet es sich, gleich dem Indigo, zur Küpenfärberei. Alizarinkarmin besteht aus den Salzen der Sulfosäuren des Alizarins und Purpurins und erzeugt auf Wolle bei Anwendung verschiedener Beizmittel mannigfache Nüancen, von denen die scharlachroten gegen Licht und Luft absolut beständig sind und nicht, wie die mit Kochenille erzeugten, durch Schweiß und Seife bläulich werden.

Aljubarrōta, Dorf im portug. Distrikt Leiria, historisch merkwürdig durch die nur halbstündige Schlacht 14. Aug. 1385, in welcher König Dm João von Portugal gegen König Don Juan von Kastilien die Unabhängigkeit Portugals erkämpfte.

Alk (Alca L.), Vogelgattung aus der Ordnung der Schwimmvögel und der Familie der Alken (Alcidae), Vögel mit walzenförmigem Leib, mittellangem, sehr schmalem und hohem, gegen die Spitze hin gewölbtem, hakigem, an der First und Dillenkante gekieltem, mit seitlichen Querfurchen versehenem Schnabel, schlanken, langspitzigen, etwas säbelförmigen Flügeln und kurzem Schwanz. Die Alken sind echte Meeresbewohner, bewegen sich auf dem Land schwerfällig, indem sie auf der ganzen Sohle der Füße dahinrutschen, schwimmen dagegen pfeilschnell und erbeuten tauchend Fische und andre Seetiere. Eigentümlich ist die wegen der Kürze der weit nach hinten eingelenkten Beine mehr oder weniger aufrechte Stellung des Körpers in der Ruhe. Die Gattung ist auf die arktische Zone beschränkt, hier aber durch mehrere Arten repräsentiert und in so großer Individuenzahl vorhanden, daß die Bewohner mancher Vogelberge, d. h. der Felsen und Klippen, auf denen die Vögel brüten, nach Hunderttausenden gezählt werden müssen. Wertvoll sind die Eier, die Federn und die noch nicht flüggen, von Fett strotzenden Jungen, welche eingesalzen werden; das Fleisch der alten Vögel ist thranig und zäh. Der Tordalk (A. torda L.), 42 cm lang, 70 cm breit, mit bis zum Schwanz reichenden Flügeln, ist am Kopf, Hals und an der Oberseite schwarz; eine schmale Binde vom Schnabel bis zum Auge, ein Spitzensaum an den Schwungfedern, Brust und Bauch sind weiß; das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel schwarz mit weißem Querband, der Fuß schwarz. Er bewohnt in zahlreichen Scharen die nördlichen Küsten, namentlich die Lofoten, erscheint im Winter ziemlich regelmäßig an den südlichern, auch an den deutschen, holländischen und französischen Küsten, ist sehr vertrauensselig, nistet in Felsenritzen, Spalten, auch unter Steinen und legt ein in Färbung und Zeichnung vielfach variierendes Ei, welches wahrscheinlich erst in vier Wochen ausgebrütet wird. Raubt man dem Vogel das Ei, so legt er ein zweites und drittes Ei. Der Riesen- oder Brillenalk (Geyrfugl der Isländer, A. impennis L.), 90 cm lang, mit sehr kurzen, verkümmerten, zum Fliegen untauglichen Flügeln und äußerst schmalem, von der Wurzel bis zur Spitze sanft gekrümmtem, vorn am Oberkiefer sechs- bis sieben-, am Unterkiefer neun- bis zehnmal gefurchtem Schnabel, auf der Oberseite glänzend schwarz, an der