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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Almquist; Almud; Almūda; Almude; Almukantharat; Almuñecar; Almutium; Alnus; Alnwick; Aloë

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Almquist - Aloe.

Armee ist Aumônier der Titel der Militärgeistlichen aller Konfessionen, welche aber durch Gesetz vom 5. Juli 1880 in den Friedensgarnisonen größtenteils beseitigt wurden; sie bleiben nur in Standlagern, isolierten Forts etc. und bei mobilen Truppen.

Almquist, Karl Jonas Ludvig, schwed. Schriftsteller, geb. 28. Nov. 1793 zu Stockholm, studierte Theologie zog sich aber 1823 in die Wälder Wermlands zurück, um dort nach Art der alten freien Bauern zu hausen. Dieses Lebens endlich müde, wurde er 1829 Rektor einer Schule zu Stockholm, geriet aber infolge seiner freisinnigen Ansichten mit der Schulbehörde in Konflikte, die ihn 1840 bewogen, seine Stelle niederzulegen. Er bereiste nun Frankreich und wurde nach seiner Rückkehr erst Mitarbeiter, dann Redakteur der Zeitschrift "Aftonbladet". Im J. 1851 in den Verdacht eines Vergiftungsversuchs gegen einen Wucherer geraten, entzog er sich der Untersuchung durch die Flucht nach Nordamerika, wo er bis Ende 1865 verweilte. Dann nach Europa zurückgekehrt, lebte er unter dem angenommenen Namen Professor C. Westermann zu Bremen, wo er im November 1866 starb. Seine litterarische Thätigkeit war außerordentlich groß, seine Begabung unleugbar eine geniale. Er verfaßte mathematische und arithmetische Lehrbücher, historische und geographische Handbücher, Grammatiken und Lexika, dazu noch unzählige Abhandlungen religiösen, philosophischen, ja selbst nationalökonomischen Inhalts u. a. In Deutschland wurde er nur durch seine belletristischen Werke bekannt, die nicht minder vielseitig sind und von einer ungemein reichen, oft überwuchernden Phantasie zeugen. Das bedeutendste: "Dornrosensbuch" ("Törnrosens bok"), ist eine Sammlung romantischer Dichtungen der verschiedensten Art. Von seinen Romanen und Novellen sind bemerkenswert: "Die Mühle Skällnora", "Gabriele Mimanso", "Die Frauen in Småland", "Amalie Hillner", "Kolombine", "Araminta May", "Die Kapelle"; von seinen dramatischen Arbeiten: "Die Schwanengrotte auf Ipsara", "Ramido Marinesco" und die palästinischen Dramen "Marjam" und "Isidorus von Tadmor"; von seinen epischen Dichtungen: "Schems el Nihar", ein nubisches Märchen von höchst pikantem Kolorit, und "Arthurs Jagd", eine hochschottische Ballade. Als humoristischer Schriftsteller that er sich hervor in "Ormus und Ahriman" und in seinen Betrachtungen über die Haustiere in der geistvollen Abhandlung "Die Bedeutung der Armut Schwedens" ("Svenska fattigdomens betydelse"). Eine Auswahl seiner Werke gab Lysander ("Valda skrifter", Stockh. 1874-75, 4 Bde.) heraus. Seine Biographie schrieb Ahnfeldt (Stockh. 1876).

Almud, 1) bisheriges Feldmaß in Mexiko und Zentralamerika (auch Estajo genannt), à 50 QVaras = 0,3502 Ar; in Spanien und den südamerikanischen Republiken = ½ Fanegada, also dort = 32,1978, hier = 33,027 Ar.

2) A. Alma (Meter), türk. Flüssigkeitsmaß für Öl, = 5,205 Lit.

Almūda, Getreidemaß in Mexiko (auch Almuera, Almuerza, span. Celemin), = 1/12 Fanega = 4,625 Lit.; in Marokko (Mud) = ¼ Saáh = 14,387 L.

Almude (Amalde), portug. und brasil. Flüssigkeitsmaß, à 2 Potes à 6 Canadas à 2 Meias (halbe) Canadas à 2 Quartilhos à 2 Meios Quartilhos, in Lissabon für Wein und Branntwein = 16,741 Lit., für Öl à 34 Arrateïs (Pfund) = 15,606 kg; 30 Almudes = 1 lissabonischen Pipa; 100 lissabonische Almudes = 66 Almudes von Oporto (à 25,365 L.), deren 21 eine Öl- oder Weinpipe von Oporto ausmachen. 1 A. auf Madeira = 17,718 L., nach andern = 18,708 L.; 23½ Almudes = 1 Pipa; 1 A. in Rio de Janeiro = 16,740 L.

Almukantharat ^[richtig: Almukantarat] (Höhenkreis), arab. Name jedes dem Horizont parallelen Kreises der Himmelskugel; alle Sterne eines solchen haben gleiche Höhe. Vgl. Himmel.

Almuñecar (spr. almunjēkar), Hafenstadt in der span. Provinz Granada, mit maurischem Schloß und (1878) 8194 Einw.; Ausfuhr von Rohrzucker und Rosinen.

Almutium (Almucium, neulat.), ein Kleidungsstück der römisch-kath. Geistlichkeit, welches zu Anfang des 14. Jahrh. in Aufnahme kam und in einem aus Pelzwerk gefertigten Schulterkragen bestand, an dessen oberm Rand sich eine Kapuze von drei- oder viereckiger Form befand, die als Kopfbedeckung benutzt wurde. Später ward es als Kopfbedeckung durch das Barett und den Chormantel verdrängt und ist jetzt so ziemlich außer Gebrauch gekommen. Doch bedienen sich z. B. heute noch sämtliche Pfarrer in Köln eines Almutiums von weißem Pelz, das ihnen zur Auszeichnung für ihre Standhaftigkeit in der Reformationszeit verliehen wurde.

Alnus, Erle.

Alnwick (spr. ânnik), Stadt in der engl. Grafschaft Northumberland, am Aln, 8 km oberhalb dessen Mündung in die Nordsee, mit (1881) 6693 Einw. Dabei das altberühmte Schloß A. Castle, prachtvoll restauriert als Stammsitz des Herzogs von Northumberland. Vor diesem Schloß fiel König Malcolm II. (1093) und wurde Wilhelm II. (1174) nach verlorner Schlacht gefangen.

Aloë Tourn., Gattung aus der Familie der Liliaceen, teils kleine Kräuter mit kaum über den Boden vortretender Achse und grundständiger Blattrosette, teils strauch- oder baumartige Gewächse mit bis 20 m hohem, einfachem oder ein- oder mehrmals gabelig verzweigtem Stamme mit endständigen Blattrosetten. Die dicht gedrängt zweizeilig, meist aber spiralig stehenden Blätter sind stets dickfleischig, lineal-lanzettlich, glatt, gerunzelt, warzig oder stachlig rauh, oft an den Rändern stachlig gezahnt, bisweilen gefleckt oder gebändert. Sie treiben einen oft meterlangen, einfachen oder verzweigten Blütenschaft, an welchem die schön gefärbten, röhrenförmigen Blüten in Ähren oder Trauben oder in aus solchen zusammengesetzten Rispen stehen. Die dreifächerige Kapsel enthält zahlreiche scharfrandige, selbst geflügelte Samen. Das Markgewebe der Blätter ist erfüllt mit farb- und geruchlosem Schleim, die Gefäßbündel sind aber von besondern Schläuchen begleitet, und in diesen findet sich ein gelber, bitterer Saft, welcher getrocknet die Aloe des Handels liefert. Von den 200 Arten in wärmern Klimaten der östlichen Erdhälfte finden sich 170 am Kap. Vielfach werden auch die Untergattungen Aprica, Haworthia und Gasteria als selbständige Gattungen behandelt, und dann bleiben für die Gattung A. nur etwa 86 Arten übrig, von denen einige, wie A. vulgaris Dec. und A. arborescens Haw., in Südeuropa verwildert sind. Man kultiviert viele Arten als Zierpflanzen. A. vulgaris Lam. mit meist nur 60 cm hohem Stamm, blaßgrünen, weißlich bereiften Blättern mit weißen, braunspitzigen Randstacheln, bis 1 m hohem Schaft mit reichblütiger Traube und gelben, grünlichgelb gestreiften Blüten, ist in Nordostafrika heimisch, ward von hier nach Ost- und Westindien, Südamerika und Südeuropa verpflanzt und ist vielfach kultiviert und verwildert. Sie ist bei uns namentlich auf dem Land beliebt, wo ihre hellgrünen Blätter bei Ver-^[folgende Seite]