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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alt; Altai

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Alt - Altai.

sche Stütze, Basis) eine dritte, tiefere (der Baß) untergelegt und endlich als Kontratenor die vierte zwischen Tenor und Diskant eingeschoben ward.

2) Altinstrumente. Als im 15. und 16. Jahrh. bei dem gewaltigen Aufschwung der mehrstimmigen Musik der Gebrauch aufkam, die Singstimmen nötigen Falls durch Instrumente im Unisono zu verstärken oder auch zu ersetzen, baute man fast alle Arten von Instrumenten in drei oder vier verschiedenen Größen, entsprechend den vier Stimmgattungen, so daß man Diskant-, Alt-, Tenor- und Baßviolen neben dergleichen Posaunen, Flöten, Krummhörnern etc. hatte, von denen sich die vier Arten der Posaune bis in unsre Zeit erhalten haben, während der Stamm unsers Orchesters, das Streichquartett, wenigstens eine ähnliche Gliederung hat, nur daß zufolge des bedeutend erweiterten Umfangs der Instrumentalmusik nach der Höhe und Tiefe das ursprüngliche Altinstrument, die Altviole (Bratsche, Alto), die dritthöchste Partie erhalten hat und das Baßinstrument (das Violoncell, das noch unter "Bassi" mit verstanden wird) die zweittiefste.

Alt, Rudolf, Landschafts- und Architekturmaler, meist als Aquarellist thätig, geb. 28. Aug. 1812 zu Wien als Sohn des in demselben Fach sowie als Lithograph rühmlich bekannten Jakob A. (1789-1872), besuchte die Akademie der bildenden Künste in Wien. Fußwanderungen durch die Gebiete der österreichischen Alpenwelt und Norditaliens weckten in ihm die Liebe zum landschaftlichen Fach, und die Eindrücke seiner Pilgerfahrten gab sein Pinsel in zahlreichen Aquarellen auf die treueste und glücklichste Weise wieder. Seit 1833 lieferte er, angeregt durch den Besuch Venedigs und der benachbarten Städte, auch Architekturen. A. zeigt hohe Begabung für die charakteristische Auffassung der landschaftlichen Eigentümlichkeiten, die ihm nach der Verschiedenheit der Himmelsstriche, Luftfärbung, Vegetation etc. getreu wiederzugeben gelingt. Meisterhaft ist auch seine Perspektive in den Architekturen, geistvoll die Wahl ihrer volkstümlichen Staffage. Aufnahmen von Interieurs, wodurch der Künstler sich in Wien zuerst einen Namen machte, sind eine weitere Hauptseite seiner Kunstfertigkeit. Er verweilte in Rom und Neapel; dann besuchte er die Seen der Lombardei, Galizien, Böhmen, Dalmatien, Bayern und wieder mehrere Male Italien, 1863 die Krim, um dort Ansichten von einem Gute der Kaiserin aufzunehmen, und 1867 Sizilien. Auf demselben Feld ist auch sein jüngerer Bruder, Franz A., geb. 1821 zu Wien, thätig.

Altai (Altain Oola, "Goldgebirge", chines. Kinschan), das nördlichste der vier Gebirgssysteme Innerasiens, erstreckt sich unter 50-52½° nördl. Br. vom Irtisch bis südlich vom Baikalsee, d. h. von 84 bis 104° östl. L. v. Gr., und hat eine Längenausdehnung von 1447 km, während sein Gebiet über 429,000 qkm umfaßt. Mit bedeutenden Ausstrahlungen greift der A. weit in die Umländer aus, so zunächst mit dem Ektag A., dem Tannu und der Oola Ulangum tief in die Mongolei hinein. Da, wo diese unter dem Namen Dsungarei als eine weite Pforte zwischen dem A. und dem Thianschan zur Kirgisensteppe absinkt, erheben sich wie Mittelglieder zwischen beiden Gebirgen die Züge des Tarbagatai ("Murmeltiergebirge") und nördlich davon der Alatau ("buntes Gebirge"), um die Pforte in drei Durchgänge zu gliedern. Im eigentlichen A. unterscheidet man den A. Bielki, den nordwestlichen Eckpfeiler des zentralasiatischen Hochlandes, der in der Bjelucha oder den Katunjasäulen mit 3352 m Höhe kulminiert, und die Sajanische Kette, ein schmalrückiges, auf der Grenze von Sibirien und der Mongolei nach O. streichendes Kammgebirge mit wenigen bequemen Pässen, das vom Jenissei durchbrochen wird und in seinem östlichen Teil im Munku Sardik die Höhe von 3473 m erreicht. Der Kossogolsee im O. dieses Gebirges liegt 1701 m hoch. Nach N. zweigt sich bis Tomsk die Kette von Kusnezk und Salaïrsk ab, die sich im Taskül 1539 m hoch erhebt.

Die geognostische Beschaffenheit des Gebirges ist vornehmlich durch Deutsche (Humboldt, Rose, Cotta) festgestellt worden. Thonschiefer bildet die größte Masse des A., die Durchbruchfelsen (Diorite, Granite und Porphyre) spielen nur eine untergeordnete Rolle. Im Hochgebirge kommt Granit in großer Ausdehnung vor. Seine größte Wichtigkeit verleiht dem Gebirge sein Reichtum an Erzlagerstätten und an solchen Gesteinen, die man zu Kunstgegenständen verarbeitet. Kohlenlager sind in bauwürdigen Lagern noch nicht aufgefunden worden. Das Flußgold spielt nur eine untergeordnete Rolle, dafür ist, besonders im westlichen A., die Zahl der silber- und kupferhaltigen Erzlagerstätten überaus groß. Diese Erzlager befinden sich alle im Gebiet der sedimentären und kristallinischen Schiefer oder im Porphyr, keine im Granit; sie füllen unregelmäßige, stellenweise sehr mächtige Zerspaltungen oder Räume aus; der bergmännische Ausdruck "stockförmige Massen" entspricht am besten ihrer Form. Bereits mehr als 1000 solcher Erzlagerstätten wurden gefunden, gegenwärtig beschränkt sich der Abbau derselben jedoch wesentlich auf die Umgebung der Orte Smeinogorsk (Schlangenberg), Riddersk, Syranowsk, Belousowsk und Nikolajewsk; denn der große Bergort Salair mit seinen silberhaltigen Schwerspatlagerstätten im Talkschiefer liegt weit nördlich vom eigentlichen A., jenseit der breiten Niederung des Obthals. Die Erzgruben wurden die Hauptveranlassung der Besiedelung des A. mit Russen in dem Bergbau treibenden Gebirgsteil. Schon das mysteriöse Volk der Tschuden hat hier mit steinernen Geräten Bergbau getrieben; dann scheint dieser jahrhundertelang geruht zu haben. Im J. 1726 ließ sich der Staatsrat Nikita Demidow die Freiheit der Bergwerke im A. verleihen und legte 1728 das erste Kupferhüttenwerk, Koliwan Sawod, bei dem 1625 m hohen Blauberg an. Als 1736 in der Schlangenberger Grube reiche Gold- und Silbererze gefunden wurden, trat Demidow 1746 alle seine altaischen Gruben und Hüttenwerke an das kaiserliche Haus ab, dem das gesamte Gebiet des A. noch jetzt als Privatbesitz gehört. Der Ertrag an Gold, das vorzüglich aus Seifen, außerdem durch Ausschmelzen aus den goldhaltigen Silbererzen gewonnen wird, ist bis 1849 in beständigem Steigen gewesen, hat aber seitdem abgenommen; 1875 betrug er 4570 kg (etwa ein Siebentel der gesamten Goldgewinnung Rußlands). Der Ertrag an Silber betrug in demselben Jahr 8750 kg. Die bedeutendsten Silberminen sind die von Smeinogorsk; sie haben 1745-1854 allein 82,161 Pud (à 16,6 kg) geliefert, sind aber jetzt ebenfalls nicht mehr so ergiebig. Man fürchtete bereits ein Zuarmwerden der tiefern Erze und infolgedessen nicht bloß den Verlust der bedeutenden Rente für das kaiserliche Haus, sondern ein Eingehen des Bergbaus überhaupt, weil nur Gold und Silber den weiten Transport bis Petersburg lohnen, während man Blei, Zink, Eisen (im ganzen werden 64 Arten von Mineralien gewonnen) auf solche Entfernung schon nicht mehr verwerten kann. Die eingehende Untersuchung v. Cottas, der im Auftrag des Kaisers 1868 den A.