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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Amalekiter; Amăler; Amalfi; Amalgamation; Amalgāme; Amalgāmsilber; Amalia

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Amalekiter - Amalia.

Theodat, behielt sich aber die Regierung vor. Kaum sah sich Theodat auf dem Thron, als er, gereizt durch die Verachtung, die ihm A. zeigte, und durch Herrschsucht, die Königin auf einer Insel im Vulsinischen See gefangen setzen und 535 im Bad erdrosseln ließ. Dies gab Justinian den Vorwand zu dem Angriff auf das ostgotische Reich, der dessen Untergang zur Folge hatte.

Amalekiter, altes arab. Volk im SW. Palästinas, auf der Sinaihalbinsel, angeblich von Amalek, einem Enkel Esaus, abstammend, kriegerische Hirten unter Königen (Agag). Sie eroberten, mit den Ammonitern und Moabitern vereinigt, Jericho. Erst Saul setzte ihren Raubzügen in zwei Feldzügen auf einige Zeit ein Ziel. David bekriegte sie von Ziklag aus und rächte die Verbrennung dieser Stadt, kämpfte auch als König noch mit ihnen. Unter Hiskias wurden die A. am Gebirge Seïr von den Simeoniten teils ausgerottet, teils vertrieben. Seitdem werden sie in der Bibel nicht weiter erwähnt.

Amăler (die "Makellosen", nach Grimm die "Geschäftigen"), got. Herrschergeschlecht, welches das Königtum bei den Ostgoten innehatte und unter Hermanrich im 4. Jahrh. das ganze Gotenreich beherrschte. Der berühmteste aller A. ist Theoderich d. Gr. Das Geschlecht erlosch 536 mit Theodat. In dem Nibelungenlied, dem Heldenbuch und andern altdeutschen Dichtungen heißen sie Amelungen, d. h. Abkömmlinge des Amala.

Amalfi (Amalphia), Stadt in der unterital. Provinz Salerno, äußerst malerisch in einer engen Felsenschlucht und an derselben empor am Meerbusen von Salerno gelegen, mit Salerno durch eine großartige, der Felsenküste abgewonnene Kunststraße verbunden, Sitz eines Erzbischofs, hat eine alte, aber vielfach restaurierte Kathedrale mit prächtigen Erzthüren, ein hoch in den Felsen eingebautes ehemaliges Kapuzinerkloster (Canonica), jetzt Seemannsschule, mit schönem Kreuzgang, dabei eine Tropfsteinhöhle mit herrlichen Ausblicken, einen kleinen Hafenkai und (1881) 4792 Einw., welche Fabrikation von Papier und Makkaroni und Schiffahrt betreiben. Aus A. stammte Flavio Gioja, den man (irrtümlich) als Erfinder des Kompasses bezeichnet. Der Sage nach wurde es von römischen Familien, die auf der Reise nach Konstantinopel Schiffbruch litten, gegründet. Auch nach dem Einfall der Langobarden verblieb A. dem oströmischen Reiche, genoß aber große Freiheiten. Später gewannen einzelne Patrizierfamilien die Gewalt, aus denen sich Grafen, dann Herzöge erhoben, von denen Mansus II. (960-1000) A. mit Salerno verband. Der Normannenfürst Robert Guiscard verleibte A. seinem Apulien und Kalabrien umfassenden Gebiet ein. Seitdem sank A., sein Handel und Wohlstand wurden durch Plünderungen der Pisaner 1135 und 1137 ganz vernichtet. Das Herzogtum A. ward später an die Piccolomini verliehen. Am meisten blühte Amalfis Handel im 10. Jahrh. und während des ersten Kreuzzugs. Das Seerecht von A. (Tabula Amalphitana) galt bei allen das Mittelmeer befahrenden Nationen. Die Kaufherren von A. hatten Niederlagen in Alexandria, Antiochia und Jerusalem. Aus dem 1048 in letzterer Stadt durch Kaufleute von A. errichteten Hospital zum heil. Johannes nahm der Johanniterorden (s. d.) seinen Ursprung.

Amalgamation, s. Silber.

Amalgāme (griech.-arab.), s. v. w. Quecksilberlegierungen.

Amalgāmsilber (natürliches Amalgam, Merkursilber), Mineral aus der Ordnung der Metalle, findet sich in regulären Kristallen, auch derb, eingesprengt, ist silberweiß, metallisch glänzend, Härte 3-3,5, spez. Gew. 13,7-14,1, besteht aus Silber und Quecksilber in wechselnden Mengen und liefert beim Erhitzen schwammiges Silber. Es findet sich mit Zinnober und Quecksilber bei Mörsfeld und Moschellandsberg in der Pfalz, bei Szlana in Ungarn, Allemont in der Dauphiné und bei Chañarcillo in Chile.

Amalia, 1) Elisabeth, Landgräfin von Hessen-Kassel, geb. 29. Jan. 1602, Tochter des Grafen Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg und durch ihre Mutter Enkelin des Oraniers Wilhelm I., vermählte sich 1619 mit dem Erbprinzen Wilhelm V. von Hessen-Kassel, der nach Abdankung seines Vaters Moritz 1627 in der Herrschaft folgte, aber schon 1637 starb, nachdem er als Reichsfeind in die Acht erklärt und Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt zum Administrator der hessen-kasselschen Lande bestellt worden war. A., welche ihrem Gemahl 14 Kinder geboren, von denen aber nur 6 ihren Vater überlebten, trat daher die ihr von Wilhelm V. testamentarisch übertragene Regentschaft für ihren ältesten Sohn, Wilhelm VI., unter schwierigen Verhältnissen an, wußte aber mit der größten Umsicht und unerschütterlichem Mut alle Gefahren abzuwehren. Sie blieb dem Bündnis mit Frankreich und Schweden getreu und erhielt ihr Heer unter tüchtigen Feldherren auf der ansehnlichen Höhe von 20,000 Mann, so daß Hessen-Kassel als kriegführende Macht anerkannt und bei den Friedensverhandlungen als solche zugelassen wurde. Durch ihr würdiges und gefälliges Benehmen wußte sie die einflußreichsten Persönlichkeiten für sich zu gewinnen. So erlangte sie im Westfälischen Frieden die Anerkennung der Gleichberechtigung des reformierten Glaubensbekenntnisses sowie die Grafschaft Hersfeld, einen Teil von Schaumburg und eine ansehnliche Kriegsentschädigung. Nachdem sie 1650 ihrem Sohn Wilhelm VI. die Regierung übergeben, starb sie 3. Aug. 1651. Vgl. Justi, A. Elisabeth, Landgräfin von Hessen (Gieß. 1872).

2) Anna A., Herzogin von Sachsen-Weimar, Tochter des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. 24. Okt. 1739, war eine durch seltene Eigenschaften des Geistes und des Herzens ausgezeichnete Frau. Sie vermählte sich 16. März 1756 mit dem Herzog Ernst August Konstantin von Weimar, verlor ihren Gemahl aber schon 28. Mai 1758. Erst 19 Jahre alt, trat sie als Vormünderin ihres kaum einjährigen Sohns, des nachmaligen Großherzogs Karl August, die Regierung an, die sie 1775 in seine Hände niederlegte. Sie erwarb sich große Verdienste um das weimarische Land durch Tilgung der traurigen Folgen des Siebenjährigen Kriegs und durch Gründung neuer und Vervollkommnung vorhandener Anstalten für Volksbildung. Ihr Schloß in Weimar sowie ihre Lustschlösser in Tieffurt ^[richtig: Tiefurt] und Ettersberg waren die Versammlungsorte der ausgezeichnetsten Männer, welche Weimar besuchten oder dort wohnten. Sie besaß großes musikalisches Talent und komponierte für die Kapelle und das Theater, unter andern Goethes Operette "Erwin und Elmire". Noch von der unglücklichen Schlacht bei Jena 1806 hart betroffen, starb sie 10. April 1807. Vgl. v. Beaulieu-Marconnay, Anna A., Karl August und der Minister v. Fritzsch (Weim. 1874); R. Springer, Anna A. und ihre poetische Tafelrunde (Berl. 1875).

3) Marie A. Friederike Auguste, Herzogin von Sachsen, Tochter des Prinzen Maximilian und Schwester der Könige Friedrich August und Johann