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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Amara - Amari.

Amara, s. Bittermittel.

Amara George, Pseudonym, s. Kaufmann (Alexander).

Amarant, s. Anilin und Astrilds.

Amarantaceen (Fuchsschwanzgewächse), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Centrospermen. Ihre oft durch farbige Deck- und Vorblätter gestützten Blüten haben ein trockenhäutiges, drei- bis fünfblätteriges Perigon, 3-5 oft verwachsene Staubblätter und einen einfächerigen Fruchtknoten mit einer grundständigen Samenknospe oder mit einer vieleiigen Zentralplacenta. (Vgl. Moquin-Tandons Monographie der A. in De Candolles "Prodromus", Bd. 13.) Von den 600 Arten gehören die meisten der tropischen und der angrenzenden Zone beider Hemisphären an; Amerika und nächstdem Afrika und Neuholland haben die meisten, Europa nur einige wenige Arten. Manche werden in ihrem Vaterland von den Eingebornen als Heilmittel benutzt, andre wie Spinat gegessen und einige wohl auch wegen der mehlreichen Samen gebaut. Celosia cristata L. (Hahnenkamm) ist eine beliebte, durch Fasciation ihrer Blütenachse bemerkenswerte Topfpflanze.

Amarantfarbe, schönes, dunkles, ins Violette spielendes Rot.

Amarantholz (Luftholz, Violett-, Purpurholz, blaues Ebenholz), sehr schönes und hartes, etwas poröses, auf frischem Schnitt rötlichgraues, später dunkel blutrotes Nutzholz aus Westindien; häufiges Surrogat für Mahagoni.

Amarantrinde, s. Swietenia.

Amarantus L. ("unverweslich", Amarant, Fuchsschwanz, Samtblume), Gattung aus der Familie der Amarantaceen, einjährige Kräuter mit abwechselnden Blättern und zu end- und achselständigen, oft rispig verzweigten Scheinähren geordneten Blüten, deren trockenhäutige Hüllen und Deckblätter nach dem Absterben der Pflanze ihre Farbe bewahren. Von ca. 80 bekannten Arten sind folgende schöne Zierpflanzen: A. caudatus L. (Gartenfuchsschwanz, Tausendschön), in Peru, Persien und auf Ceylon einheimisch, mit langen, vielfach aus dichten Blütenknäueln zusammengesetzten, dunkelroten, auch grünvariierenden (A. caudatus viridis) Blütenähren, welche einem buschigen Tierschwanz gleich bogig herabhängen; A. sanguineus L., auf den Bahamainseln, dunkel blutrot, mit 90-125 cm hohem, ästigem Stengel, rund-länglichen, zugespitzten, unten bräunlich gelb-purpurroten Blättern und glänzend blutroten Ähren; A. salicifolius Veitch, 1 m hoch, von pyramidalem Wuchs, mit langen, hängenden, wellenförmigen, zuerst bronzegrünen, später leuchtend gelbroten Blättern; A. speciosus Sims., oft bis 2 m hoch, mit karminroten Blättern und aufrechten, dicken, pyramidal rispigen, dunkelpurpurnen Ähren; A. tricolor L. (Papageienfeder, Tausendschön), in Ostindien, China, mit 30-60 cm hohem Stengel, schönen ei-lanzettförmigen, spitzigen, grün, gelb und hochrot gefärbten Blättern und in ansitzenden, dichten, winkelständigen Knäueln vereinigten Blüten; A. Blitum L., mit ausgebreitetem, aufstrebendem, fahlem Stengel, eiförmigen, fast rautenförmigen, stumpfen, schwach gekerbten Blättern und grünlichen Blütenknäueln, auf Schutt, Uferkies etc. in Süd- und Mitteleuropa, wird, wie A. prostratus Balbis, in Italien, Frankreich und Süddeutschland, mit gefurchtem, kahlem, 45-60 cm hohem Stengel, abwechselnden, grünen Blättern und ährenförmigen, end- und achselständigen, weißlichgrünen Blütenrispen, und A. sylvestris Desf. (A. litoralis Host.), in Frankreich, Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden und am Litorale, auch in Taurien, als Gemüse gegessen; A. frumentaceus Buchan, in Ostindien, mit 2 m hohen Stengeln, elliptisch-lanzettlichen, häufig dunkelroten Blättern und aufrechten Blütenschweifen, wird in Maissur und andern Gegenden Ostindiens im großen angebaut, indem das aus den weiß berandeten Samen bereitete Mehl dort ein wichtiges Nahrungsmittel abgibt; A. oleraceus L. (Gemüseamarant), ebenfalls in Ostindien, Java und Ägypten, mit 60 cm hohem Stengel, eirunden, stumpfen oder ausgerandeten, kurz stachelspitzigen, welligen Blättern und bleichgrünen Blüten, ist in der Heimat eine beliebte Gemüsepflanze. Vgl. Willdenow, Historia Amaranthorum (Berl. 1790).

Amarapūra ("Götterstadt"), die ehemalige Residenzstadt des Königreichs Birma, zwischen einem Arm des Irawadi und einer Kette von Seen gelegen, wurde 1783 angelegt und war königliches Hoflager bis 1860. Sie zählte zur Zeit ihrer höchsten Blüte 175,000 Einw., hatte zahlreiche mit Skulpturen geschmückte Pagoden und Klöster und war durch eine Citadelle geschützt, litt aber 1810 durch eine Feuersbrunst, 1839 durch ein Erdbeben. Die Stadt zählte 1855: 26,270 Seelen und hat seither auch davon noch verloren. Südlich von A., gleichfalls am Irawadi, liegt die noch ältere, ebenfalls verlassene Hauptstadt Ava, gegründet 1364, verlassen 1783, wieder zur Hauptstadt genommen von 1822 bis 1838. Früher eine glänzende Residenz, zählt sie jetzt etwa 7000 Einw.

Amarellen, s. Kirschbaum.

Amāri, 1) Michele, ital. Geschichtsforscher und Orientalist, geb. 7. Juli 1806 zu Palermo, hatte kaum seine Studien begonnen, als sein Vater 1820 als Teilnehmer an einer Verschwörung erst zum Tod verurteilt, dann zu 30jähriger Haft begnadigt ward, und lebte fortan in sehr bedrängten Verhältnissen. Er widmete sich dem Studium der sizilischen Geschichte und veröffentlichte 1841 seine berühmte Geschichte der Sizilianischen Vesper: "Un periodo delle istorie siciliane del secolo XIII". Die neapolitanische Polizei witterte hinter dem Buche geheime politische Tendenzen, verbot es und verhaftete den Verleger. A. entzog sich einem gleichen Schicksal durch die Flucht und lebte bis 1848 in Paris, wo er sein Werk unter dem Titel: "La guerra del vespro siciliano" (8. Aufl. 1875, 2 Bde.; in viele Sprachen übersetzt, deutsch von Schröder, Leipz. 1851, 2 Bde.) neu drucken ließ. Nach Sizilien zurückgekehrt, ward er Vizepräsident im Kriegsausschuß und ging dann als Gesandter nach Frankreich und England. In Paris veröffentlichte er die Flugschrift "La Sicile et les Bourbons" (Par. 1849). Die Restauration trieb ihn im Sommer 1849 abermals in die Verbannung, aus welcher er erst 1859 zurückkehrte, als er den Lehrstuhl der arabischen Sprache, deren Studium er sich während seines Exils in Paris eifrig gewidmet hatte, erst zu Pisa, dann zu Florenz erhielt. Im J. 1860 nahm er an der sizilischen Expedition Garibaldis teil und leitete als dessen Minister des Auswärtigen die wichtigen Unterhandlungen mit Cavour. Nach dem Anschluß Siziliens an das Königreich Italien zum Senator ernannt, verwaltete er 1862-64 auch das Ministerium des öffentlichen Unterrichts und übernahm dann wieder seine Professur, die er bis 1878 innehatte. Unter seinen Schriften sind noch besonders hervorzuheben: die "Storia dei Musulmanni di Sicilia" (Flor. 1853-73, 3 Bde.); "Bibliotheca arabo-sicula" (1857; ital. 1880, 2 Bde.); "Nuovi