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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Amigoni - Ammann.

Inseln zugesichert. Da die getroffenen Bestimmungen jedoch den englischen Stolz verletzten, so lehnte sich die öffentliche Meinung in England entschieden dagegen auf, und letzteres erklärte 18. Mai 1803 von neuem den Krieg. Bei A. gewann General v. Manteuffel mit dem 8. und 1. Korps, welch letzteres bei Villers-Bretonneux einen schweren Kampf zu bestehen hatte, 27. Nov. 1870 einen entscheidenden Sieg über die etwa 30,000 Mann starke französische Nordarmee. Die Franzosen verloren 1500 Mann an Toten und Verwundeten, 800 Gefangene, 9 Geschütze und 2 Fahnen, die Deutschen 74 Offiziere und 1300 Mann. Tags darauf wurde vom General v. Goeben die Stadt ohne Kampf besetzt und viel Proviant erbeutet; am 30. Nov. ergab sich nach kurzem Gefecht auch die Citadelle mit 400 Mann und 30 Geschützen.

Amigōni (Amiconi), Jacopo, ital. Maler, geb. 1675 zu Venedig, erlernte hier die Kunst, wirkte in Deutschland, England und Spanien, wo er als Hofmaler in Madrid 1752 starb. Gemälde von ihm (Fresken, Kirchenbilder und Bildnisse) finden sich in den Kirchen Venedigs, im Schloß von Schleißheim und in den Kirchen und Sammlungen Münchens.

Ämiliānus, 1) Gajus Julius, röm. Kaiser 253 n. Chr., von Geburt ein Mauretanien ward, im Kriegsdienst in die Höhe gekommen, von den Soldaten zum Kaiser ausgerufen, aber nach vier Monaten ermordet. Münzen zeigen sein Bildnis mit den Attributen des Herkules und des Mars ultor. -

2) Einer der sogen. 30 Tyrannen zur Zeit des Kaisers Gallienus, erhob sich um 263 n. Chr. in Ägypten, wurde aber zum Gefangenen gemacht und auf Gallienus' Befehl im Kerker erdrosselt.

Ämilius Paullus, 1) Lucius, röm. Feldherr, Konsul 219 und 216 v. Chr., triumphierte über die Illyrier, kämpfte dann mit dem Konsul Terentius Varro gegen Hannibal und fiel 216 in der wider seinen Willen begonnenen unglücklichen Schlacht bei Cannä. Sein Sohn -

2) L., mit dem Beinamen Macedonicus, ward 192 Ädil, 182 Konsul und besiegte die räuberischen Ligurer, über die er einen Triumph feierte. Im J. 168 schlug er, nachdem er mit altrömischer Strenge die Mannszucht im Heer hergestellt, den makedonischen König Perseus in der Schlacht bei Pydna (22. Juni) und brachte eine so reiche Beute (200 Mill. Sesterze) in den Staatsschatz, daß seitdem die regelmäßige Steuer der Bürger aufhörte. A. starb 160. Ein Sohn des A. wurde von dem Sohn des Scipio Africanus adoptiert und nachmals als Scipio Africanus der jüngere berühmt. Vgl. Gerlach, Perseus von Makedonien und Lucius Ä. P. (Bas. 1857).

Amīnbase, s. Basen.

A minōri ad majus, s. A majori ad minus.

Amīnsäure, s. Amide.

Amiranten, ostafrikan. Inselgruppe, 83 qkm (1,5 QM.) groß, besteht aus elf niedrigen, bewaldeten, von Korallen umgebenen Eilanden im SW. der Seschellen. Sie wurden 1814 von Großbritannien in Besitz genommen, bilden eine Dependenz der Insel Mauritius, sind von ca. 100 französisch sprechenden Mischlingen (Negern und Weißen) bewohnt, ernähren einige Büffel und Schafe und sind, da auch das umgebende Meer reich an Schildkröten und Fischen ist, als Erfrischungsstation wichtig.

Amis (Pfaffe A.), s. Stricker.

Amīsos, miles. Kolonie in Pontos, am Schwarzen Meer, später von Athenern besiedelt und unter Mithridates (Eupator) neben Sinope Residenz der Könige von Pontos. Von Lucullus 71 v. Chr. erobert, erlangte die Stadt durch Augustus nach der Schlacht bei Actium ihre Freiheit. Sie war Ausgangspunkt der bequemsten Straßen nach dem innere Hochland Kleinasiens. Ruinen bei Samsun.

Amission (lat.), Verlust; amissibel, verlierbar.

Amlabaum, s. Emblica.

Amlwch (spr. ammluk), Hafenstadt auf der Nordküste der Insel Anglesey (Wales), mit (1881) 2664 Einw. Hier findet die Verschiffung des aus dem nahen Parysberg gewonnenen Kupfers statt, die sich in der blühendsten Periode des Bergbaus (seit 1762) jährlich auf 60-70,000 Ton. belief, in letzter Zeit aber auf etwa 4000 T. Erz gesunken ist.

Ammân, Ruinenstadt in Syrien, an der von Damaskus nach Mekka führenden Pilgerstraße, im obern Wadi Zerka, das alte Rabbath-Ammon, später Philadelphia genannt. Unter den Ruinen sind besonders das prächtige Theater von 39 m Durchmesser mit 48 wohlerhaltenen Sitzreihen und einem Peristyl von korinthischen Säulen und das Odeon bemerkenswert. Eine Säulenstraße durchschnitt den Ort. Auf dem Gipfel des nördlich die Stadt überragenden Bergs die Trümmer der Akropolis mit einem zweiten Tempel. Die Zerstörung geschah hauptsächlich durch Erdbeben. Jetzt befindet sich in A. eine Tscherkessenkolonie.

Amman, 1) Jost (Jodocus), Maler, Zeichner, Kupferätzer und Formschneider, geb. 1539 zu Zürich, kam 1560 nach Nürnberg, ließ sich 1577 daselbst nieder und starb 1591. Ein Zeichner und Formschneider von erstaunlicher Fruchtbarkeit, gab er zahlreiche Stamm-, Wappen-, Trachten- und Bilderbücher heraus. Seine Gestalten haben eine elegante Schlankheit, die aber etwas manieriert ist. Vgl. Becker, Jobst A. (Leipz. 1854). Neu herausgegeben wurden sein "Stamm- und Wappenbuch" von Warnecke (Görl. 1877, 50 Blätter in Lichtdruck), das "Frauentrachtenbuch" von Hirth (Leipz. 1880) u. a.

2) Johann Konrad, Arzt, geb. 1669 zu Schaffhausen, studierte in Basel, lebte als Arzt und Taubstummensprachlehrer in Amsterdam und Haarlem und starb 1724 auf seinem Gut Warmond bei Leiden. Seine Schriften: "Surdus loquens" (Amsterd. 1692; deutsch, Prenzl. 1747 u. Berl. 1828) und "Dissertatio de loquela" (Amsterd. 1700) dienten spätern Taubstummenlehrern, namentlich dem Begründer der jetzt allgemein verbreiteten sogen. deutschen oder Artikulationsmethode, S. Heinicke (s. d.), als Ausgangspunkt ihrer Bestrebungen. Vgl. Walther, Geschichte des Taubstummenbildungswesens (Bielef. 1882).

Ammanāti, Bartolommeo, ital. Baumeister und Bildhauer, geb. 1511 zu Florenz, war Schüler Bandinellis in Florenz und Sansovinos in Venedig und einer der ersten, aber auch manieriertesten Nachahmer Michelangelos. Schauplätze seiner Thätigkeit waren Pisa, Padua, Rom und Florenz; seine Hauptwerke sind das Grabmal des Kardinals Monti in Rom, die prächtige Dreifaltigkeitsbrücke in Florenz, der Neptunsbrunnen auf der Piazza del Granduca, der Palast Ruspoli, die Fassade des Römischen Kollegiums in Rom, der von Brunellesco angefangene Palast Pitti, den er beendigte, und der Palast Giugni in Florenz. Welcher schwülstigen Allegorik A. in seinen plastischen Werken huldigte, davon legt besonders sein Denkmal des Gelehrten Benavides zu Padua (1546) Zeugnis ab. Er starb 1592.

Ammann, s. v. w. Amtmann, eine in der Schweiz gebräuchliche Bezeichnung für Vollziehungsbeamte verschiedener Art, in mehreren Kantonen (Uri, Unterwalden, Schwyz, Glarus, Zug, Solothurn, Appenzell, St. Gallen, Aargau) das Haupt der vollziehen-^[folgende Seite]