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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ampelideen; Ampelis; Ampelius; Ampelographie; Ampelopsis; Ampĕlos; Ampelpflanzen; Ampelurgie; Ampère

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Ampelideen - Ampère.

welches in Form einer Schale zur Aufnahme der Lampe schon den Assyrern und Ägyptern, Griechen, Etruskern und Römern bekannt und auch während des ganzen Mittelalters in Kirchen (ewige Lampe, s. Ampulla) und Wohnhäusern im Gebrauch war. Neuerdings ist die A. in reichsten Formen aus Silber, Bronze, Porzellan, Thon, Glas, Schmiedeeisen etc. allgemein üblich geworden.

Ampelideen (Vitaceen, Weinrebengewächse), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Frangulinen, klimmende Holzpflanzen mit wechselständigen, einfachen oder hand- und fingerförmig zusammengesetzten Blättern. Viele besitzen Ranken, welche nach Braun die zur Seite gedrängten Endigungen der darunter befindlichen Internodien, nach andern aus ihrer Achsel gerückte Seitenzweige darstellen. Die meist kleinen, grünlichen, in Rispen stehenden Blüten haben einen kleinen, vier- bis fünfzähnigen Kelch und 4-5 in der Knospenlage klappige Blumenblätter, welche bisweilen an der Spitze mützenartig zusammenhängen. Die Staubgefäße sind den Blumenblättern an Zahl gleich und meist gegenüberstehend; an ihrem Grund ist der Blütenboden drüsig verdickt. Der oberständige Fruchtknoten ist meist zweifächerig, mit zwei Samenknospen in jedem Fach. Die Frucht ist eine zweifächerige Beere und enthält in jedem Fach einen oder zwei Samen mit harter Schale. - Die wenigen Gattungen, deren wichtigste Cissus, Ampelopsis und Vitis, wohin die Weinrebe gehört, sind, umfassen mehrere Hundert Arten, deren meiste in den Tropen, wenige in der gemäßigten Zone, zumal Nordamerikas, einheimisch sind. Der wilde Weinstock scheint in Europa einheimisch zu sein, da sich versteinerte Samen desselben in quartären Tuffen Südfrankreichs finden. Vorweltliche Cissus- und Vitis-Arten sind im Tertiär verbreitet. Mit Ausnahme des Weinstocks gewähren die A. wenig Nutzen.

Ampelis, Seidenschwanz; Ampelidae (Seidenschwänze), Familie der Sperlingsvögel (s. d.).

Ampelius, Lucius, lat. Schriftsteller der Kaiserzeit, wahrscheinlich im 2. Jahrh. n. Chr., Verfasser einer seit Salmasius meist den Ausgaben des Florus beigefügten kleinen Schrift: "Liber memorialis", die in 50 kurzen Abschnitten einen gedrängten Überblick des Bemerkenswertesten aus der Geschichte, Geographie, Astronomie etc. liefert und größtenteils aus ältern Schriftstellern zusammengetragen ist. Er ist in neuester Zeit öfters genannt worden, weil er der einzige alte Autor ist, welcher der kürzlich ans Licht gebrachten merkwürdigen pergamenischen Skulpturen gedenkt. Ausgaben besorgten Beck (Leipz. 1826) und Wölfflin (das. 1854).

Ampelographie (griech., v. ampelos, Weinstock), Lehre von den Rebsorten; s. Weinstock.

Ampelopsis Michx. (Zaunrebe), Gattung aus der Familie der Ampelideen, kletternde Sträucher mit fingerförmigen Blättern und nur durch diese von der Gattung Vitis (Weinstock) zu trennen. A. hederacea Michx. (Hedera quinquefolia L., wilder Wein, Jungfernrebe, kanadische Rebe), aus Nordamerika, besitzt an den kletternden Stengeln und Ästen Saugwurzeln, mit denen sich der Strauch an Mauern und andern Gegenständen dicht anheftet. Die großen, handförmig-fünflappigen Blätter enthalten Brenzkatechin und strotzen von Kristallnadeln des oxalsauren Kalks, welche beim Kauen Jucken, Stechen und Brennen verursachen; sie werden im Herbst blutrot. Die grünlichweißen Blüten stehen in doldentraubigen Rispen den Blättern gegenüber und gipfelständig, die Beeren sind dunkelblau. Man benutzt den wilden Wein allgemein zur Bekleidung von Wänden, da er auch die härtesten Winter gut verträgt und ungemein schnell wächst.

Ampĕlos (griech.), Weinstock; als Personifikation desselben Liebling des Dionysos.

Ampelpflanzen, Ziergewächse, die sich ihrer herabhängenden Zweige wegen zur Kultur in Ampeln eignen. Für im Freien hängende Ampeln kann man Linaria cymbalaria, Tropaeolum, Petunien, Mesembryanthemum, Fuchsien, Galeobdolon luteum, Thunbergia alata u. a. benutzen. In geschlossenen Räumen empfehlen sich Saxifraga sarmentosa, Fragaria indica, Tradescantia guyanensis, Pelargonium peltatum, Achimenes cupreata, Cereus flabelliformis, Cordyline vivipara, Disandra prostrata, buntblätteriger Epheu, Myrsiphyllum asparagoides etc. Die Kultur in den Ampeln macht einige Schwierigkeiten, die sich aber bei Aufmerksamkeit recht gut überwinden lassen. Regelmäßiges Gießen, Sorge für Abfluß des Wassers und für zweckmäßige, der Pflanze entsprechende Lichtverhältnisse sind die Grundbedingungen für das Gedeihen der Pflanzen. Sehr empfehlenswert ist es, die Ampel so aufzuhängen, daß sie zum Gießen etc. ohne Mühe herabgelassen werden kann.

Ampelurgie (griech.), Weinbaukunde, Weinbergbearbeitung.

Ampère (spr. angpähr), 1) André Marie, Physiker und Mathematiker, geb. 22. Jan. 1775 zu Lyon, wurde durch Rousseau aus der Apathie, in welche er nach der Guillotinierung seines Vaters 1793 verfallen war, gerissen, widmete sich, angeregt durch Lavoisiers Schriften, der Chemie und Physik, ward 1801 als Professor der Physik und Chemie nach Bourg berufen, ging von dort nach Lyon und 1805 als Repetent an die polytechnische Schule zu Paris. Im J. 1809 ward er zum Professor der Analysis und Mechanik ernannt, 1824 als Professor der Physik an das Collège de France versetzt und starb 10. Juni 1836 in Marseille. Seine physikalischen Untersuchungen hatten hauptsächlich den Magnetismus und die Elektrizität zum Gegenstand. Er untersuchte die Wechselwirkung zwischen zwei Strömen und wurde so der Entdecker der elektrodynamischen Erscheinungen. Diese Untersuchung und die Entwickelung des Fundamentalgesetzes derselben, welche in "La théorie des phénomènes électrodynamiques" (Par. 1830) dargelegt sind, bieten ein Muster experimenteller und theoretischer Untersuchung. Eine Frucht dieser Arbeit war Ampères "Theorie des Magnetismus", welche die Verbindung zwischen Magnetismus und Elektrizität herstellte, indem sie die magnetischen Kräfte auf elektrische zurückführte ("Recueil d'observations électrodynamiques", Par. 1822). Er arbeitete auch über die Doppelbrechung des Lichts in den Kristallen und zählt zu denen, welche schon in den ersten Jahrzehnten unsers Jahrhunderts die Wärmeerscheinungen auf Bewegung der Moleküle der Körper zurückzuführen versuchten. Er schrieb noch: "Essai sur la philosophie des sciences" (1834-43, 2 Bde.; 2. Aufl. 1857). Vgl. "Journal et correspondance de A. M. A. 1793-1805" (7. Aufl., Par. 1877); "André Marie A. et Jean Jacques A.; correspondance et souvenirs 1805-64" (das. 1875, 2 Bde.); Barthélemy Saint-Hilaire, Philosophie des deux Ampères (das. 1866)

2) Jean Jacques, franz. Litterarhistoriker, Sohn des vorigen, geb. 12. Aug. 1800 zu Lyon, faßte lebhafte Neigung zum Studium der fremden Litteraturen. In den Salons der Mad. Récamier kam er mit dem jungen Frankreich in Berührung und ward