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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Analyse, chemische

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Analyse, chemische.

trockne Vorprüfung vorhergegangen ist. Man bringt die Substanz durch Behandeln mit Wasser oder mit Säure in Lösung oder schließt sie, wenn man auf diese Weise keine vollkommene Lösung erreicht, zunächst durch Schmelzen mit kohlensaurem Kalinatron auf. Bei der Auflösung sind alle Erscheinungen, wie Entwickelung von Gasen etc., sorgfältig zu beachten. In die angesäuerte wässerige Lösung leitet man Schwefelwasserstoff, durch welchen Arsen, Zinn, Cadmium, Antimon, Gold, Platin, Quecksilber, Blei, Wismut, Silber, Kupfer als Schwefelmetalle gefällt werden; aus diesem ausgewaschenen Niederschlag löst Schwefelammonium Arsen, Antimon, Zinn, Gold, Platin, welche nach der Filtration aus ihrer Lösung durch Salzsäure wieder gefällt werden. Dieser Niederschlag kann also nur die genannten fünf Metalle als Schwefelverbindungen enthalten, und es gelingt leicht, sie nebeneinander zu erkennen. Kohlensaures Ammoniak löst von ihnen nur das Arsen; der Rückstand, mit Salpetersäure oxydiert, gibt an Weinsäure nur Antimon ab, während Zinn zurückbleibt. Auf Gold und Platin, die selten vorkommen, untersucht man nur, wenn die Lösung der Originalsubstanz gelb oder braun ist. Die in Schwefelammonium unlöslichen Metalle werden mit Salpetersäure erwärmt, welche nur Quecksilber ungelöst läßt; aus der salpetersauren Lösung fällt Schwefelsäure Blei, Salzsäure Silber; ist dies abfiltriert, so färbt überschüssiges Ammoniak die Flüssigkeit bei Gegenwart von Kupfer blau, und ein außerdem sich bildender Niederschlag deutet auf Wismut, nach dessen Entfernung fällt Kali Cadmiumoxyd, womit die Reihe dieser Metalle erschöpft ist. Die vom ersten Schwefelwasserstoffniederschlag abfiltrierte Flüssigkeit wird mit Ammoniak übersättigt und mit Schwefelammonium behandelt. Dadurch fallen Eisen, Nickel, Kobalt, Mangan, Chrom, Zink und Thonerde. Bei gelindem Erwärmen des ausgewaschenen Niederschlags mit Salzsäure bleiben nur Nickel und Kobalt ungelöst, aus der Lösung, die mit Salpetersäure vollständig oxydiert werden muß, fällt Ammoniak Eisen, Thonerde, Chrom. Von diesen dreien löst kochende Kalilauge die Thonerde; Chrom ist nur zugegen, wenn die Lösung intensiv grün oder violett gefärbt war; schmelzt man mit Salpeter, so wird es in Chromsäure verwandelt und gibt mit Wasser eine gelbe Lösung, während Eisen ungelöst zurückbleibt. Aus der vom Eisen-, Thonerde-, Chromniederschlag abfiltrierten Flüssigkeit wird beim Kochen mit Kali Mangan gefällt und, nachdem dies abfiltriert ist, durch Schwefelwasserstoff Zink. Die vom Schwefelammoniumniederschlag abfiltrierte Flüssigkeit wird mit Salzsäure angesäuert, anhaltend erwärmt, um Schwefelwasserstoff auszutreiben, vom ausgeschiedenen Schwefel abfiltriert, mit Ammoniak neutralisiert und mit kohlensaurem Ammoniak versetzt. Dabei fällt Kalk Baryt, Strontian, die leicht voneinander zu unterscheiden sind; aus einem Teil des Filtrats wird durch phosphorsaures Natron Magnesia gefällt, der andre Teil des Filtrats wird verdampft, geglüht und, wenn Magnesia vorhanden war, mit Salmiak gemengt und nochmals geglüht, dann wird die Masse mit Wasser ausgezogen und in einem Teil des Filtrats Kali durch Platinchlorid gefällt; ein andrer Teil wird verdampft und eine Probe davon an einem sehr reinen Platindraht in die Flamme des Lötrohrs gebracht, wobei gelbe Färbung Natron anzeigt. Ammoniak erkennt man durch den Geruch beim Erwärmen der Originalsubstanz mit Kalilauge. In ähnlicher Weise werden die Säuren nachgewiesen, von welchen mehrere schon bei der Voruntersuchung erkannt, andre durch die Gegenwart gewisser Metalle ausgeschlossen werden. Fand man z. B. in der wässerigen Lösung Baryt oder Blei, so kann keine Schwefelsäure, bei Gegenwart von Silber keine Salzsäure vorhanden sein etc.

Organische Substanzen, welche aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff bestehen, oft auch Schwefel, Phosphor, Chlor, Brom, Jod enthalten, hinterlassen beim Verbrennen nichtflüchtige Bestandteile als Asche, die in der gewöhnlichen Weise untersucht wird. Kohlenstoff ist meist an der Schwärzung der erhitzten Substanz erkennbar. Sicherer wird er nachgewiesen, wenn man die Substanz mit Kupferoxyd erhitzt, wobei der Kohlenstoff zu Kohlensäure oxydiert wird, die man in klares Barytwasser leitet, in welchem sie einen Niederschlag von kohlensaurem Baryt erzeugt. Zur Nachweisung von Stickstoff erhitzt man die Substanz mit Natronkalk und beobachtet, ob sich Ammoniak entwickelt etc.

[Quantitative Analyse.] Die quantitative A. setzt genaue Kenntnis der qualitativen Zusammensetzung des zu untersuchenden Körpers voraus; denn erst, wenn man alle etwa in einer Lösung vorhandenen Körper kennt, kann man daran gehen, die einzelnen in Form bestimmter, nicht leicht zersetzbarer, am besten unlöslicher Verbindungen abzuscheiden, um diese zu wägen und aus ihrer Zusammensetzung den Gehalt von dem zu bestimmenden Stoff zu ermitteln. Auch hierbei ist ein systematisches Verfahren notwendig, und noch viel mehr als die qualitative verlangt die quantitative A. umfassende chemische Kenntnisse, Umsicht und Übung. Das Verfahren richtet sich ganz nach dem vorliegenden Fall und muß oft durch das Vorhandensein eines bestimmten Körpers wesentlich modifiziert werden. Bei guter Ausführung gibt diese Methode der quantitativen A. (quantitative Gewichtsanalyse) das zuverlässigste Resultat und gewährt den Vorteil, daß die bestimmte Substanz greifbar erhalten wird und bei auftauchenden Zweifeln noch weiter auf ihre Reinheit geprüft werden kann. Dagegen kostet das Verfahren auch sehr viel Zeit und ist deshalb für viele Fälle durch die Maßanalyse verdrängt worden. Eine Bereicherung hat die quantitative A. durch Bestimmung der Metalle auf elektrolytischem Weg erfahren. Man bringt die Metalllösung in eine Platinschale, welche als negative Elektrode dient, und taucht als positive eine an einem starken Platindraht befestigte Platinplatte in die Lösung. Zur Erregung des Stroms benutzt man Elemente von Bunsen, Meidinger, Leclanché, eine thermoelektrische Säule oder eine Dynamomaschine. Das gefällte Metall wird ausgewaschen, mit Alkohol, dann mit Äther gespült und getrocknet. Diese Methode kann auch zur Trennung mehrerer in einer Lösung enthaltener Metalle benutzt werden, Die quantitative Untersuchung organischer Substanzen geschieht durch Elementaranalyse. Auch hier muß eine qualitative A. vorausgehen, um vor allem die Gegenwart von Schwefel, Phosphor, Chlor, Brom, Jod nachzuweisen, da dieselbe das Verfahren wesentlich modifiziert. Quantitativ bestimmt man diese Elemente nach geeigneter Zerstörung der organischen Substanz in dem Rückstand auf gewöhnliche Weise. Bei der Elementaranalyse handelt es sich hauptsächlich um Bestimmung von Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Die beiden erstern werden immer durch Oxydation bei hoher Temperatur in Kohlensäure und Wasser übergeführt, Stickstoff wird bei dieser Oxydation als solcher ausgetrieben und gemessen, oder er wird in einem besondern Verfahren durch Glühen