Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Anamosa; Ananas; Ananasäther; Ananasinen; Ananaskirsche; Anănassa; Ananīas

533

Anamosa - Ananias.

geklebt, bewirken, daß man von der rechten oder linken Seite jedesmal ein andres Bild zu sehen glaubt. Katoptrische Anamorphosen müssen in cylindrischen, konischen oder pyramidenförmigen Spiegeln betrachtet werden, um das wahre Bild zu zeigen, während sie, mit bloßem Auge gesehen, als verzerrte Gestalten erscheinen. Leupold erfand für die Herstellung solcher Bilder eine Maschine. Dioptrische Anamorphosen zeigen, durch ein Polyeder (vieleckig geschliffenes Glas) besehen, regelmäßige Bilder oder ganz andre, als ohne ein solches Glas zu sehen sind.

In der Botanik ist A. oder rückschreitende Metamorphose (Hemmungsbildung) diejenige Mißbildung der Pflanzen, bei welcher Blattgebilde der Blüte in die nächst niedrige Entwickelungsstufe zurückgegangen sind; so der Blumenblattkreis in einen Kelch, oder die Fruchtblätter in Staubgefäße, oder (die häufigste A.) Staubgefäße in Blumenblätter, wodurch die sogen. gefüllten Blüten entstehen. Die Rückbildung kann noch weiter gehen, indem Blütenteile auf die Ausbildungsstufe grüner Laubblätter zurücksinken, was man Verlaubung (Phyllodie) nennt. Diese letztere Erscheinung gewinnt für die botanische Morphologie eine besondere Bedeutung deshalb, weil sie nicht nur beweist, daß selbst die eigentümlichst gestalteten Teile der Blüte, wie die Staubgefäße und die Griffel, wirkliche Blattgebilde sind, sondern auch nachweist, welchen Teilen des normalen Blattes diese Blütenorgane entsprechen (s. Metamorphose). Nehmen alle Blätter einer Blüte an der Rückbildung teil, so wird aus der Blüte eine Laubknospe (Vergrünung, Antholyse, chloranthia). Die umgekehrte Erscheinung ist die vorschreitende Metamorphose, bei welcher Blattorgane die Ausbildung einer höhern Stufe annehmen, wie die Umwandlung des Kelchs in die Blume, der Blumenblätter in Staubgefäße, der Staubgefäße in Fruchtblätter oder endlich ganzer Laubknospen in Blütenknospen.

Anamosa, Stadt im amerikan. Staat Iowa, Grafschaft Jones, 135 km nördlich von Burlington, mit dem Zuchthaus des Staats und (1880) 2084 Einw.

Ananas, s. Ananassa.

Ananasäther, Fruchtäther vom Geruch der Ananas, besteht aus 1 Teil Chloroform, 1 Teil Aldehyd, 5 Teilen Buttersäure-Äthyläther, 10 Teilen Buttersäure-Amyläther und 3 Teilen Glycerin. Ananasessenz ist eine Lösung des Äthers in Alkohol. A. wird in der Konditorei benutzt.

Ananasinen (Ananasgewächse), monokotyle Pflanzenordnung im Braunschen System, von der nahe verwandten Ordnung der Liliifloren hauptsächlich dadurch unterschieden, daß die drei äußern Perigonblätter kelchartig grün, nur die drei innern blumenkronartig gefärbt sind. Sie umfaßt nur die Familie der Bromeliaceen. Im System Eichlers gehört die letztere Familie zu den Liliifloren.

Ananaskirsche, s. Physalis.

Anănassa L. (Ananas), Gattung aus der Familie der Bromeliaceen, Gewächse mit starren, an den Rändern dornig gezahnten Blättern und mit einer Scheinfrucht, welche durch Verwachsung der Fruchtknoten mit der Achse des Blütenstands und den Deckblättern entsteht, mit einem Pinienzapfen Ähnlichkeit besitzt und mit einem Blätterschopf gekrönt ist. A. sativa Lindl. (s. Tafel "Nahrungspflanzen III") wächst im tropischen Amerika wild, ist aber gegenwärtig über alle Tropengegenden verbreitet und wird in Europa in niedrigen, warmen Treibhäusern namentlich in England, bei uns in Planitz bei Zwickau, Görlitz, in Schlesien, Böhmen, Erfurt, Leipzig, Berlin, Bamberg und Nürnberg gezogen. Die Pflanze ist durch die Kultur sehr verändert worden, die Frucht hat an Geschmack und Aroma gewonnen, ist samenlos und erreicht ein Gewicht von 3-4 kg. Man kennt 50-60 Varietäten, doch werden davon nur etwa 10 zur Treiberei benutzt. In Deutschland gilt A. sat. nervosa maxima für die beste. In Westindien bepflanzt man ein Stück Land von 25 Ar mit 1600-2000 Dutzend Setzlingen und gewinnt nach zwei Jahren bei der ersten Ernte etwa 1500, bei der zweiten und dritten 1000 Dutzend Früchte von 1,5-1,75 kg. In Europa kultiviert man die Ananas seit 1830 in Gewächshäusern mit gut heizbaren Beeten und mit Vorrichtungen zur Erzeugung hinreichender Feuchtigkeit der Luft. Zur Vermehrung benutzt man die am Wurzelstock im Spätsommer hervorkommenden Nebentriebe (Kindel), welche von der Mutterpflanze getrennt, in Lohe überwintert und im Frühjahr in Kasten mit lockerer Erde gepflanzt werden. Im Herbst heißen sie Folgerpflanzen; sie werden entwurzelt, in Töpfe gepflanzt, im Gewächshaus überwintert und im Frühjahr abermals in die Kasten gebracht. Im Herbst entwurzelt man sie und bringt sie nun als Fruchtpflanzen auf das geheizte Beet, auf welchem sich bis zum Hochsommer die Früchte entwickeln. Vielfach erzieht man auch schon im zweiten Jahr sehr starke Fruchtpflanzen. Kräftige Düngung, sorgfältige Regelung der Temperatur und Feuchtigkeit sind Hauptbedingungen der Kultur. Bei trockner Luft stellt sich die Ananasschildlaus (Coccus Bromeliae Bé.) ein, welche kaum wieder zu vertreiben ist. Gegenwärtig kommen von außereuropäischen Früchten nach Deutschland und zwar ausschließlich nach Hamburg nur noch bräunliche brasilische, welche aber an Aroma hinter den bei uns gezogenen goldgelben zurückstehen. Die Ananas besitzt einen süß-säuerlichen Geschmack und ein ungemein feines Aroma, welches durch die Kultur wesentlich gewonnen hat. Man genießt sie frisch in Scheiben geschnitten, benutzt sie aber meist zur Bereitung von Ananasbowle und zu Konfitüren. In den Tropen läßt man den Saft gären und gewinnnt ^[richtig: gewinnt] daraus Wein und Branntwein. In Westindien gilt sie für nicht akklimatisierte Fremde als gefährlich. Auch bei uns wirkt häufiger Genuß auf Zahnfleisch, Magen und Harnorgane nachteilig. Die Blätter liefern feine, weiße, seidenartige Fasern (Ananasseide, Ananashanf), die zu Gespinsten, Netzen etc. verarbeitet werden. Die erste Ananas kam 1514 nach Spanien an den Hof Ferdinands des Katholischen; die erste Beschreibung und Abbildung der Pflanze gab Hernandez de Oviedo in seiner "Naturgeschichte Indiens" 1535. Le Cour, ein holländischer Kaufmann, versuchte zuerst 1650 in seinem Garten zu Driehock bei Leiden die Kultur der Ananas und erzielte gute Früchte; der Earl of Portland brachte die Pflanze 1690 nach England, und Sir Mathew Decker gelang 1712 bei Richmond die erfolgreiche Kultur derselben. In Breslau gewann Kaltschmidt 1703 die erste Frucht. Die Pflanze heißt bei den Tupi in Brasilien Anana, Anassa oder Nanas.

Ananīas, Sohn des Nebedäus, Hoherpriester von 50 bis 60 n. Chr., wurde von dem Statthalter Syriens, Quadratus, gebunden nach Rom gesendet, erhielt aber nach glücklicher Beendigung seines Prozesses vom Kaiser Claudius die Erlaubnis, in sein Vaterland zurückzukehren, und verwaltete hier wieder das Hohepriesteramt. Er ließ den vor den Hohen Rat zur Verantwortung gezogenen Apostel Paulus mißhandeln und trat später gegen ihn als Ankläger vor dem Statthalter Felix auf. Beim Ausbruch des Jüdischen Kriegs ward er erschlagen.