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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Androsporen; Androuet; Andrussow; Andrz.; Andscher; Andschuan; Andujar; Anduze; Andwaranaut; Aneantieren; Äneas

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Androsporen - Äneas.

und Weinreben bedeckte Thäler eingeschnitten sind, und erzeugt besonders Seide, Wein, Oliven, Limonen etc.; auch die Vieh-, namentlich die Schafzucht und die Vogeljagd sind nicht unwichtig. Von den Einwohnern suchen viele in den größern Städten der Levante als Handwerker oder Dienstboten bei Europäern ihren Erwerb. Die Insel, zuerst von karischen Seeräubern besetzt, wurde infolge der dorischen Wanderung durch Ionier bevölkert und sandte schon um 650 v. Chr. mehrere Kolonien nach der Chalkidike aus. Nach den Perserkriegen, in welchen sie auf seiten der Perser gestanden hatte, gehorchte sie den Athenern. Später geriet sie in makedonische, dann in pergamenische, endlich 133 v. Chr. in römische Gewalt. Nach Begründung des lateinischen Kaisertums erhielt sie 1207 in dem venezianischen Edelmann Marino Dandolo einen eignen Fürsten, dessen Nachfolger aus andern venezianischen Familien sich gegen die Türken behaupteten und erst 1566 denselben die Insel überlassen mußten. Der Hauptort A. liegt auf der Ostküste, hat einen kleinen Hafen und 1800 Einw. Vgl. Hopf, Geschichte der Insel A. und ihrer Beherrscher von 1207 bis 1566 (Wien 1855, Urkunden etc. 1856). -

2) Eine der brit. Bahamainseln in Westindien, niedrig und sumpfig, mit Mangrovegebüsch und Wäldern von Zedern, Mahagoni und Atlasholz, 5286 qkm (96 QM.) groß mit (1881) 1400 Bewohnern, welche Schwammfischerei und Fischfang treiben.

Androsporen (griech.), eine besondere Art Schwärmsporen bei der Familie der Ödogoniaceen unter den Algen (s. d.).

Androuet (spr. angdruä), Jacques, gen. Du Cerceau, franz. Architekt und Kupferstecher, geboren um 1515, gestorben nach 1584, baute das Chor der Kirche von Montargis, erwarb sich aber ein größeres Verdienst durch seine zahlreichen architektonischen und kunstgewerblichen Entwürfe und Publikationen mit eignen Stichen, von denen diejenige über die französischen Schlösser die bedeutendste ist, und durch seine Stiche nach italienischen Meistern. - Sein Sohn oder Neffe Baptiste A. (ca. 1555 bis ca. 1602) setzte nach dem Tod Lescots den Louvrebau fort. Vgl. Lübke, Geschichte der französischen Renaissance (Stuttg. 1868).

Andrussow, Dorf im russ. Gouvernement Smolensk, in dem nach jahrelangem Kampf um den Besitz Kleinrußlands zwischen Rußland und Polen 1667 ein Waffenstillstand geschlossen wurde, welcher, 1669 und 1674 bestätigt, den Russen den Besitz des größten Teils von Kleinrußland gewährleistete.

Andrz., bei botan. Namen Abkürzung für Andrzejowski, geb. 1784 in Wolhynien, gest. 1868 zu Stawicze im Gouvernement Kiew als Professor der Botanik. Kruciferen.

Andscher (Anjer), niederländ. Hafen mit Fort auf der Insel Java, Residentschaft Bantam, an der Sundastraße, mit etwa 3000 Einw. A. ist als Station der durch die Sundastraße und nach den östlichen Gewässern Asiens fahrenden Schiffe, die hier Wasser und Lebensmittel einnehmen, von Bedeutung. Ein Telegraphenkabel führt von hier nach Sumatra hinüber. A. wurde bei dem im August 1883 erfolgten Ausbruch des Krakatoa durch eine 3½ km ins Land dringende Meereswelle fast gänzlich zerstört.

Andschuan, Insel, s. Comoroinseln.

Andujar (spr. -char), gewerbreiche Bezirksstadt in der span. Provinz Jaen, liegt in fruchtbarer Gegend am Guadalquivir, über den eine schöne Brücke von 17 Bogen führt, und an der Eisenbahn von Madrid nach Cordova, hat eine große Messe (im April) und (1878) 11,974 Einw. Der Hauptindustriezweig besteht in der Fabrikation poröser thönerner Wasserkrüge (Alcarrazas), die man im Sommer zur Abkühlung des Wassers braucht, und mit denen A. ganz Spanien versorgt. In der Nähe 20. Juli 1808 Niederlage der Franzosen unter Dupont und Vedel durch die Spanier unter Castaños.

Anduze (spr. angdühs'), Stadt im franz. Departement Gard, Arrondissement Alais, am Gardon, mit Fabrikation von Leim, Hüten, Seidenwirkwaren, Papier, Korb- und Töpferwaren, Maulbeerbaumzucht und (1876) 4250 Einw.

Andwaranaut, nach der Edda ein verhängnisvoller Goldring, an dem ein Fluch haftete, den sein früherer Besitzer, der Zwerg Andwari, über ihn ausgesprochen. Er gehörte zur Buße Otrs (s. d.) und zum Schatz Fafnirs (s. d.) sowie zum Nibelungenhort; an ihn knüpfte sich die Unerschöpflichkeit des Schatzes. Sigurd gibt ihn der Brunhild als Morgengabe. Simrock stellt ihn zusammen mit Odins Ring Draupnir und des Waldgeistes Mimring schatzmehrendem Armring; Schwartz knüpft den Ursprung der betreffenden Vorstellung an den Regenbogen (Himmelsring), von dem deutscher Aberglaube noch jetzt berichtet, daß, wo er aufstehe, eine goldene Schüssel sei oder ein Schatz verborgen liege.

Aneantieren (franz., spr. aneangt-), vernichten; Aneantissement (spr. -tiß'mang), Vernichtung.

Äneas, 1) berühmter Troerheld, des Anchises und der Aphrodite Sohn, der seinem Verwandten Priamos seine Dardaner zuführte, ob seiner Frömmigkeit, Weisheit und Tapferkeit hochgeehrt. Er wird von Diomedes mit schwerem Feldstein an der Hüfte getroffen; vergebens schirmt ihn Aphrodite, auch sie wird verwundet; aber Apollon trägt ihn in seinen Tempel auf Pergamon und pflegt ihn. Dem Kampf mit Achilleus entreißt ihn Poseidon, denn der fromme Held und sein Geschlecht soll nach dem Untergang des den Göttern verhaßten Priamos und dessen Hauses über Troja herrschen. So weit Homer. Erst spätere Schriftsteller haben die Sage von ihm in verschiedener Weise weiter ausgebildet und sie mit der Gründung von Rom verknüpft. Namentlich ist dies von Vergil in der Äneide geschehen. Hiernach übergibt Ä., als er Troja verloren sieht, die Hausgötter seinem Vater Anchises und verläßt, diesen auf dem Rücken tragend, sein Söhnlein Ascanius führend, die brennende Stadt; sein Weib Krëusa verliert er. Im Gebirge sammelt er die Flüchtlinge, bemannt mit ihnen 20 Schiffe und segelt von Antandros ab, zuerst nach Thrakien, wo er Änos und Änea gründet, dann nach Delos und Kreta. Dort will er sich niederlassen, aber die Pest vertreibt ihn. Bei Aktion feiert er dem Apollo Spiele, in Epirus begegnet er dem Priamiden Helenos, der ihm seine fernern Schicksale weissagt. Dessen Warnungen folgend, meidet er glücklich die Scylla und Charybdis und landet in Sizilien am Vorgebirge Drepanum, wo sein Vater stirbt. Von Äolus auf Befehl der feindlichen Juno durch Sturm nach Karthago verschlagen, wird er von Dido freundlich aufgenommen und gewinnt deren Liebe. Aber Jupiter gebietet ihm, heimlich zu entfliehen; die Getäuschte gibt sich den Tod. Er gelangt darauf nach Sizilien zu Akestes, der gleichfalls aus Troja stammt, und feiert dort den Manen seines Vaters zu Ehren Spiele. Nun läßt Ä. die Frauen und die Greise in dem von ihm erbauten Akesta zurück und wendet sich nach Italien. Bei Cumä führt ihn die Sibylle in die Unterwelt; nachdem er in Cajeta seine Amme beerdigt, landet er im Gebiet von Laurentum. Der König Latinus bietet ihm seine Tochter Lavinia zur Gemahlin, aber deren Mutter