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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Annaberg

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Anna - Annaberg.

wig XIV., 5. Sept. 1651 für mündig erklärt, ihr noch eine Zeitlang die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten überließ, rief sie den Minister zurück, worüber es zum Volksaufstand und 2. Juli 1652 in der Pariser Vorstadt St.-Antoine zu einem blutigen Kampf kam, der Mazarins abermalige Entlassung zur Folge hatte. Noch einmal kehrte der Unentbehrliche 1653 zurück und blieb nun bis an seinen Tod (1661) an der Spitze der Geschäfte. Nach demselben legte A. die Regentschaft nieder, um sich in dem von ihr gestifteten Kloster Val de Grâce frommen Übungen zu widmen. Sie starb 20. Jan. 1666. Vgl. Freere, Regency of Anne of Austria (Lond. 1866, 2 Bde.).

[Oströmisches Reich.]

6) A. Komnena, Tochter des oström. Kaisers Alexios I., geb. 1. Dez. 1083, erhielt eine gelehrte Bildung und spielte in den Hofintrigen eine bedeutende Rolle. An Nikephoros Bryennios vermählt, suchte sie denselben vergeblich anzureizen, mit ihrem Bruder Johannes Komnenos (1118-43) um den Thron zu ringen, und zettelte zu diesem Zweck selbst eine Verschwörung an, die aber an der Indolenz ihres Gemahls scheiterte. Nach dessen Tod 1137 widmete sie sich in einem Kloster wissenschaftlicher Beschäftigung und starb 1148. Die von ihr unter dem Titel: "Annae Comnenae Alexiadis libri XIX" (Bd. 1, hrsg. von Schopen, Bonn 1839; Bd. 2 von Reifferscheid, 1878) verfaßte Geschichte ihres Vaters gehört zu den besten historischen Werken der Byzantiner, wenn sie auch von Lobrednerei nicht frei ist und die Selbstgefälligkeit der Verfasserin allzusehr hervortreten läßt. Eine Übersetzung davon findet sich in den von Schiller herausgegebenen "Historischen Memoiren". Vgl. Oster, A. Komnena (Rastatt u. Tübing. 1868-71, 3 Bde.).

[Rußland.]

7) A. Iwanowna, Kaiserin von Rußland, zweite Tochter des Zaren Iwan Alexejewitsch, des ältern Halbbruders Peters d. Gr., geb. 25. Jan. 1693 zu Moskau, ward, beim Tod ihres Vaters zwei Jahre alt, unter Leitung ihrer Mutter bis zu ihrem 16. Jahr erzogen und 13. Okt. 1710 mit dem Herzog von Kurland, Friedrich Wilhelm, vermählt. Aber schon auf der Rückreise nach Kurland starb der Herzog (1711), und die junge Witwe verlebte nun eine Reihe von Jahren in Mitau. Als mit dem Tod Peters II. (19. Jan. 1730) die männliche Linie des Hauses Romanow erlosch, ward sie auf Betrieb einiger Großen, insbesondere der mächtigen Fürsten Dolgorukij und Gallizyn, vom Geheimen Konseil für die Thronerbin erklärt, obgleich Peters I. Tochter Elisabeth ebenfalls Ansprüche an den Thron hatte. Sie mußte aber urkundlich versprechen, auf die absolute Zarengewalt verzichten und nichts ohne Mitwirken des aus den vornehmsten Mitgliedern des russischen Adels bestehenden Reichsrats unternehmen zu wollen. Trotzdem kündigte sie sich nach ihrer Thronbesteigung als Selbstherrscherin an; ein Staatsstreich machte dem Versuch der Oligarchen, Rußland in eine Adelsrepublik nach dem Muster der polnischen oder schwedischen zu verwandeln, ein schnelles Ende; unter ihrem Namen herrschte Biron, mit welchem die Kaiserin ein näheres Verhältnis unterhielt, mit blutiger Gewalt. Die Führer der widerspenstigen Aristokratie bestiegen das Schafott, und Tausende wurden nach Sibirien verbannt. A. starb 28. Okt. 1740, nachdem sie den Enkel ihrer ältesten Schwester Katharina, Iwan, zu ihrem Nachfolger und Biron zum Regenten während dessen Minderjährigkeit ernannt hatte. Die Geschichte ihrer Thronbesteigung beschrieb (russisch) in einer gründlichen Monographie Korssakow (Kasan 1880).

8) A. Leopoldowna, fälschlich A. Karlowna, eigentlich Elisabeth Katharina Christine, Großfürstin und Regentin von Rußland, Tochter des Herzogs Karl Leopold von Mecklenburg und der Katharina Iwanowna, Nichte der vorigen, geb. 18. Dez. 1718 zu Rostock, erhielt 1732 bei ihrem Übertritt zur griechischen Kirche den Namen A. und wurde 1739 an den Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg-Bevern vermählt. Sie gebar demselben 1740 den Prinzen Iwan, der von der Kaiserin Anna auf Birons Betrieb, der sich dadurch die Regentschaft zu sichern suchte, zu ihrem Nachfolger ernannt wurde. Biron wurde jedoch 19. Nov. durch den Feldmarschall Münnich im Einverständnis mit der Mutter des jungen Kaisers gestürzt, und A. erklärte sich nun zur Großfürstin und Regentin während ihres Sohns Minderjährigkeit. Sie ernannte den Feldmarschall Münnich zum Premierminister, zerfiel aber bald mit ihm, infolgedessen er 13. März 1741 seine Stelle niederlegte, Die Regentin zeigte sich ihrer Stellung nicht gewachsen, beschäftigte sich nur wenig mit den Staatsangelegenheiten und unterhielt ein Liebesverhältnis mit dem sächsischen Diplomaten Lynar, welcher die Freundin Annas, Julie v. Mengden, heiraten sollte. Es bildete sich daher eine Verschwörung, welche der Tochter Peters d. Gr., Elisabeth, den russischen Thron verschaffen sollte. Dieselbe kam in der Nacht vom 5. auf den 6. Dez. 1741 zum Ausbruch, und A. wurde mit Anton Ulrich von Braunschweig und ihren Kindern, dem ehemaligen Kaiser Iwan und der Prinzessin Katharina, zuerst nach Riga gebracht, dann nach mehrfachem Wechsel der Gefängnisse zu Cholmogory an der Dwina interniert, wo sie 18. März 1746 starb, nachdem sie ihrem Gemahl noch drei Kinder geboren hatte. Der unglückliche Thronfolger Prinz Iwan wurde 1756 nach Schlüsselburg gebracht und daselbst 1764 ermordet. Vgl. Brückner, Die Familie Braunschweig in Rußland (Petersb. 1876).

9) A. Petrowna, zweite Tochter Peters d. Gr. und Katharinas I., geb. 1708, Gemahlin des Herzogs Friedrich Karl von Holstein, mit welchem sie in der letzten Zeit der Regierung Peters verlobt wurde. Während der Regierung Katharinas I. hatte das Ehepaar von Menschikows Ränken zu leiden und mußte sogleich nach dem Tode der Kaiserin, welche mit Übergehung ihrer Töchter Elisabeth und Anna den Sohn des Zarewitsch Alexei, Peter (II.), zum Nachfolger ernannt hatte, Rußland verlassen. Sogleich nach der Geburt ihres Sohns, welcher 1762 als Peter III. den russischen Thron bestieg, starb A. 1728.

[Sachsen]

10) Gemahlin des Kurfürsten August I. von Sachsen, Tochter Christians III. von Dänemark, geb. 1531, ward 2. Aug. 1548 mit August vermählt, als eifrige Lutheranerin 1574 eine Haupturheberin des Sturzes der Calvinisten, schaltete im Einverständnis mit dem Gatten als kluge und sparsame Wirtschafterin, so daß sie auf dem Ostravorwerk bei Dresden sogar eigenhändig butterte, daher vom Volk "Mutter Anna" genannt. Sie schrieb ein "Erzneibüchlein", erfand mehrere ihrer Zeit vielgebrauchte Medikamente und stiftete die Hofapotheke in Dresden (1581). Wiewohl sie äußerst sparsam lebte, so sorgte sie doch überaus eifrig für die Armen und Kranken. Sie gebar in 37jähriger Ehe 15 Kinder, von denen aber nur ein Sohn und drei Töchter die Eltern überlebten. A. starb 1. Okt. 1585 an einer epidemischen Krankheit. Vgl. v. Weber, A., Kurfürstin zu Sachsen (Leipz. 1865).

Annaberg, Bergstadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, im Erzgebirge, am Abhang des