Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Antiŏchos Askalonīta; Antiŏpe

646

Antiochos Askalonita - Antiope.

thien losgemacht, die Ptolemäer Kölesyrien, Phönikien, Palästina, Karien und Kilikien an sich gerissen hatten, in sehr bedrängter Lage. Der Abfall der Satrapen von Persien und Medien steigerte die Not. A. verlor zwar gegen die Ägypter 217 die Schlacht bei Raphia und mußte ihnen Kölesyrien und Phönikien überlassen; auch Baktrien und Medien konnte er nicht wieder unterwerfen. Dagegen gelang es ihm, die innern Aufstände zu unterdrücken. Von einem Heereszug nach Indien kehrte er mit reicher Beute heim und nannte sich seitdem "der Große". Als 205 Ptolemäos Philopator starb, verband sich A. mit Philipp von Makedonien, um dem unmündigen Ptolemäos Epiphanes sein Erbe zu entreißen. Während Philipp, dadurch mit Attalos von Pergamon und den Rhodiern in Kampf geraten, den römischen Heeren unterlag, siegte A. bei Phaneas an den Quellen des Jordans 198 entscheidend, eroberte Jerusalem und ganz Palästina. Viele Juden flohen nach Ägypten, die zurückgebliebenen gewann A. durch Milde und Achtung ihres Heiligtums. Als sich A. 196 in den Besitz der Thrakischen Chersones setzte, verlangten die Römer, die ihn, solange sie mit Makedonien beschäftigt waren, geschont hatten, Freiheit der griechischen Städte in Asien, Rückgabe des gesamten Gebiets, welches Ptolemäos besessen, und vollständige Räumung Europas. A. verlobte zwar seine Tochter Kleopatra mit Ptolemäos und versprach Phönikien, Palästina und Kölesyrien als Mitgift, wies aber die römische Einmischung in die kleinasiatischen Angelegenheiten entschieden zurück. Auch breitete er sich in Thrakien aus und nahm den aus seiner Vaterstadt geflüchteten Hannibal, den großen Feind der Römer, bei sich auf (195). Doch befolgte er nicht dessen Rat, die Römer sofort in Italien selbst anzugreifen, sondern ließ sich auf Unterhandlungen ein, welche von den Römern in die Länge gezogen wurden. Endlich ging er auf den Hilferuf der Ätolier mit nur 10,000 Mann nach Griechenland (192), überließ sich aber, nachdem er Chalkis auf Euböa genommen und Thessalien teilweise besetzt hatte, in Chalkis üppiger Unthätigkeit und wurde 191 von M' Acilius Glabrio bei den Thermopylen geschlagen; er rettete sich mit kaum 500 Mann nach Chalkis, von da nach Ephesos. Darauf noch zweimal (bei Chios und Myonnesos) zur See geschlagen und von seinem Bundesgenossen, dem König Prusias von Bithynien, verlassen, konnte A. die Landung des Konsuls Luc. Scipio in Asien nicht hindern und bat um Frieden. Als Scipio alles Land westlich vom Taurus forderte, wagte A. nochmals eine Schlacht, wurde jedoch bei Magnesia am Berg Sipylos (190) gänzlich besiegt. Indem 189 geschlossenen Frieden trat A. Kleinasien bis an den Taurus ab, zahlte 15,000 Talente, lieferte seine Elefanten und Kriegsschiffe aus und stellte 20 Geiseln, darunter seinen Sohn Antiochos. Hannibal ließ er entfliehen. A.' Macht war für immer gebrochen. Als er, um den Tribut für Rom aufzubringen, in Elymais den Sonnentempel plünderte, erschlugen ihn die empörten Einwohner (187).

4) A. IV., Epiphănes ("Erlauchter"), zweiter Sohn des vorigen, regierte 175-163 v. Chr. Er lebte als Knabe seit 189 zu Rom als Geisel und bestieg nach seines Bruders Seleukos Philopator Ermordung durch Heliodoros den Thron. Er kämpfte 171-167 gegen Ägypten, um Kölesyrien, Phönikien und Palästina zurückzuerobern, bemächtigte sich eines großen Teils von Ägypten und nahm den König Ptolemäos Philometor gefangen; doch mußte er auf Verlangen des römischen Gesandten Popilius Länas Ägypten räumen. Durch das Verbot des jüdischen Kultus und Einführung des Dienstes des olympischen Zeus veranlaßte er den Aufstand der Juden unter den Makkabäern (s. d.), den er 167-164 erfolglos bekämpfte. Im J. 164 zog A. nach den östlichen Provinzen und starb nach einem verunglückten Angriff auf den Sonnentempel in Elymais zu Tabä in Persien 163.

5) A. V., Eupator ("der Edelgeborne"), Sohn und Nachfolger des vorigen, kam als Knabe zur Regierung (163-161 v. Chr.) unter Vormundschaft des Lysias, ward mit diesem von Demetrios, dem in Rom bisher als Geisel gehaltenen, jetzt von den Römern als Gegenkönig aufgestellten Sohn des Seleukos Philopator, gestürzt.

6) A. VII., Sidetes (von Sida in Pamphylien, dem Ort seiner Erziehung, benannt), jüngerer Sohn des Demetrios Soter, Bruder des Demetrios Nikator, heiratete, als derselbe von den Parthern gefangen genommen wurde, dessen Gemahlin Kleopatra, stürzte den Usurpator Tryphon und setzte sich auf den Thron (139-130 v. Chr.). Er besiegte den Makkabäer Johannes und belagerte Jerusalem, schloß aber aus Furcht vor Rom einen billigen Frieden. Er fiel gegen die Parther.

7) A. VIII., Grypos ("Habichtsnase"), zweiter Sohn des Demetrios Nikator, ward nach seines Vaters Ermordung (126 v. Chr.) als König in einem Teil Syriens anerkannt, besiegte 123 den Gegenkönig Alexander Zabina, zwang seine herrschsüchtige Mutter Kleopatra, das Gift zu trinken, welches sie ihm bereitet hatte (daher auch spottweise Philometor, "der die Mutter liebt", genannt), wurde aber von seinem Halbbruder Antiochos Kyzikenos eines Teils seines Reichs wieder beraubt und 97 ermordet.

8) A. XIII., Asiaticus, Sohn Antiochos' X., Enkel des vorigen, erhielt 68 v. Chr., da seine Ansprüche auf den syrischen Thron vom römischen Senat anerkannt wurden, von Lucullus nach Besiegung des Tigranes, der Syrien erobert hatte, das väterliche Reich zurück, wurde indes schon 65 von Pompejus, der Syrien zur römischen Provinz machte, entthront und behielt nur Kommagene. A. unterstützte Pompejus gegen Cäsar und kam auch mit Antonius in feindliche Berührung. Von Octavianus wegen Meuchelmordes an einem Gesandten seines Bruders nach Rom beschieden, ward er 29 v. Chr. dort hingerichtet. A. war der letzte König aus der Dynastie der Seleukiden.

Antiŏchos Askalonīta, akademischer Philosoph aus Askalon, Schüler des Philo aus Larissa, Scholarch zu Athen von 83 bis 74 v. Chr., wird als Stifter der sogen. dritten (nach andern der fünften) Akademie betrachtet, indem er Platonische mit Aristotelischen und stoischen Lehren synkretistisch verknüpfte. Darauf bezog sich seine (verlorne) Schrift "Sosus". Cicero hörte bei ihm 79. Vgl. Grysar, Die Akademiker Philon und Antiochos (1849); L'Allemand, De Antiocho Ascalonita (Par. 1856).

Antiŏpe, 1) Tochter des Flußgottes Asopos in Böotien, wurde von Zeus, der ihr in Satyrgestalt nahte, Mutter der Zwillingsbrüder Amphion und Zethos. Wegen der von diesen an ihrer Stiefmutter Dirke verübten Rache von Dionysos rasend gemacht, durchirrte sie Griechenland, bis Phokos sie heilte. Sie ward dessen Gattin und erhielt mit ihm Ein Grab. Vgl. Amphion.

2) Amazone, Tochter des Ares, Schwester der Hippolyte. Von Theseus entführt, gebar sie ihm den Hippolytos und kämpfte später an des Gatten Seite gegen die in Attika einfallenden Amazonen, wobei sie ihren Tod fand.