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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Antiquieren - Antiseptische Mittel.

J. ^[Joseph] A. Stargardt; in Augsburg: Butsch; in Frankfurt: J. ^[Joseph] Baer u. Komp., St. Goar, K. Th. Völcker; in London: B. Quaritch, Sotheren u. Komp.; in Paris: Fontaine, Maisonneuve u. Komp., Porquet, Techener, H. Troß; in Amsterdam: Fred. Muller; in Rom und Turin: H. Loescher. - Dem eigentlichen Antiquarhandel nicht angehörig, hat sich in den letzten Jahrzehnten das vielfach mit dem Sortimentshandel verbundene sogen. moderne Antiquariat ausgebildet. Seine Aufgabe besteht darin, Restvorräte, ältere Auflagen und größere Partien einzelner Werke zu erwerben und solche zu niedrigen Preisen dem Publikum zu verkaufen.

Antiquieren (v. lat. antiquus, alt), veralten; für veraltet, ungültig, wertlos erklären.

Antiquität (lat.), s. v. w. Altertum; dann eine alte (ehrwürdige) Sache, Ruine etc. Antiquitäten, s. v. w. Altertümer (s. Altertum).

Antireformer, Reformgegner.

Antirenters (engl., spr. änntirénn-) hieß eine soziale und zugleich politische Fraktion im Staat New York. Seiner Zeit hatte nämlich die Niederländisch-Westindische Kompanie Länderstrecken am Hudson denen unter ihren Mitgliedern unentgeltlich überlassen, welche innerhalb einer gewissen Frist eine bestimmte Zahl (50) Ansiedler dorthin zu ziehen vermöchten. Diese letztern wurden trotz der Gesetze von 1779 und 1785 durch Fronabgaben etc. hart gedrückt. Die Unzufriedenheit darüber aber führte endlich 1839 zur Bildung einer förmlichen Partei von A. welche bald zu Gewalt und Aufruhr fortschritt. Als die Behörden dagegen einschritten, verfolgten die A. ihre Ziele auf dem Weg politischer Parteiagitation und erreichten in der That die Beseitigung der meisten ihrer Beschwerden.

Antirrheoskop (griech.), s. Pseudoskopische Erscheinungen.

Antirrhinum L. (Löwenmaul, Dorant), Gattung aus der Familie der Skrofularineen, meist zweijährige Kräuter mit maskierten, am Grund mit einem Höcker versehenen, aber nicht gespornten, einzeln oder in Ähren oder Trauben stehenden Blüten und zweifächeriger, an der Spitze mit drei Löchern aufspringender Kapsel. Von den zahlreichen meist in Südeuropa, Nordamerika und Westindien heimischen Arten wächst A. majus L. (großes Löwenmaul), mit gegen- oder wechselständigen, lanzettlichen Blättern und ansehnlichen, heller und dunkler purpurroten, selten weißen Blüten in lockern Trauben, im südlichen Deutschland und wird in zahlreichen Varietäten, namentlich auch als Zwergform, häufig in Gärten gezogen; das Kraut war früher als zerteilendes und harntreibendes Mittel im Gebrauch. A. Orontium L. (Feldlöwenmaul, kleiner Dorant), mit kleinen, achselständigen, roten Blüten, wächst als Unkraut im Getreide, hat betäubende, giftige Eigenschaften und war früher offizinell.

Antisabbatarier, Gegner des Sabbats, in der alten christlichen Kirche diejenigen, welche die Feier des jüdischen Sabbats bestritten, weil sie als mosaische Institution durch das Evangelium aufgehoben sei; in neuerer Zeit kirchliche Partei in England, welche die Sonntagsfeier überhaupt abgeschafft wissen wollte, weil alle Tage für gleich heilig angesehen werden müßten.

Antisana, ein vulkan. Gipfel der östlichen Andeskette von Quito in Südamerika, südöstlich von der Stadt Quito, 5746 m hoch. An seinen Abhängen finden sich mehrere erloschene Krater und in 3782 m Höhe der berühmte Tambo de A. (Art Karawanserai), einer der höchsten bewohnten Punkte der Erde. Der A. wurde von Boussingault erstiegen.

Antiscii, s. Amphiscii.

Antisemiten, die Gegner der Juden. Die antisemitische Bewegung, in Rußland, Rumänien und Ungarn, auch im östlichen Deutschland, also in den Ländern verbreitet, wo die Juden in größerer Zahl wohnen, ist durch den wachsenden Reichtum und Einfluß der von den frühern Schranken befreiten jüdischen Bevölkerung veranlaßt und strebt danach, diese Schranken wieder aufzurichten, ja die Juden ganz zu vertreiben. Vielfach führte der Haß der niedern Volksklassen zu gewaltthätigen Ausschreitungen gegen die Juden, besonders in Rußland. Vgl. Lehnhardt, Die antisemitische Bewegung in Deutschland (Zür. 1884).

Antiseptische Mittel (Antiseptica, fäulniswidrige Mittel), chemische oder physikal. Mittel, durch welche die von Fermenten ausgehenden Zersetzungen organischer Substanzen (Gärung, Fäulnis etc.) verhindert werden. Alle Fermente werden durch hohe Temperaturen zerstört, und wenn man die zu schützende Substanz genügend erhitzt und dann vor dem Zutritt freier Luft (durch welche neue Fermente zugeführt werden würden) schützt, so kann weder Fäulnis noch Gärung eintreten. Da letztere Prozesse auch an eine gewisse mittlere Temperatur und an die Gegenwart von Wasser gebunden sind, so wirken Kälte und Austrocknen antiseptisch. Auch durch Lösen von Salz, Zucker oder durch Hinzufügen von Alkohol zu den gärungs- oder fäulnisfähigen Stoffen kann man die Zersetzung aufhalten. Außerdem benutzt man als a. M. eine Reihe von Chemikalien, welche die Fermente töten oder chemisch verändern. Dahin gehören schweflige Säure und Schwefligsäuresalze, Borsäure, Glycerinborsäuresalze, Schwefelkohlenstoff, viele Metallsalze, wie Quecksilberchlorid, Eisen- und Kupfervitriol, ferner arsenige Säure, chromsaures Kali, Blausäure, Kalkwasser, Holzessig und reine Essigsäure, Ameisensäure, basisch essigsaure Magnesia, Karbolsäure und andre Phenole, Salicylsäure, Benzoesäure, Zimtsäure, Kresotinsäure, Thymol, Gerbsäure und Kohle. Diese zuletzt genannten antiseptischen Mittel wirken aber nicht gleichmäßig auf alle Fermente, und namentlich macht sich ein großer Unterschied bemerkbar hinsichtlich des Verhaltens organisierter und nicht organisierter Fermente. So macht Boraxlösung die letztern unwirksam, hemmt aber nicht die Wirkung organisierter Fermente, während Salicylsäure umgekehrt die letztern tötet, die nicht organisierten Fermente aber nicht beeinträchtigt. Diastase widersteht der Blausäure, dem Alkohol, Äther, Chloroform, den Quecksilbersalzen und manchen ätherischen Ölen, die sämtlich organisierte Fermente vernichten, während Zitronensäure und Weinsäure, welche nur eine mäßige Verzögerung der durch ein organisiertes Ferment eingeleiteten geistigen Gärung bewirken, die Diastasewirkung vollständig aufheben. Karbolsäure soll die Wirkung des Emulsins auf Amygdalin, die Einwirkung von Speichel und andern diastatischen Fermenten auf Stärke sowie die des Myrosins auf Myronsäure nicht beeinträchtigen, wohl aber die Pepsinwirkung. Letztere und die Verzuckerung der Stärke werden durch Arsenik nicht gehindert, auch Thymol soll auf Pepsin keine Wirkung ausüben. Schwefelkohlenstoff soll ein spezifisches Gift für organisierte Fermente sein. In der Medizin benutzt man a. M., um dem Eintritt fauliger Zersetzungen vorzubeugen und diese letztern, sofern sie bereits im Gang sind, zu unterbrechen. Im ersten Fall gehört zu den antiseptischen