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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Apepsie; Aperçu; Aperea; Aperientia; Apért; Apertorium; Apertūr; Apetālen; Apex; Apfeläther; Apfelbaum

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Apepsie - Apfelbaum.

Apepsie (griech.), geschwächte oder ganz gestörte Verdauung. Vgl. Dyspepsie.

Aperçu (franz., spr. -ssüh), Überblick; kurze, übersichtliche Darstellung.

Aperea, s. Meerschweinchen.

Aperientia (Aperitiva, lat.), eröffnende, Stuhlgang befördernde Mittel.

Apért (lat.), offen, offenbar. Apertum feudum, eröffnetes, erledigtes Lehen. Aperto termino, nach Eröffnung des Termins.

Apertorium (lat.), chirurg. Instrument zur Erweiterung einer Öffnung.

Apertūr (lat.), Öffnung; in der Anatomie Anfang einer Höhlung; Öffnung in der Bedachung eines Fernrohrs.

Apetālen (lat. Apetalae), blumenblattlose Gewächse, eine Abteilung im Endlicherschen Pflanzensystem, welche diejenigen Dikotyledonen umfaßt, deren Blüten keine oder nur eine einfache, nicht in Kelch und Blume geschiedene Blütenhülle, die dann in der Regel kelchartige Beschaffenheit hat, besitzen. Sie werden jetzt zu den Choripetalen (s. d.) gerechnet.

Apex (lat.), Spitze; der kegelförmige Hut der altröm. Priester; Spitze eines Kegels; Längen- oder Tonzeichen über einer Silbe; apices juris, Rechtsspitzfindigkeiten. In der Astronomie ist A. nach Schiaparelli Bezeichnung desjenigen Punktes des Himmelsgewölbes, nach welchem hin die Erde sich in einem bestimmten Augenblick bewegt. Derselbe liegt ungefähr 90° vom Orte der Sonne am Himmel entfernt und zwar westlich; er steht also durchschnittlich für jeden Ort um 6 Uhr morgens im Meridian, hat dagegen um 6 Uhr abends seinen tiefsten Stand unter dem Horizont. Der A. ist von großer Wichtigkeit für die Erscheinungen, welche die Sternschnuppen darbieten, weshalb er auch die meteorische Sonne genannt wird. Der dem A. gerade entgegengesetzte Punkt des Himmels, von welchem die Bewegung der Erde abgewendet ist, heißt Antiapex. Vgl. Sternschnuppen.

Apfeläther (Apfelöl), Fruchtäther vom Geruch der Äpfel, ist im wesentlichen Baldriansäure-Amyläther, wird in der Konditorei benutzt.

Apfelbaum (Malus Tourn.), Gruppe der Gattung Pirus L. aus der Familie der Rosaceen, charakterisiert durch fünf bis zur Mitte verwachsene Griffel, eine meist rundliche, oben und unten in der Regel mit Vertiefungen versehene Frucht und im Querschnitt spitzige, meist zweisamige Fruchtfächer. Strauchapfel (P. pumila Mill., M. praecox Borkh.), ein Strauch mit elliptischen, unterseits wolligen Blättern, sehr kurzgestielten, rötlichen Blumenblättern und rötlichen oder gelblichen, herben Früchten, macht in der Regel Stockausschlag und Ausläufer und ist in Südostrußland, dem Kaukasus und in der Tatarei heimisch. Man unterscheidet vier Formen: 1) den Johannis- oder Paradiesapfel, mit glänzend dunkelbrauner Rinde, geringer Behaarung und zerbrechlichen Wurzeln, wegen seiner wohlschmeckenden Früchte schon im 15. Jahrh. kultiviert, trägt sehr früh, wird als Unterlage für Zwergstämme benutzt; 2) Heck- oder Zaunapfel, dem vorigen sehr ähnlich, in Laubwäldern, mit sehr herben Früchten; 3) Splitt-, Süßapfel (Doucin), mit wolliger Behaarung an den Sommertrieben und der Unterseite der Blätter, trägt süßliche Früchte, macht nur Stockausschlag, dient als Unterlage für Formobst; 4) Feigenapfel, mit wolliger Behaarung, ohne Blumen- und Staubblätter, trägt wohlschmeckende, dicht am Holz sitzende Früchte. Glattblätteriger A. (P. silvestris Mill.), meist baumartig, Blätter rundlich, zugespitzt, gekerbt-gesägt, unterseits unbehaart, sehr kurzgestielten, rosafarbigen Blumenblättern und herben, ungenießbaren Früchten, wächst in Laubwäldern in Mittel- und Süddeutschland, in Frankreich und England, stammt aber wohl aus Asien, liefert durch Aussaat gute Unterlage zu mittelmäßigen Hochstämmen. Filzigblätteriger A. (P. malus L., M. dasyphylla Borkh.), Baum mit breit elliptischen, unterseits wolligen Blättern, kurzgestielten Blüten und rötlichen Blumenblättern, trägt herbe, ungenießbare Früchte, ebenfalls in Laubwäldern Deutschlands, stammt aus Vorderasien und gilt als Stammpflanze der Renetten. Pflaumenblätteriger A. (P. prunifolia Willd.), Baum mit länglich ovalen, kurz zugespitzten, gekerbt-gesägten, unterseits nur in der Jugend behaarten Blättern, weißen Blüten und walnußgroßen, gelben, rötlichgelben, auch blutroten oder schwärzlichen, wachsartigen Früchten, in Nordchina, der Tatarei und Südsibirien. Prächtiger A. (P. spectabilis Borkh.), meist strauchartig, mit länglich lanzettlichen, in der Jugend unterseits behaarten, später glänzenden, gekerbt-gesägten Blättern, rosenroten Blüten und rundlicher, rötlichgelber Frucht, in China und Japan, wird wie der vorige als Ziergehölz kultiviert. Die hier genannten, namentlich die vier ersten Arten, dürften als Stammpflanzen der zahlreichen Kulturvarietäten zu betrachten sein. Letztere liefern durch Aussaat sehr verschiedene Formen, und nicht selten finden sich bei uns verwilderte Apfelbäume mit holzreicher Krone, kleinern Blättern, Blüten und Früchten, welch letztere hartes, saures Fleisch besitzen.

Der A., von welchem durch eine mehrere Jahrtausende alte Kultur zahlreiche (über 1000) Varietäten entstanden sind, die noch jährlich durch Aussaaten vermehrt werden, ist der wichtigste Obstbaum, hat aber, wenigstens in der Alten Welt, eine viel geringere Verbreitung als der Birnbaum. Schon im W. und S. Europas wird er allmählich seltener, und auch in Asien geht er nicht weit nach S. Nördlich von Kleinasien bildet er kleine Wälder und erstreckt sich von da bis Zentralasien. Für die meisten Kulturäpfel bildet die Westküste des Kaspischen Meers die Grenze. In Spanien gedeiht der A. trefflich, aber nicht mehr in Ägypten. Sehr verbreitet ist er in Ost- und Westindien, am Kap, in Australien, den Gebirgen des tropischen Amerika, namentlich aber im gemäßigten und kalten Nordamerika. In Europa findet sich Apfelkultur hauptsächlich in Württemberg, Baden, Sachsen, Thüringen, Hessen, Braunschweig, Westfalen, Hannover, Holstein, Mecklenburg, Pommern, Schlesien, Böhmen, Tirol, Dänemark, England, Frankreich und Nordspanien. Der A. ist in Bezug auf Klima und örtliche Lage wenig anspruchsvoll. Er liebt einen tiefgrundigen, lockern, humusreichen, sandigen Lehmboden, gedeiht aber auch in jedem mittelmäßig guten Land, nur nicht in reinem Sand-, Moor- oder sehr nassem Thonboden. Eine gewisse Feuchtigkeit in Boden und Luft sagen ihm besonders zu. Man kultiviert den A. bei uns als Hochstamm, indem man kräftige, aus den Kernen gewöhnlicher Sorten gezogene Wildlinge unmittelbar über dem Boden veredelt, so daß der Stamm aus einem kräftigen Trieb des Edelreises erzogen wird. Sehr gut eignet sich der A. auch zur Anzucht in den verschiedenen Zwergformen, als Pyramide, Palmette, Kordon. Zur Erziehung in Pyramidenform sind folgende Sorten empfohlen worden: Wintergoldparmäne, virginischer Rosenapfel, Muskatrenette, königlicher Kurzstiel, englische Spitalrenette, große Kasseler Re-^[folgende Seite]