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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Apollo; Apollodōros; Apollon

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Apollo - Apollon.

Erhärtung einer vom Männchen abgesonderten zähen Flüssigkeit entsteht. Der A. lebt auf den höhern Gebirgen Europas, Asiens und Nordamerikas, die halb behaarte, 5 cm lange Raupe im Mai auf der Fetthenne. Die kegelförmige Puppe ist 2 cm lang, violett, mit weißlichem Staub überzogen, und hängt in einer Schlinge.

Apollo, s. Apollon.

Apollodōros, 1) griech. Grammatiker aus Athen, um 140 v. Chr., Schüler des Grammatikers Aristarchos und des Stoikers Panätios, verfaßte zahlreiche Schriften grammatischen, geographischen, mythographischen und historischen Inhalts, zum Teil in iambischen Senaren, wie die "Chronica", eine im Altertum vielgebrauchte chronologische Weltgeschichte in 4 Bänden. Außer Fragmenten (gesammelt in Müllers "Fragmenta historicorum graecorum", Bd. 1, Par. 1841) ist unter seinem Namen eine "Bibliothek" betitelte Zusammenstellung der Mythen von den ältesten Theogonien an bis Theseus erhalten, trotz vieler Mängel in Anordnung und Darstellung eine wertvolle Quelle für die alte Mythologie; doch wird nicht ohne Grund bezweifelt, daß sie überhaupt von ihm herrührt, ja nur ein Auszug seines großen mythologischen Werks "Über die Götter" ist. Ausgaben von Heyne (mit Kommentar, Götting. 1803, 2 Bde.), Westermann (in den "Mythographi graeci", Braunschw. 1843), Bekker (Leipz. 1854), Hercher (Berl. 1874); übersetzt von Moser (Stuttg. 1828).

2) Griech. Maler aus Athen, um 430 v. Chr., Vorläufer des Zeuxis, der erste, welcher Licht und Schatten richtig beobachtete und auf seinen Gemälden in Anwendung brachte, daher der Gründer einer neuen Epoche der Malerei. Als seine Hauptwerke werden ein Odysseus und ein schiffbrüchiger Aias genannt.

3) Griech. Architekt aus Damaskus, lebte in Rom zur Zeit des Kaisers Trajan, ist Erbauer des Trajanischen Forums und der darauf befindlichen Säule sowie des Odeums und andrer Monumente jenes Kaisers, besonders auch der Brücke, welche Trajan in Dacien über die Donau schlagen ließ, ward unter Hadrian verbannt und 129 getötet, weil er durch freimütigen Tadel des von dem Kaiser entworfenen Tempels der Venus und Roma den Zorn des Monarchen erregt hatte. Als Schriftsteller lieferte A. ein an Hadrian gerichtetes Werk über Kriegsmaschinen, betitelt: "Poliorcetica", abgedruckt in Weschers "Poliorcétique des Grecs" (Par. 1867).

Apollon (lat. Apollo), der Sonnengott der Griechen, eine der erhabensten Gestalten der Mythologie, Sohn des Zeus und der Leto, die ihn nebst seiner Zwillingsschwester Artemis nach der verbreitetsten Sage auf der Insel Delos am Fuß des Bergs Kynthos gebar. Seinem ursprünglichen Wesen nach erscheint A. als ein Gott des Lichts in seiner heilsamen wie verderblichen Wirkung und zwar des Lichts überhaupt, nicht bloß der Sonne; denn der das Tageslicht bringende Gott ist bei den ältern Griechen Helios (s. d.), mit dem A. erst später verschmolzen wurde. Während die Bedeutung des Namens A. unsicher ist, bezeichnen ihn seine Beinamen Phöbos und Lykios als den "Lichten", "Leuchtenden", der erstere zugleich als den "Reinen, Heiligen"; denn als Gott des reinen Lichts ist er der Feind aller Finsternis und alles ihr verwandten Unreinen, Unholden und Frevelhaften. Ferner waren ihm außer dem siebenten Monatstag, dem Tag seiner Geburt, wie dem römischen Lichtgott Janus alle ersten Tage der Monate, d. h. des sich erneuenden ^[richtig: erneuernden] Mondlichts, heilig, und nach der an manchen Stätten seines Kultus herrschenden Anschauung zog er in der dunkeln Winterszeit nach dem sonnigen Lykien oder zu den im fernsten Norden in ewigem Licht wohnenden Hyperboreern, um im Frühling zurückzukehren und mit seinen Strahlen die Macht des Winters zu brechen. Wenn der Mythus erzählt, daß er gleich nach seiner Geburt mit den ersten Pfeilen seines Bogens den scheußlichen Drachen Python (s. d.), den Hüter des delphischen Orakels, erlegt habe, so bedeutet dieser Kampf wohl eigentlich den Sieg des Frühlingsgottes über den das Land mit Überschwemmung und bösen Dünsten erfüllenden Winter. Als Sonnengott hatte er auch meistens im Frühling und Sommer seine Feste, von denen eine Anzahl seine natürliche Bedeutung in einzelnen Zügen noch klar erkennen lassen. So bezog sich das ihm im April in Athen gefeierte Fest der Delphinien auf die nach den Stürmen der Frühlingsnachtgleiche eintretende Beruhigung des im Winter feindlichen Meers und die damit verbundene Wiedereröffnung der Schiffahrt. Wie dieses Fest dem Frühlingsgott, so galten die im folgenden Monat in Athen gefeierten Thargelien (s. d.) dem Gotte des Sommers, dem man für das Reifen der Feldfrüchte die Erstlinge derselben, zugleich aber auch Sühnopfer darbrachte, um die verderbliche dörrende Hitze abzuwenden. Zur Zeit des höchsten Sonnenstandes, im Juli bis August, wo der Gott seine teils wohlthätige, teils auch verderbliche Macht ausübt, wurden ihm in Athen die Hekatomben geopfert und in Sparta die Hyakinthien begangen. Im Herbst endlich feierte man dem sich zum Scheiden rüstenden Gotte die Pyanepsien, an denen man ihm die Erstlinge des Herbstes darbrachte. Wie A. den Früchten Gedeihen und Schutz verleiht und nicht bloß gegen die sommerliche Glut, auch gegen Meltau, Rost und das den Saaten feindliche Ungeziefer, wie Feldmäuse und Heuschrecken, so ist er auch ein Beschützer der Herden und Weiden und wurde in örtlichen Kulten unter mancherlei Namen verehrt, die auf Viehzucht deuten. In der Sage vom Rinderdiebstahl des Hermes erscheint er selbst als Besitzer einer Herde, die er dem Bruder gegen die von ihm erfundene Leier abtritt; andre alte Sagen lassen ihn die Herden des Laomedon und Admetos hüten, was später als die Folge einer Verschuldung angesehen wurde, und als Hirtengott ist er der Liebhaber der Nymphen, wie der schönen Daphne, der Koronis und der Kyrene, der Mutter des Aristäos, gleichfalls eines Herdengottes. Nach andern Kulten und Sagen ist A., wie seine Schwester Artemis, ein Beschützer des zarten Wildes und ein Erleger der reißenden Tiere, besonders des Wolfs, des Feindes der Herden, der selbst Symbol der Unheil bald sendenden, bald abwehrenden Macht des Gottes war. Auch das Gedeihen der Menschen selbst befördert A. Als befruchtender Gott wurde er bei Hochzeiten angerufen, und als Pfleger der männlichen Jugend weihte ihm diese, wie den Quellnymphen, die erste Schur des Haupthaars. In den Gymnasien und Palästren wurde er neben Hermes und Herakles verehrt, da er Ausdauer im Faustkampf, Gewandtheit und Schnellfüßigkeit verlieh. Als einem kriegerischen und im Kampf hilfreichen Gott zollten ihm die Spartaner besondere Verehrung, und als solchem galt ihm auch das in Athen gefeierte Fest der Boedromien. Ein andres athenisches Fest, die Metageitnien, verherrlichte A. als den Stifter nachbarlicher Vereinigung. An vielen Orten, besonders in Athen, wurde er als Agyieus verehrt, d. h. als Gott der Straßen und Wege, dessen Symbol, eine kegelartig zugespitzte Säule, an Thüren und in Vor-^[folgende Seite]