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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Arminius; Arminiusquelle; Armistitium; Armitage

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Arminius - Armitage.

seinen Weg durch den sogen. Teutoburger Wald (wahrscheinlich den heutigen Osning). A. mit seinen Genossen hatte sich von ihm getrennt unter dem Vorgeben, daß er die deutschen Hilfsvölker zusammenziehen und ihm nachfolgen wolle. Als aber das durch Troß und Gepäck beschwerte römische Heer sich durch die engen, weglosen, von bewaldeten Höhen eingeschlossenen Thäler mühsam durchwand, sah es sich plötzlich von allen Seiten von den Deutschen angefallen. Nur langsam und unter großen Verlusten setzte es seinen Marsch am ersten Tag fort; am zweiten Tag wurden die Verluste und Bedrängnisse durch den Feind und durch Regen und Sturm immer größer, so daß Varus am Abend schon nicht mehr im stande war, ein festes Lager aufzuschlagen; am dritten Tag aber wurde die Widerstandskraft der Römer völlig gebrochen, Varus stürzte sich in Verzweiflung in sein Schwert, und bis auf einen kleinen Teil, der sich durch die Flucht rettete, wurde das ganze Heer von drei Legionen nebst zugehöriger Reiterei und Hilfsmannschaft, zusammen etwa 40,000 Mann, vernichtet. Die Feste Aliso, welche die Römer auf deutschem Gebiet errichtet, wurde nun eilends von der römischen Besatzung verlassen, und so war Deutschland bis an den Rhein vollständig befreit. Die Nachricht von dieser Niederlage erregte in Rom den größten Schrecken; man fürchtete, daß die Deutschen den Rhein überschreiten und in Gallien den Aufstand gegen Rom entzünden möchten; Augustus soll sein Kleid zerrissen und ausgerufen haben: "Varus ! Varus ! gib mir meine Legionen wieder!" Es wurden daher die umfassendsten Anstalten zur Gegenwehr getroffen, in den Jahren 10 und 11 übernahm Tiberius den Schutz der gefährdeten Rheingrenze und machte sogar einige Einfälle, obwohl ohne erheblichen Erfolg, in deutsches Gebiet. Indessen begnügte man sich auf beiden Seiten zunächst mit der Behauptung der Rheingrenzen, bis im Jahr 14 der Kampf durch einen Angriff der Römer erneuert wurde. In diesem Jahr machte Germanicus, der Sohn des Drusus, um die aufrührerischen Legionen zu beschäftigen, einen Streifzug in das Gebiet der Marser, das er, ohne Widerstand zu finden, mordend und zerstörend durchzog, und in der ersten Hälfte des folgenden Jahrs unternahm er in gleicher Weise einen Zug in das Gebiet der Katten, wobei er Gelegenheit fand, den Schwiegervater und Gegner des A., Segestes, der von A. belagert wurde, zu befreien und ihn nebst seiner Tochter Thusnelda, der mit ihrem Gatten gleichgesinnten Gemahlin des A., in seine Gewalt zu bringen. Der Hauptplan des Germanicus aber war gegen die Cherusker, die Besieger des Varus, gerichtet. Deshalb führte er noch im J. 15 vier Legionen zu Schiffe nach der Mündung der Ems, und hier trafen auch vier andre Legionen unter Cäcina und die Reiterei, welche den Weg zu Lande zurückgelegt hatten, mit ihm zusammen. Mit dieser gewaltigen Streitmacht suchte er den A. auf, der sich zunächst vor ihm zurückzog; endlich stieß er auf ihn und lieferte ihm eine Schlacht, die nach blutigem Kampf ohne entscheidenden Erfolg blieb. Auch im folgenden Jahr machte Germanicus erst einige Streifzüge in deutsches Gebiet. Nachdem aber mittlerweile eine Flotte von 1000 Schiffen ausgerüstet worden, führte er auf dieser seine gesamten Streitkräfte wiederum nach der Mündung der Ems, richtete dann seinen Marsch südöstlich nach der Weser und traf hier die Feinde auf dem jenseitigen Ufer versammelt, überschritt den Strom und lieferte ihnen auf dem Idistavisofeld (in der Gegend von Minden und Hameln) eine blutige Schlacht, die hauptsächlich infolge des Ungestüms der Deutschen mit einer großen Niederlage derselben endete. Noch einmal sammelten sich die Deutschen stromabwärts der Weser (wahrscheinlich in der Gegend des Steinhuder Meers), und es kam zu einer zweiten Schlacht, in der sich zwar die Römer den Sieg zuschrieben, die aber doch nur die Folge hatte, daß Germanicus über den Rhein zurückging. Es ist zweifelhaft, ob Germanicus bei einer Fortsetzung der Angriffe sein Ziel erreicht haben würde. Jedenfalls wurde seinen Unternehmungen durch den argwöhnischen Tiberius, der ihn vom Oberbefehl abrief, das Ziel gesetzt, und so war die Freiheit der Deutschen auch aus dieser Gefahr errettet. Von A. wird uns noch berichtet, daß er im J. 17 einen Krieg mit dem Markomannenkönig Maroboduus bestand, der, wenn auch nicht unmittelbar, den Sturz des letztern herbeiführte, und daß er im J. 19 im 37. Lebensjahr auf Anstiften seiner Verwandten, die ihn des Strebens nach der Königsherrschaft beschuldigten, den Tod fand. - Das von dem Bildhauer E. v. Bandel (s. d.) 1838 begonnene, 1844 im Unterbau vollendete kolossale Nationaldenkmal des A. auf der Grotenburg bei Detmold wurde 16. Aug. 1875 in Gegenwart des deutschen Kaisers feierlich enthüllt. Hauptquellen für die Geschichte des A. sind Tacitus' "Annales" (I, 55-70; II, 7-23, 45, 46, 88), Vellejus Paterculus (II, 107-120), Florus (IV, 12, 9), Dio Cassius (LVI, 18-24), Sueton (Aug. 23), Strabon (Rer. geogr. VII, 1). Von neuern Bearbeitungen der Geschichte des A. heben wir hervor: Fr. Roth, Hermann und Marbod (Stuttg. 1817); König, Armin der Cherusker (Leipz. 1840); Böttger, Hermann der Cheruskerfürst (Hannov. 1874). Als Stoff zu dramatischen Dichtungen ist die Hermannsschlacht namentlich von Klopstock, H. v. Kleist und Grabbe behandelt worden.

Arminius, Jakob (eigentlich Harmensen), Stifter der Arminianer, geb. 1560 zu Oudewater in Südholland, studierte zu Utrecht, Marburg und Leiden, wo sein Gönner Rudolf Snellius ihn in das System des Petrus Ramus (s. d.) einführte, hörte 1582 in Genf Beza und besuchte Italien und Rom. Im J. 1587 nach Amsterdam zurückgekehrt, ward er im folgenden Jahr als Prediger daselbst angestellt. Da die holländische Kirche damals durch eine Streitfrage über die Prädestination erregt war, ob sie nämlich nach Calvin als eine absolute oder nur als eine bedingte aufzufassen sei, so beauftragte der Kirchenvorstand A. mit der Widerlegung der Schriften eines Laien, Namens Koornhaert, des Hauptvertreters der letztern Ansicht. Unter der Arbeit wurde aber A. für die mildere Auffassung gewonnen und geriet, 1603 als Professor nach Leiden berufen, 1604 mit seinem Kollegen Gomarus in Streit durch die Behauptung: Gott habe von Ewigkeit das Schicksal eines jeden bestimmt, weil er den Glauben des einen und den Unglauben des andern vorhergesehen habe. Ein zwischen den beiden Gegnern 1608 veranstaltete Gespräch legte den Streit nicht bei. A. aber starb vor dessen Entscheidung 1609.

Arminiusquelle, s. Lippspringe.

Armistitium (lat., auch in der Mehrzahl Armistitien), Waffenstillstand.

Armitage (spr. -teddsch), Edward, engl. Historienmaler, geb. 1817 zu London, trat 1836 in das Atelier von Paul Delaroche in Paris ein, stellte 1842 einen gefesselten Prometheus aus, erhielt 1845 bei der Konkurrenz um die Fresken der Londoner Parlamentshäuser drei Preise (für die Bilder: Landung Cäsars in Britannien, Geist der Religion und Schlacht bei Melanee ^[richtig: Meanee]), beschickte 1848 die Ausstellung