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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Arnau; Arnaud; Arnaudons Grün; Arnauld; Arnault; Arnaut; Arnay le Duc; Arnd

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Arnau - Arnd.

Ruf. Nach kurzer Wirksamkeit am Gymnase kehrte er ans Vaudeville zurück, das er später wieder mit den Variétés vertauschte. Im J. 1856 ging er zum Palais Royal über, trat später in den Bouffes-Parisiens auf und nahm endlich ein zweites Engagement am Gymnase an, wo er besonders als Advokat Avertin in "Héloise Paranquet" (1866) und als Barantin in "Die Ideen der Mad. Aubry" (1867) außerordentlichen Erfolg hatte. Im J. 1867 erschien er wieder im Vaudeville in Stücken älterer Gattung. Er starb 7. Dez. 1872 in Genf. A. wirkte vorzugsweise durch eine ihm eigentümliche übertriebene Tölpelei und Dummdreistigkeit. Von seinen poetischen Erzeugnissen ist die "Epistel an Bouffé" (1840), die interessante Mitteilungen über ihn selbst enthält, erwähnenswert.

Arnau, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Hohenelbe, an der Elbe und an der Österreichischen Nordwestbahn gelegen, Sitz eines Bezirksgerichts, hat ein Gymnasium, Gasanstalt, 2 Papierfabriken, Flachsgarnspinnerei, Seidenweberei, Reisstärkefabrik, Bierbrauerei, Leinwandhandel und (1880) 3675 Einw. In der Umgebung bedeutende Lein- und Baumwollweberei. A., ehemals befestigt, wurde 1424 von Ziska erfolglos belagert und ward nach der Schlacht am Weißen Berg Besitztum Wallensteins.

Arnaud (spr. -noh), 1) Jacques Leroy de Saint-, franz. Marschall, s. Saint-Arnaud.

2) Baculard d', franz. Dichter, s. Baculard d'Arnaud.

Arnaudons Grün, ein aus metaphosphorsaurem Chromoxyd bestehender Farbstoff, hat wenig Eingang gefunden.

Arnauld (spr. -noh), 1) Antoine, berühmter franz. Advokat, geb. 1560 zu Paris, Sprößling einer alten Familie in der Auvergne, ward Advokat am Parlament zu Paris, trat auf die Seite Heinrichs IV., dessen Thronrecht er eifrig verfocht, und wurde von demselben zum Generaladvokaten und Staatsrat ernannt. Er verteidigte 1594 in einem berühmten Plaidoyer die Pariser Universität gegen die Jesuiten (gedruckt. 1594) und richtete 1602 eine Denkschrift an den König ("Mémoire au roi", gedruckt 1602), um die Zurückberufung der Jesuiten zu verhindern. Er starb 29. Dez. 1619. Seine 22 Kinder bildeten den Kern der Jansenisten in Frankreich, die Söhne als Mitglieder der gelehrten Gesellschaft, die Töchter als Nonnen des von A. gestifteten Klosters Port Royal.

2) Antoine, geb. 6. Febr. 1612, jüngster Sohn des vorigen, machte unter Leitung des Abtes von St.-Cyran, Jean Duverger de Hauranne, des Hauptes der Jansenisten, theologische Studien, ward 1643 Doktor der Sorbonne und dann Wortführer der Jansenisten in deren Streitigkeiten mit den Jesuiten, dem Klerus und der Regierung. Aus der Sorbonne ausgestoßen, trat er nach Abschluß des sogen. Friedens zwischen Papst Clemens IX. und den Jansenisten in Paris 1668 aus der Verborgenheit wieder hervor und mit dem damals zu Paris verweilenden Leibniz in Verkehr, der ihn aber vergebens für seine die Vereinigung der katholischen und evangelischen Kirche betreffenden Pläne zu gewinnen suchte. Vor neuen Verfolgungen der Jesuiten floh er in die Niederlande, verfaßte Streitschriften gegen Jesuiten und Reformierte und starb 8. Aug. 1694 in Brüssel. Seine "Œuvres" wurden herausgegeben vom Abt von Hautefage (Laus. 1775-83, 45 Bde.). Eine neue Ausgabe seiner philosophischen Schriften besorgte J. ^[Jules] Simon (Par. 1843). Seine Hauptschrift: "Logique de Port-Royal" (1662), ist oft aufgelegt worden (zuletzt Par. 1868). Vgl. Varin, La vérité sur les Arnaulds (Par. 1847, 2 Bde.).

Arnault (spr. -noh), Antoine Vincent, franz. Dichter, geb. 1. Jan. 1766 zu Paris, zeigte schon auf der Schule schnell fertigen Witz und Neigung zum Epigramm und trat 1791 mit dem Trauerspiel "Marius à Minturnes" auf, das ungewöhnlichen Beifall fand und seinen Dichterruf begründete. Auch seine nächsten Stücke: "Lucrèce, ou Rome libre" (1792), "Cincinnatus" (1793) und "Oscar le fils d'Ossian" (1796), wurden beifällig aufgenommen. Im J. 1797 wurde er zum Mitglied des Instituts ernannt und ihm von Bonaparte die Organisation der Ionischen Inseln übertragen. Nachdem er 1799 seine beste Tragödie: "Blanche et Montcassin, ou les Vénitiens", zur Aufführung gebracht, wurde er 1800 im Ministerium des Innern als Chef der Abteilung des öffentlichen Unterrichts angestellt. Seine um diese Zeit geschriebenen Dramen sind weit schwächer als seine frühern Arbeiten. Nach Napoleons Sturz wurde A. vom Institut ausgeschlossen und des Landes verwiesen und durfte erst 1819 zurückkehren. Aus der Verbannung hatte er 1817 seinen "Germanicus" an das Théâtre français eingesandt, dessen Aufführung durch Anspielungen auf den Verbannten von St. Helena eine stürmische Demonstration der Liberalen veranlaßte, welche das Verbot des Stücks zur Folge hatte. Nachdem er 1829 von neuem in die Akademie aufgenommen und 1833 zu ihrem beständigen Sekretär ernannt worden war, starb er 16. Sept. 1834 in Godeville bei Havre. Als Dramatiker war er ein Anhänger der klassischen Tragödie und erbitterter Feind der romantischen Schule, der er jedoch nur mittelmäßige Stücke entgegenzusetzen hatte, obgleich er bei seinem Debüt durch kräftige Charakterzeichnung, einfache, klare Handlung und elegante, korrekte Sprache große Hoffnungen erweckt hatte. Weit höher stehen seine satirischen Fabeln und graziösen Gedichte: "Fables et poésies" (1812, vermehrte Aufl. 1825) und die "Souvenirs d'un sexagénaire" (Par. 1833, 4 Bde.), welche treffliche Charakterzeichnungen und interessante Aufschlüsse über die Geschichte der Zeit enthalten. A. hat auch an der "Biographie nouvelle des contemporains" (1820-25) mitgearbeitet ebenso wie an mehreren periodischen Schriften. Er ist ferner der Verfasser einer "Vie politique et militaire de Napoléon" (Par. 1822, 3 Bde.), wofür ihm Napoleon ein Legat von 100,000 Frank aussetzte. Seine "Œuvres" erschienen gesammelt in 8 Bänden (Par. 1824-27). - Sein ältester Sohn, Lucien Emile (1787-1863), unter der Julidynastie Präfekt des Ardèchedepartements, ist ebenfalls als Trauerspieldichter aufgetreten, kam dem Vater aber an Talent nicht gleich. Seine dramatischen Werke wurden herausgegeben von François (Par. 1865, 2 Bde.).

Arnaut, der türk. Name Albaniens. Arnauten, s. v. w. Albanesen. Arnautische Sprache, s. v. w. albanesische Sprache.

Arnay le Duc (spr. arnä lö dück), Stadt im franz. Departement Côte d'Or, Arrondissement Beaune, am Arroux, mit (1876) 2417 Einw., bekannt durch den Sieg der Hugenotten unter Coligny über den Marschall Cossé (27. Juni 1570).

Arnd, 1) (Arndt) Johann, protestant. Theolog, geb. 1555 zu Ballenstedt im Anhaltischen, ward 1584 Diakonus zu Ballenstedt und 1583 Pfarrer zu Badeborn. Hier wegen seines Widerstands gegen die Abschaffung des Exorzismus abgesetzt, ging er als Pastor 1590 nach Quedlinburg, 1599 nach Braunschweig, 1606 nach Eisleben, bis ihm 1611 die Generalsuper-^[folgende Seite]