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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Arndts; Arne; Arneburg; Arnēdo; Arneth

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Arndts - Arneth.

Arndts, Ludwig, Ritter von Arnesberg, namhafter Rechtslehrer, geb. 19. Aug. 1803 zu Arnsberg, studierte in Bonn, Heidelberg und Berlin, habilitierte sich 1826 in Bonn, ward 1832 Mitglied des dortigen Spruchkollegiums und 1837 außerordentlicher Professor. Im J. 1839 als ordentlicher Professor nach Breslau berufen, folgte er noch vor Antritt dieser Stelle einem Ruf nach München, wo er 1844 zum Mitglied der Gesetzkommission ernannt und mit Entwerfung eines bürgerlichen Gesetzbuchs beauftragt wurde. Im J. 1848 ward er in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, in welcher er zur großdeutschen Partei gehörte und 12. Mai 1849 seinen Austritt erklärte. Seit 1855 Professor des römischen Rechts zu Wien, wurde er 1867 ins österreichische Herrenhaus berufen, in dem er 21. März 1869 für das Konkordat stimmte, 1871 geadelt und trat 1874 in den Ruhestand. Er starb 1. März 1878 in Wien. Außer verschiedenen Grundrissen sind von seinen wissenschaftlichen Arbeiten hervorzuheben: "Lehrbuch der Pandekten" (11. Aufl., Stuttg. 1883); "Juristische Encyklopädie und Methodologie" (7. Aufl., das. 1880); "Die Lehre von den Vermächtnissen" (Erlang. 1869 bis 1875, 3 Bde.); "Gesammelte zivilistische Schriften" (Stuttg. 1874, 3 Bde.). Mit Bluntschli und Pözl gab er die "Kritische Überschau der deutschen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft" (Münch. 1854-1858, 8 Bde.) heraus. - Seine Gattin Maria, geborne Vespermann (gest. 1882 in München), in erster Ehe mit Guido Görres verheiratet, machte sich als Komponistin (z. B. "Liedercyklus aus Webers 'Dreizehnlinden'"), Novellistin ("Der Juchschrei auf der Halseralm", Dorfgeschichte, Dresd. 1876; "Il Palio", Paderb. 1881, u. a.) und durch eine Übersetzung von Vittoria Colonnas "Sonetten" (Schaffhaus. 1859) bekannt.

Arne (spr. arn), Thomas Augustine, einer der bedeutendsten Komponisten Englands, geb. 1710 zu London, war ursprünglich zum Juristen bestimmt, studierte nebenbei Komposition und Violinspiel und widmete sich endlich ganz der Kunst. Sein erstes Werk war die Oper "Rosamond" (von Addison), die bereits viel Glück machte; noch mehr war dies der Fall mit "Thumb, or the opera of operas" und 1738 mit der Oper "Comus" (von Milton), worin A. viele national-britische Melodien anbrachte, die er mit neuerfundenen Motiven im italienischen und deutschen Stil geschickt verflocht. Nachdem er mit seiner Gattin Cecilia A., gebornen Young, einer vortrefflichen Sängerin und Schülerin Geminianis, während zweier Jahre mit Beifall in Irland aufgetreten war, wurde er 1745 zu London als Komponist für die Vauxhallgärten angestellt, wo er durch kleine, seine Individualität am reinsten zeigende Gesangstücke großes Aufsehen erregte. Seine Fähigkeit, auch im italienischen Stil zu schreiben, zeigt seine 1762 aufgeführte Oper "Artaxerxes" (nach Metastasio). A. starb 5. März 1778 in London. Außer Opern, deren er im ganzen 30 (ernste und komische) schrieb, hat er mehrere Oratorien verfaßt, die aber neben den Händelschen farblos und dürftig erscheinen. Nach einigen rührt von A. auch die Melodie der englischen Nationalhymne "Rule Britannia!" her.

Arneburg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Stendal, an der Elbe, hat eine ev. Kirche, eine Zucker- und Ofenfabrik, Wollspinnerei, Korkschneiderei, Bierbrauerei, Neunaugenfang, Schiffahrt und (1880) 2191 Einw. Dabei die Trümmer eines vom deutschen König Heinrich I. zum Schutz gegen die Wenden erbauten Schlosses, in welchem Kurfürst Johann Cicero 1499 starb.

Arnēdo, alte heruntergekommene Bezirksstadt in der span. Provinz Logroño, am Fluß Cidacos, mit (1878) 3785 Einw. In der Nähe der besuchte Badeort Arnedillo mit muriatischer Therme von 52° C.

Arneth, 1) Joseph Calasanza, Ritter von, Numismatiker und Geschichtschreiber, geb. 12. Aug. 1791 zu Leopoldschlag in Oberösterreich, studierte seit 1810 in Wien, ward 1811 Praktikant, 1813 Kustos, 1840 Direktor des k. k. Münz- und Antikenkabinetts daselbst und machte sich um dessen Vervollständigung und Anordnung hochverdient. Außerdem beteiligte er sich in der österreichisch-deutschen Legion an den Feldzügen von 1813 und 1814, versah 1824-28 zugleich die Lehrkanzel für Welt- und österreichische Geschichte an der Universität und wurde 1847 ordentliches Mitglied der neugegründeten Akademie der Wissenschaften. Seit 1847 vermählt mit Antonie Adamberger (gest. 23. Dez. 1867), der einstigen Braut Th. Körners, starb er 31. Okt. 1863. Arneths wissenschaftliche Arbeiten sind mit Ausnahme der "Geschichte des österreichischen Kaisertums" (Wien 1827) numismatischer oder archäologischer Natur. Die bedeutendsten sind: "Synopsis numorum antiquorum" (Wien 1837-42, 2 Bde.); "Katalog der k. k. Medaillenstempelsammlung" (das. 1839); "Zwölf römische Militärdiplome" (das. 1843); "Das k. k. Münz- und Antikenkabinett" (das. 1845); "Die Monumente des k. k. Münz- und Antikenkabinetts" (das. 1849-50, 3 Bde.); "Die Cinquecento-Kameen und Arbeiten des Benvenuto Cellini und seiner Zeitgenossen" (das. 1858); "Studien über Benvenuto Cellini" (das. 1859).

2) Alfred, Ritter von, Sohn des vorigen, namhafter Geschichtschreiber, geb. 10. Juli 1819 zu Wien, erhielt nach Vollendung seiner juristischen Studien eine Anstellung im k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv und ward später in die Staatskanzlei versetzt. 1848-49 war er Mitglied des deutschen Parlaments in Frankfurt a. M. und 1861 des niederösterreichischen Landtags. Später wurde er zum Mitglied des Herrenhauses ernannt. A. vertrat in diesen Versammlungen in der deutschen Frage den großdeutschen, in der innern Politik den gemäßigt liberalen Standpunkt. Sein, allerdings zu seinem Schmerz 1866 zerstörtes, Ideal war ein unter dem ruhmreichen Haus Habsburg-Lothringen geeinigtes mächtiges Deutsches Reich. Dieselben politischen Anschauungen machten sich auch in seinen geschichtlichen Werken bemerkbar, die sich vorzugsweise mit der Heldenzeit Österreichs unter Leopold I. und Joseph I. sowie mit Maria. Theresia und ihrem Kampf gegen Preußen beschäftigten. Als erste Frucht seiner historischen Forschungen erschien "Leben des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Guido von Starhemberg" (Wien 1853), darauf "Prinz Eugen von Savoyen" (das. 1858-59, 3 Bde.), das erste quellenmäßige Werk über den berühmten Heerführer. Hierauf zum Direktor des k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs ernannt, begann er die "Geschichte der Maria Theresia" (Wien 1863-79, 10 Bde.). Die Herausgabe einer vielfach unechten Korrespondenz der Marie Antoinette (von Feuillet de Conches und Hunolstein) veranlaßte A., den wichtigen und völlig zuverlässigen Briefwechsel zwischen Maria Theresia und Marie Antoinette an die Öffentlichkeit zu bringen (2. Aufl., Wien 1866). Als Ergänzung folgte "Marie Antoinette, Joseph II. und Leopold II., ihr Briefwechsel" (Wien 1866). Weitere Publikationen von Briefen waren: "Maria Theresia und Joseph II., ihre Korrespondenz samt Briefen Josephs an seinen Bruder Leopold" (Wien 1867, 3 Bde.); "Joseph II. und Katharina von Rußland, ihr Briefwechsel" (das. 1869)