Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

883

Arthralgie - Artillerie.

Arthralgie (griech.), Gelenkschmerz.

Arthritis (griech., "Gelenkentzündung"), Gicht.

Arthrocace (griech., "Gelenkverschwärung"), ein von J. R. ^[richtig: J. N. für Johann Nepomuk] Rust in die Chirurgie eingeführter Ausdruck für die schweren, mit eiteriger oder tuberkulöser Zerstörung verbundenen Fälle von Tumor albus oder Gliedschwamm (s. Gelenkentzündung).

Arthrodynie (griech.), Gelenkschmerz.

Arthroplástik (griech., "Glied-, Gelenkbildung"), s. Resektion.

Arthropoden, s. Gliederfüßler.

Arthrosis, Gelenk.

Arthur, myth. König, s. Artus.

Arthur, Chester Allan, der 21. Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 1830 zu Troy im Staat New York als Sohn eines Baptistenpredigers, besuchte das Union College, wo er schon 1848 graduierte, studierte die Rechte und ward 1850 Advokat in New York, wo er mit Erastus Culver u. a. eine Firma begründete, die mit vielem Erfolg arbeitete. Auch an der Politik nahm er eifrig teil und schloß sich den strengen Republikanern an. Als Chef des Geniewesens und Generalquartiermeister des Staates New York leistete er während des Bürgerkriegs durch unermüdliche Fürsorge für Bekleidung und Bewaffnung der Truppen wichtige Dienste. Er ward dafür 1871 mit dem einträglichen Posten des Hafenkollektors in New York belohnt, von dem ihn aber 1878 der Präsident Hayes wegen Amtsmißbrauchs entfernte. Als Vorsitzender des republikanischen Staatskomitees und als einer der Führer der sogen. Stalwarts in New York erlangte er großen politischen Einfluß und ward daher im Juli 1880 auf der republikanischen Nationalkonvention in Chicago, um diese Fraktion der Partei zu befriedigen, zum Vizepräsidenten der Union nominiert und im Dezember 1880 gewählt. Durch den frühen Tod des Präsidenten Garfield ward er 19. Sept. 1881 Präsident der Union und brachte nun seine Partei überall zur Herrschaft.

Arthurssitz, Berg, s. Edinburg.

Articulatio (lat.), Gelenk.

Artifex (lat.), Künstler, Werkmeister; Artifizium, Kunststück, Kunstgriff.

Artifiziell (franz.), künstlich, kunstmäßig; artifiziös (franz.), kunstreich, kunstvoll; fein, schlau.

Artig, s. v. w. der Art gemäß, wird im geselligen Verkehr das zuvorkommende, d. h. dasjenige Benehmen genannt, welches auf der Voraussetzung beruht, daß der andre zu der nämlichen Gattung wie wir selbst gehören, also z. B. gleichen Standes oder Ranges, gleicher Erziehung etc. mit uns selbst sei. Artigkeit findet daher nicht bloß zwischen wirklich Gleichstehenden, sondern ganz besonders von seiten höher Gestellter gegen niedriger Stehende statt, darf jedoch in diesem Fall nicht mit Herablassung (s. d.), bei welcher jene Voraussetzung nur Schein ist, verwechselt werden. Das Gegenteil von A., dasjenige Benehmen, welches auf der Voraussetzung der Ungleichartigkeit des andern beruht u. dieselbe hervorkehrt, heißt unartig.

Artikel (lat.), ein Redeteil, den viele Sprachen dem Substantiv beifügen, um den Begriff als einen bestimmten (der Mann) oder als einen unbestimmten (ein Mann) vorzustellen. Der Name stammt aus dem Latein (articulus) und ist eine wörtliche Übersetzung des zuerst von Aristoteles gebrauchten griechischen Ausdrucks Arthron ("Glied, Gelenk"), d. h. ein Wort, das eigentlich keine selbständige Bedeutung hat, sondern nur zur bessern Gliederung der Sätze dient. Übrigens zählten die griechischen Philosophen und Grammatiker außer dem A. auch verschiedene Pronomina dem Arthron zu. Der deutsche bestimmte A. ist weiter nichts als ein in seiner Bedeutung abgeschwächtes Demonstrativpronomen, und denselben Ursprung hat der bestimmte A. überall, wo er sich findet. So gehen das französische le, le, das italienische lo oder il und la, das spanische el und le auf das lateinische Demonstrativpronomen ille, illa ("jener, jene") zurück; der griechische bestimmte A. erscheint in dem altertümlichen Dialekt Homers noch als Demonstrativpronomen. Überhaupt tritt er fast immer erst in spätern Sprachstufen auf, um die durch Abschleifung der Laute verloren gehenden Endungen des Kasus, des Geschlechts und der Zahl zu ersetzen. Von den indogermanischen Sprachen hatten Latein, Sanskrit und Zend gar keinen A., und noch jetzt fehlt er allen slawischen Sprachen, mit Ausnahme des Bulgarischen, das ihn aber dem Substantiv nachsetzt, eine Erscheinung, die sich auch im Albanesischen, Rumänischen und in den skandinavischen Sprachen findet. Auch die semitischen Sprachen hatten ursprünglich keinen A.; im Hebräischen und Arabischen, wo er vorkommt, geht er dem Substantivum voraus, ebenso auch in dem hamitischen Altägyptisch, in den südafrikanischen Bantu- und andern Sprachen unzivilisierter Völker. Der unbestimmte A. ist eine noch modernere Sprachschöpfung; er ist überall, wo er sich zeigt, aus dem Zahlwort für eins entstanden. - A. nennt man außerdem auch die einzelnen in sich abgeschlossenen Abschnitte oder Unterabteilungen einer Schrift, z. B. eines encyklopädischen Werks, eines Vertrags, eines Gesetzes, einer Denk- oder Bekenntnisschrift; daher Friedens-, Kriegs-, Glaubensartikel. In letzterer Hinsicht sind die bekanntesten: die zwölf oder drei A. des sogen. Apostolischen Glaubensbekenntnisses, die Torgauer A. (1529), die A. der anglikanischen (1539) und gallikanischen (1682) Kirche u. a. - In der Kaufmannssprache ist A. s. v. w. Handelsgegenstand.

Artikelbriefe, Patente, durch welche Kriegsherren (in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark und Schweden) einen Feldobersten ermächtigten, ein Regiment Reiter oder Landsknechte aufzurichten; sie enthielten zugleich die Verfassung, die Verhaltungsregeln und Rechtsgebräuche, welche für das Regiment gelten sollten und von den Knechten zu beschwören waren.

Artikulaten, s. v. w. Gliedertiere.

Artikulieren (lat.), gliedern; etwas Punkt für Punkt vortragen; die einzelnen Teile eines Ganzen, insbesondere die Silben der Wörter, deutlich hervortreten lassen. Daher artikulierte Laute, solche Laute, welche nach Teilen (Silben) und Unterteilen (Vokalen und Konsonanten) unterschieden werden können, also menschliche oder den menschlichen nachgebildete Laute. Aus der Unfähigkeit, artikulierte Laute hervorzubringen, entsteht das Lallen.

Artikuliertes Verhör, im frühern deutschen Strafprozeß das Verhör über Fragen, welche nicht eine zusammenhängende Erzählung von seiten des Beschuldigten, sondern nur kurze Antworten bezweckten. Dabei wurde zwischen allgemeinen (articuli generales), den Lebenswandel, die Verhältnisse etc. des Inquisiten betreffenden und besondern (articuli speciales), lediglich auf die Anschuldigungspunkte gerichteten Artikeln unterschieden. In dem neuern, auf Öffentlichkeit und Mündlichkeit basierten Strafverfahren ist das artikulierte Verhör nicht mehr üblich.

Artillerie (im 15. und 16. Jahrh. Arkelei, später Artelarei und Artollerei, provençal. Artilharia, franz. Artillerie, s. v. w. Geschütz, Geschützwesen,