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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Asien

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Asien (Forschungsreisen in Iran und Vorderasien).

Iran.

Die Kenntnis des Plateaus von Iran wurde gefördert durch die Gesandtschaftsreisen Elphinstones 1808-1809 nach Kabul, Pottingers 1810 nach Kelat in Belutschistan, Conollys 1829 von Kaukasien nach Indien, Skinners 1835 über Babylon nach Persien und auch durch Stoddarts und Conollys Reise 1840 f. von Indien durch Afghanistan nach Bochara. In den 40er Jahren wurden Forschungsreisen von Europäern namentlich in Persien häufiger. Nachdem Blaramberg 1837-40 dort verschiedene Exkursionen gemacht, folgten Du Couret 1846-47, Abbot 1849 f., Sir W. Williams of Kars und Loftus 1850 ff., Czarnotta 1852, welcher den von Kotschy 1843 zum erstenmal wissenschaftlich untersuchten Berg Demawend erstieg. Im Auftrag der preußischen Regierung bereiste 1857 O. Blau von Sinope aus einen Teil Persiens; ebendaselbst war Nikolai v. Seidlitz 1856 thätig gewesen; 1859-60 begab sich eine preußische Gesandtschaft unter Minutoli und Brugsch nach Persien, wobei abermals der Demawend genauer untersucht wurde, während eine russische Expedition unter Chanykow 1858-59 einen großen Teil Persiens bereiste und aufnahm. Von den spätern Forschungen sind besonders hervorzuheben die Arbeiten der 1870-72 thätigen englischen Grenzkommission, zu welcher die Offiziere Sir F. Goldsmid, Enan Smith, St. John und Beresford Lovett gehörten. Wichtig sind dieselben besonders für die Landschaften Mekran, Seïstan und Chorasan, also den Osten Persiens, und Belutschistan, obwohl auch sonst das Land nach vielen Richtungen hin von ihnen durchzogen wurde. In dieselbe Zeit (1871-1872) fällt die für Belutschistan wichtige Reise Bellews vom Indus nach dem Tigris, der in Seïstan zu Sir F. Goldsmid stieß. Das nördliche Persien, namentlich Chorasan, bereisten 1873 Oberst Valentine Baker und Leutnant Gill, 1874 Kapitän Napier, 1875 Oberst Mac Gregor. Allen diesen Offizieren verdanken wir eine genauere Kenntnis des Gebirges im N. und NW. von Meschhed etc. 1874 beginnen die wichtigen Ausgrabungen von Andreas bei Buschir und die in den folgenden Jahren weit ausgedehnten Reisen des Photographen Stolze im westlichen Persien. Gleichzeitig bereiste der österreichische Geolog E. Tietze den Norden und gab uns neue Aufschlüsse, namentlich auch über den Elburz und Demawend. 1875 besuchte Floyer die bisher fast unbekannte Landschaft Baschakard im westlichen Belutschistan. Seit 1875 bis auf den heutigen Tag macht der in persischen Diensten stehende General Houtum-Schindler wertvolle Routenaufnahmen bei seinen Dienstreisen, die ihn durch die entlegensten Teile Persiens führen (veröffentlicht in der "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin"). Der schon oben genannte Oberst Mac Gregor erforschte 1877 in Gesellschaft des Leutnants Lockwood das nördliche Belutschistan. 1878 brachte den englisch-afghanischen Krieg und damit eine Erweiterung unsrer Kenntnisse von Afghanistan durch Russen und Engländer (Stoljetow, Grodekow, Matwäjew, Heaviside, Holdich, Woodthorpe, Tanner u. a.). An der Grenze von Afghanistan und Kaschmir hat der indische Pundit "Molla" das Thal des Kandia und seine Umgebung in dem schwer zugänglichen Gebirge erforscht; ein andrer, Abd ul Subhan, ging vom Kabulfluß über den Hindukusch nach Faisabad, und ein dritter, Imam Bux, durchwanderte die Gebiete zwischen der Suleimankette und dem See Abistada. In Persien bereiste endlich C. E. Stewart 1880 ff. den Nordosten (Chorasan und Daragez), Gasteiger Chan 1880 den Osten an der Grenze von Belutschistan und eine wissenschaftliche österreichische Expedition unter Polak, Wähner und Pichler seit 1882 den Westen des Landes, während Lovett 1881 den Norden durchforschte.

Vorderasien.

Arabien, das im vorigen Jahrhundert trotz Niebuhrs Reise dorthin so gut wie unbekannt blieb, ist nunmehr auch schon etwas genauer erforscht worden, wenn es auch nur selten gelungen ist, tiefer in das Innere einzudringen. Nachdem Seetzen 1807, Burckhardt 1812 und Sadlier 1817 ff. das nördliche Arabien und die Sinaihalbinsel durchzogen und Burckhardt 1814 ff. sogar Mekka und Medina hatte besuchen können, bereiste Wellstedt 1834 die Süd- und Südostküste (Omân) und Wrede 1843 die Küstenlandschaften von Hadramaut, Du Couret und Wallin auch das Innere, während Burton 1853 gleichfalls die heiligen Orte Arabiens betreten durfte. Erfolgreicher noch waren die Reisen von Palgrave, der 1862-63 durch das Innere Arabiens bis zum Persischen Golf vordrang, Guarmani (1864), Pelly (1865), Germain (1867), v. Maltzan (1865 und 1870). Seit 1870, wo Halévy seine archäologisch so wichtige Reise von Hodeida über Sana nach Nedschran ausführte, Munzinger und Miles (später Resident in Maskat) Hadramaut bereisten und Heinrich v. Maltzan von Aden aus die Umgegend erkundete, ruhte, von Besuchen leicht zugänglicher Hafenplätze und Küstenstriche abgesehen, die Erforschung Arabiens, bis sie 1876 wieder etwas mehr in Gang kam. In diesem Jahr besuchte Peters die heißen Quellen von Bescheir in Omân und Oberst Miles Birema im Innern derselben Landschaft. 1877 machte der Engländer Doughty eine Reise durch Hidschas über Teima nach Hail in Dschebel Schammar und dann durch Kasim und Taif (südlich von Mekka) und erreichte dabei zum erstenmal die fabelhafte Ruinenstadt El Hidschr (s. d.). Fast dieselben Gegenden bereiste bald darauf Charles Huber; ferner besuchte Manzoni 1877 und 1878 zweimal und 1880 abermals Sana, von wo er jedoch vor dem Fanatismus der Einwohner nach Aden zurückflüchten mußte. Eine neue Forschungsreise durch Südwestarabien unternahm 1882 S. Langer, die ihm das Leben kostete. Sein Nachfolger wurde Ed. Glaser. W. S. Blunt machte 1878/79 mit seiner Frau eine Reise von Damaskus durch das Wadi Sirhan nach Dschauf und weiter durch die Sandwüste Nefud nach Dschebel Schammar. 1884 wurde Huber auf einer neuen Reise bei Dschiddah ermordet.

Kaukasien wurde im Anfang des 19. Jahrh. von dem Orientalisten Klaproth bereist, dann 1811 von Engelhardt, 1817 von Porter, 1826 von Schulz, 1829 von Parrot, die bis nach Armenien vordrangen, wo 1838 ff. auch Texier, La Guiche und Labourdonnaye thätig waren, 1844-52 endlich der Naturforscher Moritz Wagner. 1836 ff. forschte der Botaniker Koch, 1843 der Nationalökonom v. Haxthausen in Transkaukasien, wo 1850 Chodzko, Chanykow u. a. gelegentlich der Triangulation den Ararat bestiegen. Um Erforschung der Trümmer der alten Städte in Mesopotamien machten sich namentlich verdient (seit 1843) Botta, der Entdecker der Ruinen von Ninive, Layard, Place, dann Grant, Perkins, Shiel, später Rich, Lynch, Ainsworth, Fulgence, Fresnel, Oppert, Spiegel, Rawlinson, Smith u. a. Mesopotamien und Armenien wurden 1849 von Walpole, 1853 von Langlois und Petermann, 1855 ff. von Seidlitz, Blau, Tschichatschew, Kotschy und Abich besucht, welch letz-^[folgende Seite]