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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Atella - Atessa.

pflichtung, zu arbeiten, Aufnahme fand. Da diese Anstalten, in denen wenig oder nichts gearbeitet wurde, sehr kostspielig waren, wurden sie sehr bald wieder aufgegeben. Auch durch Dekret vom 26. Febr. 1848 wurden solche Nationalwerkstätten, jedoch mit dem gleichen ungünstigen Erfolg, für kurze Zeit ins Leben gerufen. Vgl. Thomas, Histoire des Ateliers nationaux (Par. 1848); L. v. Stein, Der Sozialismus Frankreichs (2. Aufl., Leipz. 1847).

Atella, Stadt, s. Aversa.

Atellāne (fabula Atellāna), altital. Volkslustspiel mit stehenden Charaktermasken (wie die commedia dell' arte der Italiener), welches die Krähwinkeleien des ländlichen und kleinstädtischen Lebens darstellte. Von alters her in Übung bei der oskischen Bevölkerung Kampaniens (daher auch als oskisches Spiel von den Römern bezeichnet), erhielt dieses Possenspiel seinen Namen nach der kampanischen Stadt Atella, welche in ähnlichem Ruf wie Abdera und Schilda gestanden zu haben scheint. Seit Ende des 3. Jahrh. v. Chr. als Nachspiel (exodium) auf der römischen Bühne eingeführt, wurde die A. von maskierten freien römischen Jünglingen (nicht Schauspielern von Profession, histriones) improvisiert, bis sie im Anfang des 1. Jahrh. durch Novius und L. Pomponius von Bononia aus einer Volksposse zu einem Zweig der Kunstdramatik in der den Griechen entlehnten Form des regelmäßigen Lustspiels erhoben wurde. Seit der Mitte des 1. Jahrh. durch die Mimen (s. d.) verdrängt, nahm sie in der Kaiserzeit einen neuen Aufschwung; ihr Fortleben läßt sich noch lange verfolgen, bis sie allmählich mit dem Mimus zusammenfloß. Stehende Charaktermasken der A. waren: Maccus, der gefräßige und lüsterne Dummkopf (der Pulcinell der commedia dell' arte); Bucco, der Pausback, ein Prahler und Schwätzer (Brighella); Pappus, der Alte, meist ein eitler und geiziger Patron (Pantalone); Dossennus, der verschmitzte Charlatan (der Dottore). Vgl. Munk, De fabulis Atellanis (Leipz. 1840); Mommsen, Römische Geschichte, Bd. 2.

Atem (Odem), der bei der Ausatmung hervortretende Luftstrom, enthält weniger Sauerstoff als die eingeatmete Luft, aber bedeutend mehr Kohlensäure und Wasser, welch letzteres schon bei +5° R. wie ein Nebel wahrgenommen wird und auf kalten Gegenständen als zarter Hauch und als tropfbarflüssiger Niederschlag aufgefangen werden kann. Man benutzt diese Eigenschaft des Atems, um bei Scheintoten den nur noch durch einen schwachen A. sich zu erkennen gebenden Lebensfunken durch Vorhalten eines kalten Spiegels vor Mund und Nase nachzuweisen. Die ausgeatmete Luft besitzt annähernd die Temperatur des Körpers, ist also in der Regel wärmer als die eingeatmete. Der gesunde A. ist geruchlos; bei vielen Menschen aber hat der A. einen mehr oder weniger übeln, oft höchst unangenehmen und penetranten Geruch, welcher sich bei allgemeinen Leiden, Fiebern etc., oder bei örtlichen Krankheiten des Mundes, wie bei der Mundfäule, dem Speichelfluß durch Quecksilber, sowie bei Krankheiten des Magens und Darmkanals, oder der Lunge (bei Vereiterungen oder Brand derselben), oder der Urinwerkzeuge und dadurch hervorgerufener Zurückhaltung des Harnstoffs im Blut einzustellen pflegt und mit der ihn veranlassenden Krankheit verschwindet. Bei manchen im allgemeinen gesunden Menschen kommt übelriechender A. als ein dauerndes habituelles Übel vor. Er rührt dann entweder von hohl gewordenen Zähnen, oder von mangelhafter Reinigung des Mundes, oder von einem chronischen Katarrh des Mundes, der Mandeln, des Schlundkopfes, des Magens, von gestörter Verdauung, oder von einem krankhaften Zustand der Nasenschleimhaut und der thränenableitenden Organe her. Die Behandlung besteht in sorgfältiger Pflege des Mundes, möglichst unter Aufsicht eines Zahnarztes; ferner ist fleißiges Gurgeln anzuraten, entweder mit reinem Wasser, oder mit einem Zusatz von Chlorwasser, gutem Weinessig, Alaunpulver (eine Messerspitze voll) oder Myrrhentinktur (30-40 Tropfen), oder einem Löffel voll Rum oder Kölnischem Wasser zu einem Glas Wasser, öfters des Tags über. Liegt die Ursache in einer Erkrankung der Nasenhöhle, so ist der selbständige Gebrauch von Mitteln zu widerraten; der Arzt muß alsdann entscheiden, ob die Nasendouche od. dgl. am Platz sei. - In Atem sein sagt man in der Rennsprache von einem Pferde, das durch Trainieren so weit gebracht ist, daß es größere Touren in langem Galopp, ohne zu ermüden, vertragen kann, daß es überhaupt zum Rennen gut vorbereitet ist.

Atemhöhlen, bei den Pflanzen die erweiterten Stellen, welche die Intercellulargänge unter jeder Spaltöffnung bilden (s. Spaltöffnung).

Atemnot (Dyspnoë), der Zustand und das Gefühl erschwerter Atmung, ist ein Symptom, welches bei den verschiedenartigsten Krankheitszuständen vorkommt, bei denen der Gaswechsel in den Lungen gestört ist. Dies ist der Fall bei Geschwülsten, welche auf Kehlkopf und Luftröhre drücken oder sich in diesen selbst gebildet haben, bei Exsudatmassen, welche die Luftwege ausfüllen (Krupp), bei entzündlicher Schwellung der Schleimhäute der Luftwege, bei Zusammenpressung der Lungen durch Exsudate in der Brusthöhle, bei Hochstand des Zwerchfells infolge von Bauchfellentzündung oder Luftauftreibung der Därme etc. In andern Fällen beruht die A. darauf, daß die Zirkulation des Bluts durch die Lungen gestört ist, z. B. bei Herzkrankheiten. Endlich entsteht A. auch durch Einatmung irrespirabler Gasarten, oder sie beruht auf Blutarmut, insofern als nicht genug rote Blutkörperchen da sind, um die notwendige Menge des übrigens vorhandenen Sauerstoffs in sich aufzunehmen. Die Behandlung der A. kann sich selbstverständlich nur auf die Beseitigung der ursächlichen Momente richten.

A tempera malen, s. Tempera.

A tempo (ital.), zu rechter Zeit, passend, zeitgemäß; auch s. v. w. auf Zeit (Borg).

Atēna Lucāna, Stadt in der ital. Provinz Salerno, an der Stelle des Kastells der antiken Stadt Atena Petilia erbaut, durch das Erdbeben von 1857 fast ganz zerstört, mit (1881) 2329 Einw.

Atermoiement (franz., spr. -mŏamāng), Verlängerung der Zahlungsfrist, daher: atermoyieren, die Zahlungsfrist verlängern; sich atermoyieren, mit seinem Gläubiger sich auf gewisse Termine setzen.

Äternitas (lat.), Ewigkeit; auch Personifikation derselben und als solche häufig auf römischen Münzen abgebildet. Sie erscheint sitzend, stehend oder auf einem von Löwen oder Elefanten gezogenen Wagen fahrend. Ihre Attribute sind die Himmelskugel, die sich in den Schwanz beißende Schlange, der Phönix, Sonne und Mond u. a.

Atérno (Aternus), Fluß in Mittelitalien, s. Pescara.

Atessa, Stadt in der ital. Provinz Chieti, hat eine schöne Kollegiatkirche, Wollmanufaktur, Salamibereitung, Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und (1881) 5086 Einw.