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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Attenuieren; Atterbom; Atterbury; Atterration; Attersee

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Attenuieren - Attersee.

grad wirklich durch die Gärung verschwunden ist. Für die Praxis ist die Bestimmung dieses wirklichen Vergärungsgrads von Wichtigkeit, weil man daraus unmittelbar den Bruchteil des Maischextrakts findet, der wirklich in Alkohol übergegangen ist. Man kann auf diese Weise den Wert verschiedener Maischen und Maischmethoden sehr zuverlässig kontrollieren.

Die scheinbare A. p-m ist immer größer als die wirkliche. Der Unterschied zwischen beiden (p-m)-(p-n) ergibt die Attenuationsdifferenz d = n-m. Man findet ihn, indem man von dem Extraktgehalt der alkoholischen Flüssigkeit n die Aräometerprozente der nur von der Kohlensäure befreiten Flüssigkeit m abzieht; d ist um so größer, je alkoholreicher die Flüssigkeit ist. Der Alkoholfaktor, welcher, mit der Attenuationsdifferenz multipliziert, die Alkoholprozente A ergibt, der Alkoholfaktor für die Attenuationsdifferenz c, ist = A/(p-m). Mit Hilfe von c läßt sich aus der Attenuationsdifferenz der Alkoholgehalt eines Biers approximativ berechnen, selbst wenn der Malzextraktgehalt einer Würze nicht bekannt ist. c ist etwas verschieden, je nach der ursprünglichen Aräometeranzeige der in Gärung versetzten Flüssigkeit, behält aber bei derselben gärenden Flüssigkeit für jeden Vergärungsgrad gleichen Wert.

Dividiert man die scheinbare durch die wirkliche A., so erhält man den Attenuationsquotienten q = (p-m)/(p-n) welcher nach der verschiedenen Maischkonzentration verschieden groß ist. Er ist nämlich höher bei größerer und niedriger bei geringerer Dichtigkeit, aber er ist für eine und dieselbe zuckerhaltige Flüssigkeit in dem spätern Gärungsstadium, wenn die Attenuationsdifferenz sich der Zahl 1 nähert und sie übersteigt, ziemlich konstant. Man benutzt diesen Quotienten für die meisten saccharometrischen Berechnungen und findet so namentlich 1) den Wert der Alkoholfaktoren für die scheinbare A. Derselbe ergibt sich als a = b/q, d. h. man erhält diesen Faktor aus der Division des Faktors für die wirkliche A. durch den entsprechenden Attenuationsquotienten; 2) den Alkoholfaktor c für die Attenuationsdifferenz. Die Formeln ergeben c = b/(q-1); 3) das Verhältnis zwischen dem scheinbaren und dem wirklichen Vergärungsgrad, nämlich v¹ = v/q, d. h. man erhält den wirklichen Vergärungsgrad, indem man den scheinbaren durch den Attenuationsquotienten dividiert, welcher dem Ursprünglichen Wert von p zugehört; 4) den ursprünglichen Aräometergrad der Maische vor der Gärung mittels aller übrigen Angaben. Zur Ausführung dieser Berechnungen sind von Balling und Habich Tabellen entworfen worden. Vgl. Holzner, Die Attenuationslehre (Berl. 1876).

Attenuieren (lat.), verdünnen.

Atterbom, Peter Daniel Amadeus, schwed. Dichter, geb. 19. Jan. 1790 im Kirchspiel Asbo in Ostgotland, besuchte das Gymnasium von Linköping und bezog 1805 die Universität Upsala. Mit mehreren Freunden stiftete er hier 1807 den "Aurorabund", eine poetisch-kritische Gesellschaft, deren Hauptzweck war, die vaterländische Litteratur aus den Banden des französischen Klassizismus und der akademischen Steifheit zu befreien und ihr einen nationalen Aufschwung zu geben. Ihr Organ war die Zeitschrift "Phosphorus" (1810-15), von der die Anhänger der neuen litterarischen Richtung den Namen "Phosphoristen" empfingen. Atterboms "Xenien" und prosaische Aufsätze wirkten für die Zwecke des Blattes kräftig mit, trugen aber auch dazu bei, daß sich die Erbitterung der "Akademiker" hauptsächlich gegen ihn richtete. Von 1812 bis 1822 gab A. den "Poetisk kalender" heraus. Er bereiste 1817-19 Deutschland und Italien, wurde nach seiner Rückkehr Lehrer des Kronprinzen Oskar in der deutschen Sprache und Litteratur, darauf 1821 Dozent der Geschichte an der Universität Upsala und erhielt 1828 die Professur der Philosophie daselbst, die er 1835 mit der der Ästhetik vertauschte. Durch seine 1839 erfolgte Aufnahme in die Akademie ward der alte Streit zwischen den Phosphoristen und der Akademie vollends beigelegt. A. starb 21. Juli 1855 in Upsala. A. ist ein bedeutendes, vorzugsweise lyrisches Dichtertalent, das nur durch den Einfluß der Schellingschen Philosophie und eine gewisse Hyperromantik stark beeinträchtigt wurde, wie sich namentlich in dem seiner Zeit vielbewunderten Romanzencyklus "Die Blumen" ("Blommorna") zeigt. Wo er ungekünstelt und naturwahr auftritt, wie in vielen seiner kleinern Gedichte, z. B. in dem an seine Mutter gerichteten lyrischen Idyll "Meine Wünsche" ("Mina önskningar") und dem Cyklus "Minnesänger in Schweden" ("Minnesangarne i Sverige"), erscheint sein Talent von hoher Liebenswürdigkeit. Seine Hauptwerke sind die dramatisierten Märchen: "Die Insel der Glückseligkeit" ("Lycksalighetens Ö", Ups. 1824-27, 2 Bde.; deutsch von Neus, Leipz. 1831-33, 2 Bde.) und "Vogel Blau" ("Fogel Blå"), von welch letzterm indessen nur Fragmente vorliegen. Vom dramatischen Standpunkt aus betrachtet, sind sie wenig befriedigend, enthalten aber zahlreiche lyrische Ergüsse von größter poetischer Schönheit. Großes Verdienst erwarb sich A. durch seine litterarisch-historischen Schilderungen von "Schwedens Sehern und Dichtern" ("Sveriges siare och skalder", Ups. 1841-49, 5 Bde.) und das geistvolle Werk "Poesiens historia" (Örebro 1861-62, 4 Bde.). Auch seine "Wanderungserinnerungen" ("Vandringsminnen"), in denen er seine Reiseeindrücke wiedergibt, enthalten viel Vortreffliches. Eine Gesamtausgabe seiner Werke ("Samlade dikter", 6 Bde.; "Samlade skrifter i obunden stil", 7 Bde.) erschien Örebro 1854-70.

Atterbury, Franz, Bischof von Rochester, geb. 6. März 1663 zu Middleton Keynes in der Grafschaft Buckingham, besuchte die Schule zu Westminster, ward sodann Mitglied des Christ Church-College in Oxford, wo er Bentley bekämpfte, 1691 Prediger zu St. Bride in London und königlicher Kaplan. Er gehörte der hochkirchlichen Richtung an und bekämpfte die liberalen Bischöfe und die Whigpartei. Daher ward er nach dem Sturz der letztern 1712 zum Dekan von Christ Church und zum Bischof von Rochester ernannt. Im J. 1720 stiftete er eine jakobitische Verschwörung (A.-Verschwörung) an, die 1722 entdeckt ward; A. wurde abgesetzt und verbannt, stand bis 1728 in den Diensten des Prätendenten und starb 3. März 1732 in Paris. Seine Biographie schrieb Williams (Lond. 1869, 2 Bde.).

Atterration (lat., Atterrissement, franz., spr. -rißmāng), Anschwemmung von Land.

Attersee (Kammersee), der größte See Oberösterreichs (s. Karte "Salzkammergut"), westlich vom Traunsee in 466 m Meereshöhe gelegen, ist von S. nach N. 18,5 km lang, 3,7 km breit und 171 m tief und steht durch die Seeache, den Abfluß des Mondsees, mit diesem in Verbindung; aus ihm selbst fließt die Ager zur Traun ab. Sein Areal beträgt 47 qkm