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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Auberge - Aubrion.

Produktionen wohl "Maurer und Schlosser" und "Fra Diavolo" zu bezeichnen sind) die Spielgewandtheit der französischen Opernsängerinnen ebenso unentbehrlich ist wie der Oper Rossinis die Virtuosität italienischen Gesangs. Unter Aubers großen und ernsten Opern steht die "Stumme von Portici" ganz isoliert. Mit diesem kühnen und großartig konzipierten Werk trat der Tondichter aus dem leichtfertigen Pariser Genußleben hinaus auf den heißen Boden einer politisch aufgeregten Zeit und wußte bedeutsame Situationen durch ebenso bedeutsame Musik aufs glücklichste zu illustrieren. In Aubers Testament fand sich ein Preis von 5000 Frank ausgesetzt, der alljährlich für die beste komische Oper verteilt werden soll.

Auberge (franz., spr. obärsch), Gast-, Wirtshaus; Aubergist, Gastwirt.

Aubergine (spr. obärschihn), chinesische und japan. Thonwaren mit blauroter Glasur; auch (Albergine) der Eierapfel, die Frucht von Solanum Melongena (s. Solanum), nach deren (bisweilen) blauroter Farbe jene Thonwaren benannt sind.

Auberlen, Karl August, protest. Theolog, geb. 1824 zu Fellbach bei Stuttgart, studierte seit 1841 in Tübingen, wurde 1849 Repetent am theologischen Stifte daselbst, 1851 Professor der Theologie zu Basel, wo er 1864 starb. Seine Hauptschriften: "Die Theosophie Ötingers nach ihren Grundzügen" (2. Ausg., Basel 1859), "Der Prophet Daniel und die Offenbarung Johannis" (3. Aufl., das. 1874), "Die göttliche Offenbarung" (das. 1861-64, 2 Bde.), vertraten den unbedingten Inspirationsglauben im Sinn der Theosophie.

Aubert (spr. obär), Jean Louis, Abbé, franz. Fabeldichter, geb. 1731 zu Paris, ließ seine ersten Fabeln, welche Voltaires vollen Beifall fanden, im "Mercure de France" erscheinen, bekleidete 1773-1784 die Professur der französischen Litteratur am königlichen Collège und ward 1774 zugleich Generaldirektor der "Gazette de France" und königlicher Zensor. Er starb 10. Nov. 1814. Seine Fabeln zeichnen sich trotz eines gewissen philosophischen Anstrichs der Mehrzahl nach durch Natürlichkeit, Anmut und nicht selten durch wahre Poesie aus. Seine gesammelten Schriften erschienen als "Fables et œuvres diverses" (1775, 2 Bde.).

Aubervilliers (spr. obärwiljeh, Notre Dame des Vertus), Ort im franz. Departement Seine, Arrondissement St.-Denis, 8 km nördlich von Paris, am Kanal von St.-Denis gelegen, mit einem zur mittlern Befestigungslinie der Hauptstadt gehörigen Fort, alter Wallfahrtskirche, Fabriken für Kautschuk, Papier, Lackleder, Glas, chemische Produkte u. a., Eisengießerei und (1881) 19,437 Einw.

Au besoin (franz., spr. bĕsŏäng), nötigenfalls (besonders bei der Notadresse auf Wechseln).

Aubigné (spr. obinjeh), Théodore Agrippa, Chevalier d' (latinisiert Albinaeus), berühmter Franzose, gleich ausgezeichnet als Soldat, als Staatsmann und als Gelehrter, wurde 8. Febr. 1550 auf dem Schlosse St.-Maury bei Pons in Saintonge aus einer altadligen Familie geboren und zeichnete sich frühzeitig durch außerordentliche Fortschritte in Sprachen und Wissenschaften aus. Nachdem er in Genf unter Beza studiert hatte und ein eifriger Anhänger der Reformation geworden war, trat er in das Heer der Hugenotten ein und schloß sich besonders eng dem jungen König Heinrich von Navarra an. Dieser ernannte ihn nach und nach zum Maréchal de Camp, zum Statthalter der Insel Oléron, zum Gouverneur von Niort und Maillezais, zuletzt zum Vizeadmiral von Guienne und Bretagne. Obwohl er wesentlich zur Erhebung Heinrichs auf den Thron von Frankreich beitrug, verlor er doch durch seine Freimütigkeit und seinen calvinistischen Eifer die Gunst des Königs und wurde wiederholt, nach Heinrichs IV. Tod 1610 gänzlich vom Hofe verbannt. Als ihn, den furchtlosen Anwalt des Protestantismus, die katholische Hofpartei in seinem Zufluchtsort St.-Jean d'Angely mit Verfolgung bedrohte, begab er sich 1620 nach Genf, wo er 29. April 1630 starb. Unter seinen Schriften steht obenan: "Histoire universelle 1550-1601" (Maille 1616-20, 3 Foliobände), ein Werk, das die Ereignisse der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. mit einer bis dahin unerhörten Freimütigkeit schildert und 1620 auf Befehl des Parlaments durch Henkers Hand verbrannt wurde. Eine Ergänzung dazu ist Aubignés Selbstbiographie: "Histoire secrète, écrite par lui-même" (Köln 1729 bis 1731, 2 Bde.; neu hrsg. von Lalanne: "Mémoires", Par. 1854; deutsch in Schillers "Historischen Memoiren", Bd. 9, Jena 1795, und von Baum, Berl. 1854). Beide Werke sind für das Studium der Geschichte Heinrichs IV. und seiner Zeit sehr wichtig. Außerdem schrieb A. derbe Satiren in Prosa und Versen gegen die Thorheiten und Schlechtigkeiten seiner Zeit, als: "Confession catholique du sieur de Sancy" (Par. 1693); "Aventures du baron de Foenesté" (Maille 1618; neue Ausg. von Mérimée, Par. 1855); "Tragiques", ein satirisches Gedicht in 7 Gesängen (1616; neue Ausg. von Read, 1872). Eine Gesamtausgabe seiner Schriften veranstalteten Réaume und Caussade (Par. 1873 ff., 5 Bde.). - Sein Sohn Constant d'A., welcher zur katholischen Kirche übertrat, war der Vater der Marquise de Maintenon (s. d.). Vgl. Henke im "Historischen Taschenbuch" 1873; Réaume, Étude historique et littéraire sur A. d'A. (Par. 1883); Morillot, Discours sur la vie et les œuvres d'Agrippa d'A. (das. 1884); v. Salis, Agrippa d'A. (Heidelb. 1884).

Aubin (spr. obäng), Stadt im franz. Departement Aveyron, Arrondissement Villefranche, an der Eisenbahn Figeac-Rodez, hat bedeutenden Bergbau auf Steinkohlen (die Ausbeute betrug 1882: 778,638 metr. Ton.), Eisenerz, welches in den Hochöfen des benachbarten Orts Le Gua geschmolzen wird, Alaun u. a., Marmorbrüche, ausgezeichnete Schafzucht und (1876) 2474 Einw.

Aubl., bei botan. Namen Abkürzung für J. B. C. F. ^[Jean-Baptiste Christian Fusée] Aublet, geb. 1723 zu Salon, bereiste Französisch-Guayana, starb 1778 in Paris. Er schrieb "Histoire des plantes de la Guiane française".

Aubonne (spr. ohbonn), altes Landstädtchen des schweizer. Kantons Waadt, an der Eisenbahn Genf-Lausanne, dem weinreichen Ufergebiet La Côte angehörig, prächtig gelegen angesichts des Genfer Sees und der Savoyer Schneegebirge, umgeben von reizenden Villen, Schlössern und Aussichtspunkten (Signal de Bougy), mit (1880) 1852 Einw. Grabmal des französischen Admirals Duquesne.

Aubrac, Monts d' (spr. mong dobrack), Gebirgskette im südlichen Frankreich, zwischen dem obern Lot und seinen Nebenflüssen Colagne und Truyère, bildet gleich dem Gebirge La Margeride den Übergang vom Lozèregebirge zur Gruppe des Cantal. Sie ist vulkanischen Ursprunges, von tiefen Schluchten durchzogen, bietet auf den Hochflächen treffliche Viehweiden und erreicht bei einer mittlern Erhebung von 900-1000 m im Mailhebiau 1471 m Höhe.

Aubrion (spr. obrióng), Jean, Chronist der freien Reichsstadt Metz zu Ende des 15. Jahrh., Gesandter