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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Auerochs; Auersberg; Auersberger Grün; Auersperg

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Auerochs - Auersperg.

Auerochs (Auer, Bos primigenius Bojan.), der Urus, Ur des Nibelungenliedes, poln. Tur, fälschlich Bison genannt, Wiederkäuer aus der Gattung Rind (Bos) im engern Sinn, ist ausgestorben, lebte aber zu Cäsars Zeit und auch noch im Mittelalter in Deutschland und England, im 14. Jahrh. z. B. noch in Pommern neben dem Wisent. Er hatte nach den Beschreibungen und Abbildungen, welche uns erhalten sind, ganz das Ansehen des Ochsen, war untersetzt gebaut, schwarz mit einem weißlichen Streifen auf dem Rückgrat, mähnenlos und mit großem Gehörn versehen, welches, wie beim ungarischen oder römischen Ochsen, vorwärts und dann aufwärts gekrümmt war. Nach Cäsar soll er fast die Größe des Elefanten erreicht haben. Er wird als sehr schnell, wild und wütend geschildert, und seine Jagd galt unter den Deutschen als die rühmlichste. Das Fleisch wurde gegessen. Gürtel aus dem Leder des Auerochsen galten als sehr kostbar und wurden von den Frauen getragen, die Hörner faßte man in Silber ein und benutzte sie als Trinkgefäße. Man hielt die Auerochsen auch in königlichen Parken und paarte sie mit zahmen Kühen; die Jungen wurden dann aber nicht von den Auerochsen in der Herde geduldet, und die Kälber dieser Bastarde kamen tot auf die Welt. Zuletzt scheint der A. in Masovien gelebt zu haben. Vom 17. Jahrh. an werden die Nachrichten über den Auerochsen unsicher, und später hat man ihn allgemein mit dem Wisent (s. d.) verwechselt, welcher jetzt noch im Wald von Bialowicza gehegt wird und am Kaukasus wild vorkommt. Über das Verhältnis des Auerochsen zu den domestizierten Rassen des Rindes s. Rind.

Auersberg, Berggipfel im sächs. Erzgebirge, auf dem Plateau zwischen der Zwickauer Mulde und dem Schwarzwasser, im SO. von Eibenstock, 1019 m hoch.

Auersberger Grün, s. Berggrün.

Auersperg, ein nach der Überlieferung im 11. Jahrh. aus Schwaben nach Krain eingewandertes Adelsgeschlecht, das angeblich um 1020 sich auch in Friaul niederließ, im 13. Jahrh. im Dienst- und Lehnsverhältnis zu den Herzögen Kärntens, zu den Grafen von Gonz und Patriarchen Aquilejas stand, in lange, heftige Fehden mit den Grafen von Ortenburg verwickelt war, weitverzweigte Verwandtschaften einging, die wichtigsten krainischen Landesämter bekleidete und seit dem 15. Jahrh. in den beiden Söhnen Theobalds v. A., Volkhard VI. (geb. 1401, gest. 1451) und Engelhard I. (gest. 1466), die Gründer der beiden Hauptlinien, der Volkhard-Schönbergschen und Engelhardschen, besaß, deren letztere als überlebende die spätern zahlreichen Geschlechtszweige entwickelte. - Der bedeutendste Vertreter der Volkhard-Schönbergschen Linie ist Andreas, geb. 1556 als der jüngste Sohn Wolfgang Engelberts (gest. 1580), der, schon 1583 zum kaiserlichen Obersten ernannt, 1589 an der Stelle des Grafen Joseph von Thurn den Oberbefehl über die kroatische und Petriniaer Grenze erhielt und durch seine Tapferkeit gegen die Türken den ehrenden Beinamen "der christliche Achilles" sich erwarb. Seine rühmlichste, auch von dem zeitgenössischen Pater Abraham a Santa Clara in seiner "Redlichen Red für die krainerische Nation" gepriesene Waffenthat war 22. Juni 1593 der Sieg über das sechsmal stärkere Türkenheer unter dem gefürchteten Pascha Hassan von Bosnien an der Kulpa, wodurch Sissek gerettet wurde. Andreas starb unvermählt 1594. Seine Linie erlosch 1604. Vgl. Radics, Die Schlacht bei Sissek 22. Juni 1593 (eine Denkschrift, Laib. 1861). Der Engelhardschen Linie entsprossen zwei Hauptzweige: der Pankrazische oder krainische und der Volkhard-österreichische. Die hervorragendsten Mitglieder des erstern waren:

1) Herbard VIII., geb. 15. Juni 1528 zu Wien, der, am fürstlich klevischen Hof ausgebildet, seine Laufbahn als Kriegsmann 1546 unter dem damaligen Generalissimus der windischen Grenzen, Hans v. Lenković, begann; er wurde 1548 Hauptmann der Uskokenstadt Zengg und hielt sich wacker gegen die Türken, so besonders in der Schlacht bei Novi (1566). Eine höchst wichtige und schwierige Lebensstellung wurde ihm durch Verleihung der Krainer Landeshauptmannschaft zu teil, welche er 1566-72 bekleidete. Von Jugend auf der evangelischen Lehre befreundet, begünstigte A. auch in Krain die insbesondere von Primus Teuber in Angriff genommene Reformation, begegnete den antiprotestantischen Maßregeln der katholischen Hierarchie mit würdiger, fester Haltung und unterstützte auch den zweiten Schöpfer einer slowenischen Litteratur, Magister Georg Dalmatin, den Herausgeber des windischen Bibelwerks. Außerdem war aber A. auch die Seele der innern kroatischen Grenzverteidigung. Schon 1569 war er Feldoberster oder Generalissimus allda und genoß allgemeines Vertrauen. Am 22. Sept. 1575 erlag er jedoch bei Budaski der erdrückenden Übermacht der Türken und fiel als tapferer Vorkämpfer. Vgl. Radics, Herbard VIII., Freiherr zu A. (Wien 1862).

2) Johannes Weickhard, Graf, dann erster Fürst von A., geb. 11. März 1615, erwarb sich als Diplomat und Hofmann die volle Gunst Kaiser Ferdinands III., welcher ihn zum Erzieher seines (1654 verstorbenen) Thronfolgers Ferdinand IV. machte, zum ersten Staats- und Konferenzminister ernannte, mit dem Orden des Goldenen Vlieses bedachte und 17. Sept. 1653 in den Reichsfürstenstand erhob. A. erscheint 1654 auch als Herzog von Münsterberg und Frankenstein in Schlesien und infolge der Schenkung der großen Herrschaft Wels in Oberösterreich auch als oberösterreichischer Herrenstand. Im Gütererwerben sehr glücklich, führte er auch die Titel: gefürsteter Graf zu Thengen und Graf zu Gottschee und Wels. Unter Kaiser Leopold I. erster Minister, brachte er mit Lobkowitz den Geheimvertrag Frankreichs und Österreichs über die eventuelle Erbschaft Habsburg-Spaniens vom 19. Jan. 1668 zu stande. Dies und der Plan, eine Tripelallianz der drei katholischen Hauptmächte: Österreich, Frankreich und Spanien, zu stiften, fällt in den Schluß seiner ministeriellen Laufbahn. Denn als er sich durch Frankreichs Vermittelung hinter dem Rücken des Kaisers sogar den Kardinalshut erwerben wollte, wurde sein Verhältnis zu jener Macht aufgedeckt und sein Sturz entschieden. Er wurde als Majestätsverbrecher verurteilt, dann aber zur Internierung begnadigt und schloß seine Lebenstage in Laibach, wo er 13. Nov. 1677 starb.

Auersperg, 1) Anton Alexander, Graf von, als Dichter unter dem Namen Anastasius Grün berühmt, geb. 11. April 1806 zu Laibach als der Sproß eines uralten Adelsgeschlechts, das seit Kaiser Friedrich II. das Oberst-Erblandmarsch allsamt in Krain und der Windischen Mark innehat. Er erhielt seine Jugendbildung im elterlichen Haus und auf dem Theresianum zu Wien, trat dann in die Ingenieurakademie über und studierte Philosophie und Rechtswissenschaft in Graz und Wien. Nach Vollendung seiner Universitätsstudien machte