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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Augitfels; Augitporphyr; Augivālstil; Augmentation; Augmentativform; Augmentieren; Augsburg

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Augitfels - Augsburg.

erde und Eisenoxyd und findet sich in eingewachsenen Kristallen auch als Auswürflinge und sekundär lose, auch in Körnern und eingesprengt oder derb; in Basalt, Lava, Dolerit, Andesit, Diabas, auch in Kalksteinen. Die Augitkristalle der Basalte sind oft ungemein reich an mikroskopischen Kristallnadeln, Magnetitkörnern, Glaseinschlüssen, Leucitkristallen und mit flüssiger Kohlensäure gefüllten Bläschen. Zum A. gehört auch der grasgrüne Omphacit, welcher derb in körnigen und körnig schaligen Aggregaten vorkommt und aus Kalkmagnesiaeisenoxydulsilikat mit hohem Thonerdegehalt besteht. Er bildet mit Granat, wohl auch mit Disthen den Eklogit.

Augitfels, s. Lherzolit.

Augitporphyr, s. Diabas.

Augivālstil, got. Stil, s. Ogive.

Augmentation (lat.), Vermehrung, Verlängerung, heißt in der Musik die im Verlauf eines Tonstücks angebrachte Wiederholung oder Nachahmung eines Themas in Noten von doppeltem oder mehrfachem Wert; findet besonders im gebundenen Stil, in Fugen und andern kontrapunktischen Sätzen Anwendung. Zur Zeit der künstlichen Kontrapunkte der Niederländer (14.-16. Jahrh.) wurde die A. vielfach nicht in größern Notenwerten ausgeschrieben, sondern durch Vorschrift andern Tempos gefordert. Ein beliebtes Kunststück war es z. B., daß eine Stimme das Thema in gewöhnlicher Geltung vortrug, eine andre aber gleichzeitig dasselbe in der A., welche durch die Proportionszeichen ½, ⅓ etc. gefordert wurde. - In der Rhetorik ist A. s. v. w. Auxesis: lebhafte, übertreibende Darstellung einer Sache, z. B. "moralischer Tod" für liederliches Leben.

Augmentativform, Verstärkungs- oder Vergrößerungsform, bildet in manchen Sprachen das Gegenstück zu dem Diminutivum, der Verkleinerungsform. Wie letztere, so ist auch die A. besonders in den romanischen Sprachen stark vertreten; so heißt sala "Saal", salone "großer Saal"; contadina "Bäuerin", contadinotta "kräftiges Bauernweib". Vereinzelt finden sich solche Formen auch schon im Latein, z. B. matrona von mater ("Mutter") heißt "die würdige Mutter, Matrone".

Augmentieren (augieren, lat.), vermehren.

Augsburg, ehemals reichsunmittelbares Bistum, dessen zerstreute Besitzungen 2540 qkm (46 QM.) und 86,000 Einw. in zwei Städten (Dillingen und Füssen), elf Marktflecken und vielen ansehnlichen Dörfern enthielten. Der Bischof stand unter dem Erzbischof von Mainz, residierte in Dillingen, hatte aber Kathedralkirche und Hof in Augsburg. Die Einkünfte des Bistums und Domkapitels, das aus 40 Domherren bestand, betrugen über 400,000 Fl. Die Reihe der 66 Bischöfe, die neben dem alten Chor im Dom zu Augsburg abgebildet sind, beginnt angeblich mit Sosimus (gest. 600); doch betritt man erst mit St. Sindbrecht (778-809) historischen Boden. Der letzte regierende Bischof war Klemens Wenzeslaus, ein jüngerer Sohn Augusts III. von Polen (seit 1768), zugleich Bischof von Freising und Regensburg sowie Erzbischof und Kurfürst von Trier. Unter ihm wurde das Hochstift 1802 säkularisiert und zur Entschädigung Bayerns verwendet. Klemens ward dadurch auf den geistlichen Wirkungskreis eines Bischofs beschränkt und starb 1812. Nach dem Konkordat von 1817 wurde das Bistum dem Erzstift München-Freising unterstellt. Vgl. Steichele, Beiträge zur Geschichte des Bistums A. (Augsb. 1848-53, 2 Bde.); Derselbe, Das Bistum A., historisch-statistisch beschrieben (das. 1861-1884, Bd. 1-4).

Augsburg (Augusta Vindelicorum, hierzu der Stadtplan), Hauptstadt des bayr. Regierungsbezirks Schwaben, liegt 490 m ü. M. inmitten der schwäbisch-bayrischen Hochebene auf einem Hügel zwischen der Wertach und dem Lech, die sich unterhalb der Stadt vereinigen. Die eigentliche Stadt bildet die Gestalt eines länglichen Vierecks und wird in die obere und untere Stadt und Jakober Vorstadt geteilt. Die Bauart ist unregelmäßig, doch sind die Straßen meistenteils breit. Die Häuser lassen in ihrer Bauart, welche nur selten den deutschen Spitzbogen zur Schau trägt, die Wechselbeziehung, in welcher A. ehedem zu den italienischen Städten stand, leicht erraten. Unter den Straßen ist die Maximiliansstraße, von St. Ulrich bis zum Ludwigsplatz, die schönste; andre Hauptstraßen sind die Karolinen- und Ludwigsstraße, die St. Annastraße und die Philippine Welser-Straße sowie viele neu angelegte Straßen. Hauptplätze sind der Paradeplatz, der Maximiliansplatz bei St. Ulrich und der Ludwigsplatz beim Perlach. Eine Hauptzierde Augsburgs sind die öffentlichen, größtenteils mit metallenen Figuren geschmückten Brunnen: der Augustusbrunnen auf dem Ludwigsplatz (ein Werk des bayrischen Hofstukkateurs Hubert Gerhard von 1593), der Herkules- und der Merkuriusbrunnen in der Maximiliansstraße (1599 und 1602 von Adrian de Vries aus dem Haag erbaut). Das Wasser wird ihnen durch kunstvolle Maschinen zugeführt, die es in alle Teile der Stadt verteilen. Andre Wasserbauten Augsburgs sind die vier aus einem Arm des Lech vom Hohen Ablaß (einem Maschinenwerk) zur Stadt und in die Umgegend geleiteten Kanäle, die den Fabriken und Mühlen wichtige Vorteile verschaffen; sie fallen in einen Hauptkanal und werden durch diesen wieder in den Hauptstrom geleitet. Unter den kirchlichen Gebäuden ist zunächst der zweitürmige Dom (Frauenkirche), am Paradeplatz, zu erwähnen, dessen ältester noch vorhandener Teil aus dem Ende des 10. oder dem Anfang des 11. Jahrh. stammt. Er ist der Anlage nach eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit westlichem Chor, die im 14. Jahrh. gotisiert und durch zwei Nebenschiffe und einen östlichen Chor erweitert wurde; ganz romanisch sind die beiden Türme und die Krypte. An der Außenseite sind bemerkenswert neben den beiden überreich mit Skulpturen geschmückten Hauptportalen die ins südliche Seitenschiff führenden Bronzethüren am Mittelportal (Denkmal mittelalterlichen Erzgusses aus den ersten Dezennien des 11. Jahrh.), welche Szenen aus dem Alten Testament, rätselhafte und phantastische Gestalten, Tierbilder etc. zur Anschauung bringen (vgl. Allioli, Die Bronzethür des Doms von A., Augsb. 1853; Sighart, Geschichte der bildenden Künste im Königreich Bayern, Münch. 1863). Der ganze Dom ist 108 m lang, 39 m breit und im Mittelschiff 28,5 m hoch; letzteres war ursprünglich nach Art der romanischen Basiliken flach gedeckt und wurde erst 1346 eingewölbt. Im Innern wird der Bau durch 56 hohe Säulen getragen, wovon 28 das Schiff stützen. Die Kirche enthält mehrere schöne Altarbilder (berühmt sind die vier Altarblätter von H. Holbein dem ältern) und viele alte Glasmalereien, zum Teil aus dem 11. Jahrh. (vgl. Braun, Beschreibung der Augsburger Domkirche, Augsb. 1829). Nächst dem

^[Abb.: Wappen von Augsburg.]