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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Aurignac - Ausbeutemünzen.

Durchgehens der Pferde die an ihrem Körper befestigten Bügel durchschneiden zu können. Das Führen des Wagens in der Bahn gereichte später dem freien Bürger zur Unehre. S. Abbildung.

Aurignac (spr. orinjack), Flecken im franz. Departement Obergaronne, Arrondissement St.-Gaudens, mit (1876) 1484 Einw.; dabei eine merkwürdige Höhle mit 17 menschlichen Skeletten, die 1852 entdeckt und für einen uralten Begräbnisplatz aus der sogen. Steinzeit erklärt ward.

Aurikel, s. Primula.

Aurikular (lat.), die Ohren betreffend; auricularis confessio, Ohrenbeichte.

Aurillac (spr. orijack), Hauptstadt des franz. Departements Cantal, an der Jordanne, am Fuß des Bergs Cantal und an der Orléansbahn gelegen, hat Reste eines Felsenschlosses, zwei Kirchen aus dem 14. und 15. Jahrh., ein mineralogisches Museum, zwei eisenhaltige Mineralquellen und vor der Stadt einen Hippodrom, in dem alljährlich Pferderennen stattfinden. Die Einwohner, 1881: 12,860, fabrizieren Spitzen, Kupfergeräte, Chemikalien, Schokolade, Zement etc. und treiben Handel mit Pferden, Rindvieh und Käse. A. wurde bereits im 8. Jahrh. gegründet und ist Geburtsort des Papstes Silvester II., dem daselbst eine Statue (von David d'Angers) errichtet wurde.

Aurin, s. Anilin, Rosolsäure und Phenylfarbstoffe.

Aurin, roter, s. Erythraea.

Auriol (spr. orioll), Stadt im franz. Departement Rhônemündungen, Arrondissement Marseille, am Huveaune und an der Mittelmeerbahn, hat römische Baureste u. (1876) 2453 Einw., welche Kohlenbergbau, Sodafabrikation, Baumwollspinnerei etc. betreiben.

Auripigment (lat., Operment, gelbe Arsenblende, Rauschgelb), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, findet sich in kleinen, rhombischen Kristallen, häufiger aber in nierenförmigen, kugeligen oder tropfsteinartigen, wenig durchscheinenden Massen von zitronen- oder pomeranzengelber Farbe, schwachem Fettglanz, blätterigem Bruch, Härte 1,5-2, spez. Gew. 3,4-3,5, besteht aus Schwefelarsen As2S3 ^[As_{2}S_{3}] mit 60,98 Arsen und findet sich vornehmlich in Ungarn und Siebenbürgen, mit Realgar, Quarz und Kalkspat in Mergeln und thonigen Sandsteinen, mit Bleiglanz, Schwefelkies, Blende und gediegenem Gold auf Erzgängen, auch auf Gängen im Thonschiefer, zu Andreasberg am Harz, in der Walachei, in Kleinasien, China, Mexiko, als vulkanisches Erzeugnis in Kraterspalten am Ätna und Vesuv. Es dient als Malerfarbe, wird aber zu diesem Zweck meist künstlich dargestellt. Vgl. Arsensulfide.

Auris (lat.), das Ohr.

Auri sacra fames (lat.), "fluchwürdiger Hunger nach Gold", Citat aus Vergils Äneide (3, 57).

Auro-Natrium chloratum, Chlorgoldnatrium, s. Goldchlorid.

Auronzo, Distriktshauptort in der ital. Provinz Belluno, im Alpenthal des Ansiei, eines Nebenflusses der Piave, gelegen, mit (1881) 3626 Einw., Blei- und Galmeigruben und dem großen Wald San Marco, der vorzügliches Schiffbauholz liefert.

Aurora (lat., "Morgenröte"), Göttin, s. Eos.

Aurora, 1) Stadt im amerikan. Staat Illinois, Grafschaft Kane, am Fox River, 56 km westlich von Chicago, hat ein Seminar (Jennings), Eisenbahnwerkstätten, lebhaften Produktenhandel und (1880) 11,873 Einw. -

2) Stadt im amerikan. Staat Indiana, Grafschaft Dearborn, am Ohio, in sehr fruchtbarer Gegend, wurde 1819 von Deutschen gegründet, hat bedeutende Ausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten nach den Südstaaten und (1880) 4432 Einw.

Aurora australis, Südlicht; Aurora borealis, Nordlicht, s. Polarlicht.

Aurorablume, s. Echites.

Aurora Musis amica, lat. Sprichwort: "Die Morgenröte ist den Musen hold", entsprechend dem deutschen "Morgenstund' hat Gold im Mund".

Auroravogel, s. Astrilds.

Aurugo (lat.), Gelbsucht.

Aurum (lat.), Gold; A. chloratum, hydrochloratum, hydrochloricum, muriaticum, Goldchlorid; A. chloratum (muriaticum) natronatum, Chlorgoldnatrium; A. graphicum, Schrifterz; A. foliatum, Blattgold; A. mosaicum, musivum, Musivgold; A. paradoxum, Tellur; A. pigmentum, Auripigment, Schwefelarsen; A. potabile, bei den Alchimisten eine Goldlösung, später eine Lösung von Goldchlorid in Äther.

Aurunker (Aurunci, griech. Ausoner), ital. Volk oskischen Stammes, am Lirisfluß im nördlichen Kampanien, mit den Städten Minturnä, Sinuessa und Suessa Aurunca. Sie wurden 313 v. Chr. von den Römern unterjocht.

Ausartung (Degeneration), das "aus der Art Schlagen" oder plötzliche Abweichen eines Lebewesens von der Form, Farbe und Eigenart seiner Eltern, gewöhnlich mit dem Nebenbegriff der Verschlechterung, z. B. wenn Haustiere oder Gartenpflanzen, der menschlichen Pflege entzogen, auf die wilde Stammart zurückschlagen oder verwildern. Vgl. Atavismus und Entartung. S. auch Pflanzenkrankheiten.

Ausbau, s. Abbau.

Ausbeute (Bergrecht), der Erlös aus den Grubenprddukten, welcher, soweit er die Ausgaben und den Bedarf des Betriebs übersteigt, in der Regel vierteljährlich an die Kuxinhaber verteilt zu werden pflegt. Ihrer wirtschaftlichen Natur nach stellt sich die A. sowohl als Rente wie als Kapitalrückzahlung dar; sie wird nach gemeinem und nach französischem Recht zu den Früchten des Bergwerks gezählt, das allgemeine preußische Landrecht betrachtet sie dagegen als einen Erlös aus der Substanz, so daß z. B. der Nießbraucher nicht die A., sondern nur die Zinsen davon bezieht. Die A. unterscheidet sich durch ihre gemischte Natur von der Dividende und bildet zugleich den charakteristischen Unterschied zwischen der Aktiengesellschaft und der Gewerkschaft. Die Gewerkschaften konservieren bei der Ausbeutung nur den nötigen flüssigen Betriebsfonds, nicht aber ein bilanzmäßiges Anlagekapital, wie solches die Aktiengesellschaft verlangt. Während letztere Rückzahlung des Aktieneinschusses nur unter besondern Voraussetzungen gestattet, operiert die Gewerkschaft durch Auszahlung der A. gerade entgegengesetzt, verlangt dagegen bei eintretendem Bedürfnis Zubußen, d. h. Kapitalnachzahlungen, von den Gewerken. "Die Aktie verspricht, was sie nicht halten kann, der Kux ist ehrlich." Die Form der Gewerkschaft entspricht den Zwecken des Bergbaus mehr als die der modernen Aktiengesellschaft, besonders seitdem die neuern Berggesetze durch die Mobilisierung der Kuxe die freiere Bewegung des Kapitals auch in dieser Form möglich gemacht haben. Das ältere Recht unterscheidet zwischen der A. im engern Sinn und der Verlagserstattung. Zu letzterer rechnet man die bis zur Deckung der eingezahlten Zubuße (ohne Zinsberechnung) verteilte A. Freikuxe nehmen nur an der A., nicht an der Verlagserstattung und ebensowenig an der Zubuße teil.

Ausbeutemünzen, aus dem ersten Ertrag oder bei Gelegenheit von besonders hohem Ertrag von Gold-^[ERGÄNZUNGSSTRICH!]