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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Australien

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Australien (Entdeckungsgeschichte).

einzelne Teile des australischen Küstensaums erforscht (der Franzose Marion 1772, der Engländer Furneaux 1773, Cook auf seiner dritten Reise 1777 die Südküste Tasmanias, Bligh 1789 und Edwards 1791 die Torresstraße, Macclure 1791 einen Teil der Nordküste). Viel bedeutender waren die Forschungen des Engländers Vancouver, des Entdeckers des King George-Sundes, 1791 und des Franzosen d'Entrecasteaux 1792 im Archipel Recherche und im südlichen Tasmania. Von hohem Wert waren auch die von der inzwischen im Port Jackson gegründeten Kolonie aus unternommenen Küstenerforschungen, besonders die von Baß, dem Entdecker der Baßstraße, 1797, die von demselben und von Flinders durchgeführte Umschiffung von Tasmania 1798, die Erforschung der Moretonbai durch Flinders 1799, die Aufnahme der Küste des jetzigen Victoria durch Grant 1800. Bald darauf führte die Vermutung, daß zwischen dem so wenig bekannten Carpentariagolf und dem noch ganz unerforschten Teil der Südküste zwischen den Entdeckungen von d'Entrecasteaux und Grant ein Kanal den Kontinent durchschneiden könne, zur Absendung zweier großer Expeditionen von Europa aus, einer französischen unter Baudin, die von 1801 an Tasmania und die ganze. Süd- und Westküste des Kontinents, doch größtenteils auf sehr ungründliche Weise erforschte, und einer englischen unter Flinders seit 1802, der man die trefflichen Aufnahmen der ganzen Südküste, des Teils der Ostküste von Port Stephens bis Kap Palmerston, des Barrierriffs und des ganzen Carpentariagolfs verdankt, das Glänzendste, was bisher Europäer an den australischen Küsten geleistet haben. Erst nach der Beendigung des großen Kriegs gegen Napoleon I. übertrug die englische Regierung die Fortsetzung dieser Küstenaufnahme dem Kapitän King, der 1817-24 in vier Reisen die nordöstliche, nördliche, nordwestliche und westliche Küste mit sehr anerkennenswerter Gründlichkeit erforscht hat (mit einziger Ausnahme des Golfs, in den der Victoriafluß fällt, und des Teils der Nordwestküste zwischen dem Kap Levesque und dem Dampierarchipel). Später wurde zur Ausfüllung dieser Lücken und genauerer Aufnahme einzelner derselben besonders bedürftiger Küstenteile 1837 Kapitän Wickham, dem 1841 Kapitän Stokes gefolgt ist, abgesandt; beide haben mit dem besten Erfolg verschiedene Punkte der Nordwestküste und der nördlichen Küste erforscht (Wickham entdeckte den Fluß Victoria wie Stokes den Albert und den Flinders). Die Notwendigkeit, den nächsten Verbindungsweg zwischen den Kolonien des östlichen A. und Indien genau kennen zu lernen, hatte später noch drei Expeditionen zur Folge, von denen die erste des Kapitäns Blackwood 1842-1845 uns mit der Nordostküste des Kontinents, dem Barrierriff und seinen Kanälen, den Pässen und Inseln in der Torresstraße bekannt gemacht hat, während die zweite des Kapitäns Owen Stanley 1847-1850, deren Hauptzweck eigentlich die Erforschung des südöstlichen Neuguinea gewesen ist, nicht unbedeutende Erweiterungen der Blackwoodschen Forschungen zur Folge hatte; die dritte endlich, von Kapitän Denham 1859-60, war hauptsächlich der Erforschung des sogen. Korallenmeers gewidmet und führte zur Feststellung des besten Wegs durch dasselbe zur Torresstraße.

Die ersten Versuche, in das Innere einzudringen, welche naturgemäß von Neusüdwales ihren Ausgangspunkt nahmen, scheiterten an der Rauheit der hinter den ersten Ansiedelungen sich erhebenden Blauen Berge; erst 1813 erfolgte die Überschreitung derselben und die Entdeckung der schönen Weidegründe von Bathurst, gleichzeitig auch der beiden größern Ströme Lachlan und Macquarie. Den fernern Lauf derselben zu erforschen, übertrug man Oxley, der 1817 dem erstern Fluß bis in die Nähe seiner Mündung folgte, 1818 den Lauf des andern entdeckte und zugleich auf der Rückkehr die Liverpoolebenen und den Hastingsfluß auffand. Die erste Bekanntschaft, die man dabei mit der wenig anmutenden Natur eines australischen Tieflandes machte, führte die Kolonisten dahin, ihre Thätigkeit lieber der Erforschung des längs der Küste sich hinziehenden Gebirgslandes zuzuwenden, und in zehn Jahren wurde dasselbe von 27-38° südl. Br. bekannt, hauptsächlich durch die Reisen Allen Cunninghams 1827 über die Liverpoolebenen und das westliche Neuengland nach den Darling Downs, dem Küstenland des Brisbaneflusses und der Moretonbai, sowie durch die Humes, Howells und Hiltons, welche den Murrumbidschi und den Murray entdeckten und Port Phillip erreichten. Darauf wurde Kapitän Sturt beauftragt, die Erforschung der beiden von Oxley entdeckten Gebirgsflüsse noch einmal zu unternehmen. Er fand 1828 den Sumpfsee des Macquarie vollständig trocken und drang darüber hinaus vor bis an einen viel größern Fluß, den Darling, den man sogleich und ganz richtig mit den von Cunningham gefundenen Gebirgsströmen in Verbindung setzte; 1829 befuhr er den Murrumbidschi, wobei er entdeckte, daß der Lachlan sich in denselben ergießt, bis an seine Mündung in den Murray, den er bis an seinen Ausfluß in die Encounterbai verfolgte. Dem Major Mitchell gelang es 1831, die Entstehung des Darling aus der Verbindung der Flüsse Namoi und Barwan nachzuweisen; 1835 erforschte er den Darling bis in die Nähe seiner Mündung, 1836 folgte er dem Murray und bestimmte seine Verbindung mit dem Darling, auf der Rückreise entdeckte er das Gebiet des jetzigen Victoria, das er Australia felix nannte.

Die Gründung der Kolonie Südaustralien und der Stadt Adelaide 1836 war eine Folge der günstigen Berichte, die Sturt von dem Mündungsland des Murray entworfen hatte. Die ersten Unternehmungen der Kolonisten führten dahin, das Land bis zur Spitze des St. Vincentgolfs kennen zu lernen. 1839 dehnte Eyre diese Untersuchungen bis zur Spitze des Spencergolfs, zum Torrenssee und westlicher bis zur Gawlerkette aus; 1840 erforschte er das nördliche Ende der Flinderskette, von der aus er das südaustralische Tiefland mit seinen Seebecken erblickte, die er irrtümlich für zusammenhängend hielt, und unternahm dann unter unsäglichen Beschwerden den Weg zu Lande längs der Küste bis zum King George-Sund. - Die 1829 am Schwanenfluß gegründete Kolonie Westaustralien ward Veranlassung einer Reihe von Unternehmungen zur Erforschung des Innern, durch welche die Darlingberge, die Bergzüge im N. des King George-Sundes, der untere Lauf des Murchison und die Küsten der Sharksbai bekannt wurden. 1858 erreichte Frank Gregory vom Murchison aus nördlicher das Thal des Gascoyne, erforschte es bis an seine Mündung und entdeckte 1861 von der Nickolbai den ganzen nördlichen Teil des westaustralischen Berglandes und die Thäler der Flüsse Ashburton, Fortescue und De Grey.

Nachdem so die um die kolonisierten Teile der Küstenlandschaften sich ausbreitenden Gebirgsländer erforscht waren, begannen seit der Mitte dieses Jahrhunderts die mit so außerordentlichen Anstren-^[folgende Seite]