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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Auwers - Aval.

lin des Connetable Karl von Bourbon. Nach deren Tod machte König Franz' I. Mutter Luise von Savoyen Ansprüche auf das Dauphiné, das nach Karls Abfall mit der Krone vereinigt wurde. Die Erbin des La Tour, Margarete de la Tour, heiratete 1518 Lorenzo de' Medici, Herzog von Urbino. Ihre Tochter Katharina von Medici schenkte die Grafschaft A. dem Herzog von Angoulême, Karls IX. natürlichem Sohn. Margarete von Valois, Tochter Katharinas, focht diese Schenkung an, und das Parlament sprach ihr 1606 den Besitz von A. auch zu, worauf sie 1610 die A. an Ludwig XIII. abtrat. Vgl. Imberdis, Histoire générale de l'A. (Par. 1868, 2 Bde.); Rivière, Histoire des institutions de l'A. (das. 1874).

Auwers, Arthur, Astronom, geb. 12. Sept. 1838 zu Göttingen, wurde 1859 Assistent an der Sternwarte in Königsberg, 1862 in Gotha und ging 1866 als Mitglied der Berliner Akademie und akademischer Astronom nach Berlin, wo er 1878 beständiger Sekretär der physikalisch-mathematischen Klasse der Akademie wurde. A. vollendete schon 1857 seine Bearbeitung der Nebelbeobachtungen W. Herschels. In Königsberg führte er die von Bessel mit dem Heliometer begonnenen, die Stellarastronomie betreffenden Untersuchungen fort. Er lieferte ferner "Untersuchungen über veränderliche Eigenbewegungen der Fixsterne" (Leipz. 1868), eine neue Bearbeitung der Greenwicher Fixsternbeobachtungen von 1750 bis 1762, vermittelst welcher Bessel die "Fundamenta astronomiae" herstellte, Bahnberechnungen von Doppelsternen, namentlich von Sirius und Procyon, Untersuchungen über Fixsternparallaxen etc. Im J. 1874 beobachtete er in Theben und 1882 zu Punta Arenas den Venusdurchgang, nachdem er vorher an der Spitze des Ausschusses gestanden, der die Ausrüstung der vom Deutschen Reich auszusendenden Beobachtungsexpeditionen zu leiten hatte. Auch war er bei der Errichtung und später bei der Direktion des astrophysikalischen Observatoriums in Potsdam beteiligt.

Auxerre (spr. ohssähr oder ohkssähr), Hauptstadt des franz. Departements Yonne, an der Yonne und einem Zweig der Bahn Paris-Lyon, inmitten von Weingärten gelegen, hat ein unfreundliches Innere, einen schönen gotischen Dom (zu St. Stephan, 1215 umgebaut), ein ehemaliges bischöfliches Schloß, jetzt Präfektur, die verfallene Abtei St.-Germain (422 gegründet), eine öffentliche Bibliothek von 35,000 Bänden, ein Museum, einen botanischen Garten, eine Getreidehalle mit der Statue des Mathematikers Fourier sowie ein Denkmal des Marschalls Davoût. Die Einwohner, (1881) 16,393, betreiben Fabrikation von Fässern, Kerzen und chemischen Produkten etc. und lebhaften Wein-, Kohlen- und Holzhandel. Eine schöne Promenade umgibt die Stadt. Der hier wachsende Auxerrewein, namentlich der Chainette und der Migraine, gehört zu den besten Burgunderweinen. A. hieß im Altertum Autissiodorum und war eine Stadt der Senonen; seit dem 3. Jahrh. erscheint es als Bischofsitz. Die Römer behaupteten sich hier gegen die Burgunder, aber der Frankenkönig Chlodwig eroberte die Stadt. Die Grafschaft Auxerrois stand seit Anfang des 11. Jahrh. unter erblichen Grafen; später wechselten verschiedene Häuser im Besitz derselben, bis sie 1370 durch Kauf an die Krone Frankreichs kam. Im J. 1435 durch den Vertrag von Arras an Philipp von Burgund abgetreten, fiel sie nach Karls des Kühnen Tod (1477) an die Krone zurück.

Auxēsis (griech.), Vermehrung; in der Grammatik s. v. w. Augment (s. Augmentativform); in der Rhetorik s. v. w. rednerische Übertreibung (s. Augmentation).

Auxiliar (lat.), helfend, zur Aushilfe dienend, z. B. Auxiliarbücher, die Hilfsbücher der Buchhaltung; Auxiliartruppen, Hilfstruppen.

Auxiliare (lat.), Hilfswort.

Auxiliāroffiziere (Officiers auxiliaires, "Hilfsoffiziere"), in Frankreich Bezeichnung der Offiziere des Beurlaubtenstandes, welche im Mobilmachungsfall in die Kadres des aktiven Heers eingereiht werden.

Auxilĭum (lat.), Hilfe, Beistand, Schutz; in der Mehrzahl auxilia, s. v. w. Hilfstruppen. Im Mittelalter bezeichnete man mit A. eine Beisteuer der Leibeignen sowie des Vasallen zu außerordentlichen Ausgaben seines Herrn. A. pallii war die Beisteuer, welche eine Diözese zur Lösung des Palliums für ihren neukrëierten Bischof in Rom erlegen mußte.

Auxois (spr. ohssŏa), eine Landschaft im alten Herzogtum Burgund, zwischen dem Oberlauf der Seine und Yonne, mit der Hauptstadt Semur, war unter den Römern von den Mandubiern bewohnt, deren Hauptstadt Alesia (s. d.) war, später eine Zeitlang selbständige Grafschaft und ist jetzt in die Departements Yonne und Côte d'Or verteilt.

Auxomēter (griech., "Vergrößerungsmesser"), eine vom Londoner Optiker Adams angegebene Vorrichtung zur Messung der Vergrößerung eines Fernrohrs. Vgl. Dynameter.

Auxonne (spr. ohssónn), Stadt im franz. Departement Côte d'Or, Arrondissement Dijon, an der Saône und der Bahn Belfort-Dijon, Festung vierten Ranges, mit schöner Kirche aus dem 14. Jahrh., festem Schloß, ehemaligem Arsenal und einer Statue Napoleons I. Die Einwohner, 1876: 4964, betreiben Fabrikation von Nägeln, Tuch etc. und lebhaften Handel mit Getreide, Wein, Holz etc. - A., sehr alt, soll früher Aussonia geheißen haben und bildete seit dem 11. Jahrh. eine eigne Grafschaft. Letztere kam 1237 durch Tausch an das Herzogtum Burgund, mit dem sie vereinigt blieb, bis sich nach Karls des Kühnen Tod (1477) Ludwig XI. ihrer bemächtigte. Die Stadt erhielt seit 1673 durch Vauban verstärkte Werke und leistete 1815 unter General Andréossy den Österreichern hartnäckigen Widerstand, bis sie 28. Aug. kapitulieren mußte.

Auxosporen, die eigentümlichen, durch Kopulation gebildeten Sporen der Diatomeen (s. Algen, S. 343).

Ava, 1) alte Hauptstadt von Birma in Hinterindien, s. Amarapura. - 2) Fluß, s. v. w. Irawadi.

Ava, die älteste deutsche Dichterin, Verfasserin dreier Gedichte vom "Leben Jesu", vom "Antichrist" und vom "Jüngsten Gericht", gedruckt nach der Vorauer Handschrift, die allein den Namen überliefert, in Diemers "Gedichten des 11. und 12. Jahrhunderts" (Wien 1849). Diemer vermutet in ihr eine Reclusa (Klausnerin), die in oder bei Göttweih in Österreich 8. Febr. 1127 starb. Vgl. A. Langguth, Untersuchungen über die Gedichte der Frau A. (Halle 1880).

Aval (v. lat. advalere, "zu gelten"), eine Wechselverbindlichkeit, welche dadurch hergestellt wird, daß der Übernehmer derselben (Avalist) seinen Namen unter den eines andern Wechselverpflichteten (Trassanten, Acceptanten, Indossanten, Ausstellers eines Eigenwechsels) setzt. Die rechtliche Wirkung ist hier im allgemeinen die, daß jeder Mitunterzeichner für die ganze Wechselsumme oder die ganze Regreßsumme haftet. Es ist dabei gleichgültig, ob der Name des Mitunterzeichners mit einem die Eigenschaft als Bürge